Zollernalbkreis

Kommentar: das Gedenken wach halten

02.12.2017

von Klaus Irion

Es ist eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte im Bereich des heutigen Zollernalbkreises: das Unternehmen „Wüste“, mit dem die Nazis einst Treibstoff aus Ölschiefer gewinnen wollten. 

Weit über 3000 Kriegsgefangene kamen im Zusammenhang mit diesem Vorhaben ums Leben. Wer glaubte, dass die Geschichte und persönlichen Schicksale, hinter „Wüste“ längst aufgearbeitet sind, der irrt gewaltig. In den vergangenen Wochen hat der ZAK aus verschiedensten Blickwinkeln dieses Thema wieder ins Gedächtnis gebracht. Möglich war dies nur, weil das Unternehmen „Wüste“ landauf, landab (Hobby-)Historiker nicht ruhen lässt. Wie wertvoll diese Arbeit ist, zeigt sich dieser Tage in Schömberg und in Balingen.

In der Schömberger Zehntscheuer präsentiert der frühere Balinger Gymnasiallehrer Immo Opfermann derzeit eine Ausstellung zum Bau der Staumauer, die auf Betreiben des damaligen NSDAP-Gauamtsleiters Technik, Rudolf Rohrbach, errichtet worden war.

Rohrbachs Name und Konterfei waren als Querverbindung von Stausee und Zementwerk zum Unternehmen „Wüste“ auch am Donnerstagabend im Balinger Landratsamt zu sehen. Dort referierte der Balinger Dr. Michael Walter beim Jahresabschluss der Heimatkundlichen Vereinigung über das Netzwerk der (Schreibtisch-)Täter des Unternehmens Wüste, die im Nachkriegsdeutschland reingewaschen oder nach Haftverbüßung wieder in gewichtigen wirtschaftlichen Positionen agierten. Walters komplette Forschungsarbeit soll im kommenden Jahr in der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte publiziert werden.

Der Zollernalbkreis braucht Menschen wie Opfermann, Walter, Kreisarchivar Dr. Andreas Zekorn und Dr. Ines Mayer, die vor Jahren federführend die Bisinger KZ-Gedenkstätte initiiert hatte – um nur einige Namen stellvertretend für viele engagierte „Wüste“-Forscher zu nennen. Es darf keinen Schlussstrich geben bei der Erforschung dieses Irrsinnsprojekts, das so viele Menschen das Leben gekostet hat.

Glücklicherweise haben dies nach Jahrzehnten des Totschweigens in den vergangenen Jahren auch die im Bereich von „Wüste“ gelegenen Städte und Gemeinden erkannt und an der Aufarbeitung mitgewirkt. Genannt seien neben der erwähnten Gedenkstätte in Bisingen, der Geschichtslehrpfad in Dormettingen, die Gedenkstätten auf den KZ-Friedhöfen und die Erinnerungsstelen in Frommern, Engstlatt und Erzingen. Sie alle halten die Erinnerung wach.

Kommentar: das Gedenken wach halten

ZAK-Redaktionsleiter Klaus Irion.

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