Albstadt-Onstmettingen

Auf der Suche nach gesprächigen Schwaben

23.11.2017

von Anne Retter

Der Albschreiber Bertram Schwarz las im Nägelehaus in Onstmettingen aus seinem Buch „Allein über die Alb“ und plauderte dabei auch aus dem Nähkästchen.

Albschreiber Bertram Schwarz liest manchmal auch vor – im Nägelehaus zum Beispiel. Von Familie Fischer wurden die Gäste vorab mit Maultaschen und Kartoffelsalat verköstigt. Beste Voraussetzungen also, Schwarz und seinem musikalischen Kompagnon Lenny Zuber geduldig zu lauschen. Der Albschreiber präsentierte aber nicht nur sein „Allein über die Alb“-Werk, sondern auch erste Erkenntnisse aus der Zeit in Albstadt.

Auf der Suche nach gesprächigen Schwaben

© Anne Retter

Bertram Schwarz hat in seinem Buch seine Beobachtungen über die Eigenheiten der Alb-Bewohner zusammengefasst.

Zahlreiche Gäste waren gekommen, um dem Albschreiber zuzuhören. Bertram Schwarz, gebürtig aus Erlenbach in Unterfranken, ist Radio- und Fernsehreporter im Tübinger SWR-Studio. Vor wenigen Jahren produzierte der Geschichtensammler die Radio- und Onlineserie „Allein über die Alb“, aus der 2015 ein gleichnamiges Buch entstand. Mit seiner multimedialen Show aus kurzen Videos, Bildern und Audioaufnahmen trat er vor das Albstädter Publikum.

Ergänzend las er vor, erzählte und gab Pianist und Sänger Lenny Zuber Raum für seine Songs. Bertram Schwarz will sich in seinen Texten über die eigensinnigen Bewohner der Alb sprechen. Ein Vorhaben, das gelingt. Wenngleich: Gesprächig sind die Schwaben nicht. Mehr so „reizend rau“. Schwarz recherchierte beim Dorfbäcker auf der Ostalb, wer die Schwatzbasen sind – und wurde auch fündig. Auf die Frage, wie man hier lebt, antwortet die Interviewpartnerin sehr typisch: „Ha, normal halt!“

„Normal“ ist für die Menschen auf der Alb wohl etwas anderes als für den Stuttgarter. Das stellte Schwarz bei seinen Lesungen in der Landeshauptstadt auch fest, wo man sich durchaus die Frage stellt, ob auf der Alb tatsächlich Menschen leben. Schwäbisch Sibirien wird dort mehr mit erfrorenen Kleintieren, Höhlen und zotteligen Rindern assoziiert.

Auf seiner Suche nach gesprächigen Schwaben überquerte Schwarz das Jurameer auf dem Fahrrad, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und als Tramper. Er fand heraus, dass hier auch gekehrt wird, wenn kein Schmutz vorhanden ist. Dass der Schwabe einen eigenwilligen Sinn für Humor hat und einige Städtchen durchaus multikulturell geprägt sind.

Schwarz erzählt aber auch von seinen Erfahrungen mit dem nebligen Burgfelden und den häufig anzutreffenden Rehen an der Straße, die er „Burgi“ und „Feldi“ tauft. „In Albstadt gibt es eine ausgeprägte Liebe zu Kreisen“, stellt er fest; aber auch, dass niemand wirklich darauf achtet, die kleinen Kreisel ordentlich auszufahren. Das Publikum erfährt, dass Frau Koch ein eingefleischter ABBA-Fan ist, in Meßstetten eine Oma-Clique hobbymäßig Fremde in Gespräche verwickelt und die Heuberger Journalisten nicht leiden können. Grund: Vor 30 Jahren hat ein Film die Region als „innere Mongolei Württembergs“ dargestellt. Der Schmerz sitzt immer noch tief. Fazit des Albschreibers: Der „Artenreichtum der Alb“ habe sich auch rund 150 Millionen Jahre nach Verschwinden des Jurameeres noch erhalten.

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