Albstadt

Neues vom Albschreiber: so bunt wie die Welt

25.11.2017

von Bertram Schwarz

Das Schwäbische ist so elegant wie das Französische, hat Sabine Stahl bei der Schwäbischen Kaffeestunde im Café Früholz gesagt.

Sie überträgt Aphorismen von Franz Kafka aus dem Hochdeutschen in die Spätzlesprache, die nur bei Ignoranten so genannt wird, die nicht wissen, welch feines Sprachgefühl man für die zahlreichen Nuancen des Schwäbischen benötigt.

Stahl berichtet von einer E-Mail eines Sprachsensorikers, der ihr zu ihrem Gedicht über „Oier ond Aier“ weitere diffizile Hinweise zum Umgang mit Eiern gab. Stahls musikalischer Partner Bernhard Mohl sang in seinem Lied „Weil Du se' magsch‘“ manchmal „A-ha-ha, haha, mhmhmh“. Alle Zuhörer verstanden, was er meinte. Man spürte das.

„A-ha-ha“ hätten Großdichter wie Celan und Bachmann natürlich niemals geschrieben, sie spielten in der sprachlichen Champions League. In superb gewählten Worten schrieben sie sich jahrelang Briefe, denn sie waren ineinander verliebt. Doch sie kamen nicht zusammen und die ganze Sache wurde ziemlich melodramatisch. Erst dachte ich bei der Lesung im Bergcafé, wie eitel kreisen diese Dichter denn um sich selbst, bis mir aufging, dass sie einfach konnten, was die meisten nicht können: die Achterbahn der Gefühle und das Durcheinander der Gedanken in Worten bändigen. Könnte jeder aufschreiben, was er nur einen Tag lang denkt und fühlt, dann wäre jeder ein Romanschriftsteller. Hat Jonathan Franzen mal gesagt. Vielleicht war er insgeheim erleichtert, dass das kaum einer so gut kann wie er.

Eins zu Eins Alltagssprache, die sich manchmal reimte wie bei Rappern, die beschwor oder zielsicher auf die nächste Pointe zulief, hörte ich beim Poetry Slam, vorgetragen von jungen Leuten auf der Thalia-Bühne vor einem vollen Zuschauersaal. Viele junge Leute. Gelächter. Beifall. Mitmachen. Alltagssprache? Sprache, die lebt. Niemand braucht Sprachtalibans, die sagen, was Literatur ist und was nicht. Sie würde keine Groschenromane schreiben, hatte Elisabeth Kabatek erzählt und ich habe versäumt, sie zu fragen, warum eigentlich nicht?

Dieses Wochenende haben wir noch mal Zeit, unsere Sprachsensibilität zu trainieren. Lassen Sie sich noch einmal mitnehmen auf eine Reise in die Welt der Literatur, die so vielschichtig ist wie das wahre Leben!

Neues vom Albschreiber: so bunt wie die Welt

Albschreiber Bertram Schwarz.

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