Zollernalbkreis

Werden die Wege der Kripo in Zukunft noch länger?

19.11.2017

von Michael Würz

Wird das geplante Modell der neuen Polizeistruktur umgesetzt, könnte künftig die Kriminalpolizeidirektion Esslingen für den Zollernalbkreis zuständig sein.

Mehr als 60 Kilometer sind es von Nürtingen nach Balingen, um die 70 bis nach Albstadt. Fahren muss diese Strecke möglicherweise künftig, wer Ermittler beim Kriminaldauerdienst (kurz: KDD) in Nürtingen ist. Denn der gehört zur Kriminalpolizeidirektion Esslingen, die wiederum dem Polizeipräsidium Reutlingen (kurz: PP) angegliedert ist – jenes PP, das in Zukunft für den Zollernalbkreis zuständig sein soll. Auch andersrum droht Ungemach: Ermittler, die im Zollernalbkreis etwa einen Computer beschlagnahmen, müssten diesen dann bei ihren Kollegen in Esslingen abliefern.

Werden die Wege der Kripo in Zukunft noch länger?

© Michael Würz

Einst Polizeidirektion, heute Kriminalkommissariat: Die künftigen Kollegen der in Balingen verbliebenen Ermittler könnten in Zukunft aus dem Landkreis Esslingen auf die Zollernalb anrücken.

Rückblick: Im Sommer hatte sich die CDU-Fraktion im Landtag auf das sogenannte 13er-Modell geeinigt. Das bedeutet: Es gibt künftig 13 Polizeipräsidien im Südwesten. Das PP in Tuttlingen, zu dem die hiesigen Reviere gehören, soll nach Konstanz verlagert werden. Die Polizeireviere im Zollernalbkreis (Albstadt, Balingen und Hechingen) sollen zukünftig dem Polizeipräsidium Reutlingen angegliedert werden.

„Die Region Neckar-Alb erfährt durch die neue Zuordnung der drei Polizeireviere eine wichtige Stärkung“, hatte die CDU-Landtagsabgeordnete Nicole Hoffmeister-Kraut seinerzeit gesagt. Zudem hatte die Expertenkommission empfohlen, die Aufnahme von Verkehrsunfällen wieder komplett den örtlichen Polizeirevieren zu überlassen. Grund: die schnelle und bessere Verfügbarkeit der Beamten. Außerdem sei Ortskenntnis gerade bei der Unfallaufnahme wesentlich. Bewährt habe sich hingegen das Prinzip des Kriminaldauerdienstes, der mit der Polizeireform eingeführt worden war, befanden die Experten in ihrer Evaluierung.

Der ländliche Raum könnte leiden

Genau diese Struktur allerdings dürfte den hiesigen Ermittlern künftig zu schaffen machen. Denn: Wird der Zollernalbkreis dem Polizeipräsidium Reutlingen angegliedert, könnten die neuen Kripo-Kollegen künftig nicht mehr – wie seit Umsetzung der Reform – aus Rottweil anrücken, sondern eben vom KDD in Nürtingen. Für den ländlichen Raum bedeutet dies aus Sicht der Kriminalpolizei keine Verbesserung, sondern vielmehr eine weitere Verschlechterung. Schon heute liegen etwa Ermittlungsfelder, die einst die aufgelöste Kripo-Außenstelle in Albstadt bearbeitet hatte, Informationen unserer Zeitung zufolge weitgehend brach. Besonders heikel, da es sich dabei häufig nicht um Bagatelldelikte gehandelt hatte.

Dem ländlichen Raum entgegenkommen könnte die Projektgruppe, die die „Reform der Reform“ umsetzt – etwa mit der Verlegung des KDD von Nürtingen in Richtung Zollernalb.

 

Der Kriminaldauerdienst

Erstangriff Die Ermittler des KDD sind rund um die Uhr im Einsatz. Sie übernehmen – ob Einbruch, Feuer oder Leichensache – den „Erstangriff“ am Tatort. Was vor allem in Ballungsräumen gut zu funktionieren scheint, zieht auf dem Land Kritik nach sich: Denn die Kommissare des KDD sind für mehrere Landkreise zuständig. Sie haben daher naturgemäß häufig lange Anfahrtswege.

Standort Seit der Polizeireform ist der KDD Rottweil für den Zollernalbkreis zuständig – wäre dies künftig der KDD Nürtingen, nähme die Entfernung noch einmal zu. 

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