Mit kühlem Kopf zum Erfolg im hohen Norden

04.12.2017

von Martin Münzberger

Der Handball-Zweitligist HBW Balingen-Weilstetten lieferte am Samstag beim Wilhelmshavener HV eine richtig starke Leistung ab – und belohnte sich am Ende mit einem klaren 29:22-Sieg.

Lob von allen Seiten gab es für den HBW Balingen-Weilstetten nach dem überzeugenden 29:22(14:7)-Sieg beim Wilhelmshavener HV. Die Kurzformel von HBW-Trainer Jens Bürkle: „Riesenspiel, Riesenruhe.“

Mit kühlem Kopf zum Erfolg im hohen Norden

© Eibner

Der abstiegsbedrohte Wilhelmshavener HV wurde dem HBW Balingen-Weilstetten am Samstag nie wirklich gefährlich. Tobias Wagner & Co. lagen von Anfang an in Führung.

Nur so zur Erinnerung: 29 Auswärtstore sind schön, können an der Nordseeküste aber auch so sicher ins Punkte-Nichts führen, wie auf die Flut die Ebbe folgt. Bietigheim traf 30 Mal in Wilhelmshaven, kassierte aber 37 Gegentore. Insofern müssen an dieser Stelle zunächst nicht die Kracher bejubelt werden, die Valentin Spohn & Co. in die WHV-Maschen beförderten, sondern der Blick geht in die Defensive. Und da hatte sich vor einem richtig starken Tomas Mrkva eine 6:0-Abwehr formiert, die im ersten Durchgang nur sieben Treffer zuließ. Genauer: fünf Tore und zwei Siebenmeter des abstiegsgefährdeten Gastgebers. Und noch genauer hatte Jens Bürkle hingeschaut: Von den fünf Treffern fielen zwei nach Abprallern und einer nach einem Tempogegenstoß. Im Klartext: Aus dem Spiel heraus ließen die Gäste in den ersten 30 Minuten nur phänomenale zwei Treffer zu.

Am auffälligsten wurde die exzellente taktische Vorbereitung der Gäste auf den Halbpositionen, wo beim WHV mit Tobias Schwolow und dem Niederländer Kay Smits die überragenden Torschützen zu Hause sind. Das wussten zwar bisher alle Teams, hinderte die beiden WHVler aber nicht am Toreschießen. Beide waren auch diesmal am Ende die besten WHV-Torschützen, in der ersten Halbzeit aber lösten Mathias Flohr und Martin Strobel ihre defensiven Hausaufgaben auf schnellen Beinen und mit Köpfchen – und zog einer der beiden WHV-Shooter nach innen, war dort zunächst auf Jona Schoch und Christoph Foth Verlass.

Und auch im Angriff lief es rund. Martin Strobel glänzte als kühler Vorbereiter, seine Kollegen nutzten ihre Möglichkeiten. Nach 38 Sekunden netzte Lars Friedrich zum 1:0, anschließend gelang Schwolow zum ersten und letzten Mal der Ausgleich. Oddur Gretarsson per Siebenmeter und Kapitän Strobel legten dann zum 3:1 vor, in der Folge scheiterten die Norddeutschen auch vermehrt an Mrkva. Nach 23 Minuten stellte Spohn mit seinem 10:6 erstmals den Abstand auf vier Tore, Gregor Thomann und Friedrich bauten den Vorsprung noch weiter aus (6:12/26.). Auch zur Pause ließ die Führung der Schwaben mit 14:7 an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Dass der im ersten Durchgang zu leblose Gastgeber mit allen Mitteln versuchen würde zurückkommen, war klar. Doch zunächst kam Wilhelmshaven nicht wirklich näher. Grund dafür war Mrkva, der das Torhüterduell klar gewann und die Gastgeber beinahe zur Verzweiflung trieb: Parade bei einem Tempogegenstoß Smits (9:16/34.), ein schnell ausgefahrener Fuß gegen einen Schwolow-Kracher (17:23/46.) – der Tscheche war ein starker Rückhalt und hinterher mit sich und der Welt im Reinen: „Wir haben den WHV nie ins Spiel kommen lassen. Dank einer Bomben-Abwehrleistung in der ersten Halbzeit und einer durchgängig geduldigen Angriffsleistung.“

Und so konnte der WHV auch in der Folge nicht mehr wirklich gefährlich werden. Zwar betrieben die Hausherren noch etwas Ergebniskosmetik, kamen den „Galliern von der Alb“ nach dem 19:23 (49.) und bis zum 21:25 (54.) aber nie näher als vier Tore, bevor die Gäste in den finalen fünf Minuten noch einen klaren Auswärtssieg herauswarfen.

Ein Erfolg zum perfekten Zeitpunkt. Denn während der HBW in Norddeutschland überzeugte, leistete sich der Tabellenführer, der Bergische HC, einen 25:30-Stolperer gegen Lübeck-Schwartau. Damit ist alles bereit für das Spitzenspiel am Freitag.

Mit kühlem Kopf zum Erfolg im hohen Norden

© Eibner

In Topform präsentierte sich die Defensivabteilung des HBW Balingen-Weilstetten beim Sieg in Wilhelmshaven. Und im Tor machte Tomas Mrkva einen richtig guten Job.

Wilhelmshavener HV – HBW Balingen-Weilstetten: Teams & Tore

Wilhelmshavener HV: Doden (1. – 28. Minute, 13 Gegentore/4 Paraden), Lüpke (29. – 60., 16/6); Smits (8/2), Schwolow (6), Postel (3), Maas (2), Vorontsov (2/1), Köhler (1), Kozul, Wolterink, Drechsler, ten Velde, Andrejew.

HBW Balingen-Weilstetten: Mrkva (1. – 60 Minute, 22 Gegentore/16 Paraden), Maggiaz (bei zwei Siebenmetern, 2/1); Spohn (8), Friedrich (6), Schönningsen (4), Foth (3), Gretarsson (3/2), J. Thomann (2/1), Wagner (1), Strobel (1), Schoch (1), Stegefelt, Flohr, Hausmann, Nothdurft (n.e.), Runarsson (n.e.)

Schiedsrichter: Dauben/ Rohner (Köln).

Zuschauer: 1086.

Spielfilm: 1:3 (4.), 3:4, 3:6, 5:8 (18.), 6:9, 6:11, 7:12 (27.), 7:14 – 9:15 (35.), 11:18, 12:19, 15:22 (45.), 19:23, 20:24, 21:27 (56.), 22:29.

Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Maas, Kozul – Flohr/ 2, Wagner, Schoch).

Siebenmeter: 5/3: 4/3 (Smits scheitert an Maggaiz/51. – Gretarsson scheitert an Doden/15., Thomann wirft an den Pfosten/58.).

Nächstes Spiel: HBW Balingen-Weilstetten – Bergischer HC (8. Dezember, 19.45 Uhr, SparkassenArena).MUE

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