Albstadt-Ebingen

Wenn in der Katze der Tiger erwacht

22.11.2017

von Sabine Miller

„Tiger Murrs Abenteuer“ heißt das Stück, das die Gruppe „Valenti.Ko“ bei den Literaturtagen aufführte.

Der Titel täuscht, denn Murr ist eigentlich gar kein Tiger, sondern eine Hauskatze, in welcher der Tiger erwacht. Was beim jungen Publikum im Bildungszentrum besonders gut ankam: In „Tiger Murrs Abenteuer“ stehen vor allem Tiere im Rampenlicht der Puppenbühne. Von den dreizehn mitwirkenden Stab- und Klappmaulpuppen stellen elf Tiergestalten dar. Opa und Oma als menschliche Figuren tauchen nur zu Beginn des Geschehens auf, das rasch zusammengetragen ist: Kater Murr soll eigentlich das Dorfhaus von Oma und Opa mäuserein halten, doch er liegt lieber auf der faulen Haut und lässt Mik und Mausi Käse stibitzen und Krüge umwerfen.

Wenn in der Katze der Tiger erwacht

© Sabine Miller

Umringt: Die Zuschauer versuchten sich am Schluss selbst als Akteure.

Eines Tages reißt Omas Geduldsfaden: „Bring den Kater in den Wald“, raunzt sie den Opa an. Der gehorcht und lässt den jammernden Kater allein zwischen Bäumen und Büschen zurück. Der weitere Handlungsverlauf ist vollgepackt mit spannenden Momenten: Ein Bär, ein Wolf, eine Füchsin, sogar ein Uhu – sie alle legen sich mächtig ins Zeug, um die kleinen Zuschauer bei der Stange zu halten. Musikalische Untermalung und poetische Worte tragen die jeweilige Stimmung oder den Charakter einer Figur mit: „Ich bin der Wolf, das sag ich dir, und was ich will, das nehm ich mir“, setzt Isegrimm sich in Szene.

Die Wolfspuppe führte Barbara Wydra, die zudem dem Opa Ausdruck verlieh. Tatjana Tesla hauchte der Oma und der Füchsin Elisabeth Leben ein. Theaterchefin Valentina Konschu gab dem Brummbär und dem Hauptprotagonisten Kater Murr ihre Stimme. Sie hat zudem das Bühnenbild kreiert, das wie in jedem Stück von Valenti.Ko in frischen Farben und haptischen Materialien, vor allem Stoff und Spitze, schwelgt. Auch die Puppen stammen aus ihrer Werkstatt, sie hat sie alle gebaut.

Danach gefragt, wie lange sie an einer solchen Figur werkelt, antwortet die studierte Kunstmalerin und Dekorateurin: „Wenn ich arbeite, zähle ich die Stunden nicht. Es ist ein Prozess, wo ich einiges zuerst im Kopf austragen muss. Dabei entwickelt sich die Vorstellung von den einzelnen Charakteren und wie ich sie optisch rüberbringen muss“. Dann erst sammelt sie die Stoffe, fertigt die Puppengerüste, beginnt mit den Feinarbeiten: Kurz – eine Puppe wächst unter ihren Händen in dem Tempo, das sie braucht und manchmal entspricht das Ergebnis am Ende nicht Konschus Vorstellungen, und die Suche nach Stoffen und Formen fängt von vorne an.

Für Valentina Konschu und ihr Team ist es also ein langer Weg, bis bei der Premiere eines Stücks der Vorhang fällt und die Spielerinnen mit ihren Protagonisten nach vorne treten. Oder ein Teil des Publikums, so wie im Bildungszentrum, hinter die Kulissen schaut. Mit sichtlichem Spaß umringten die Kinder und interessierten Erwachsenen die bis zu 85 Zentimeter großen Puppen oder versuchten sich selbst als Akteure.

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