Albstadt-Tailfingen

Geruch von Nussöl in der Nase

17.11.2017

von Katja Weiger

Achtung, Lesensgefahr: Wenn das Allgäuer Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr antritt, bleibt kein Auge trocken – auch nicht in Albstadt.

E s ist ein turbulent-rasanter Abend zwischen Kässpatzen und Spaghetti Carbonara oder Krautkrapfen und Lambrusco. Oder wie sollte man sonst beschreiben, was passiert, wenn die Allgäuer Berge mit der italienischen Adria anlässlich der Albstädter Literaturtage eine Liaison eingehen? Denn Klüpfel und Kobr haben ihre zwei neuesten Bücher mit nach Albstadt gebracht. Das ist zum einen „Himmelhorn“, der neunte Fall des Altusrieder Kommissars Kluftinger, ein klug konstruierter Alpenthriller mit Mord, Spannung und viel Witz. Dazu gesellt sich der Roman „In der ersten Reihe sieht man Meer“.

Geruch von Nussöl in der Nase

© Katja Weige

Der Allgäu-Klufti und eine Reise ins Italien der 80er-Jahre: Volker Klüpfel (rechts) und Michael Kobr bringen zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört. Oder etwa doch?r

Dieser hat mit dem „Klufti“ nichts zu tun hat, sieht man von einem winzigen Gastauftritt am öffentlichen Münztelefon ab. Dennoch macht auch dieses Werk den eingefleischtesten Fans des Autorenduos Spaß. Der 40-jährige Alexander Klein findet sich darin in seinem Jugendzimmer der 80er-Jahre wieder, pünktlich genug für eine stilechte Familienreise an die Adria. Stulpen, Walkman und Schweißband sind eingepackt für die Tour nach Bibione, und auf der Bühne erinnern Kühlbox und das obligate Handtuch auf dem Liegestuhl an längt vergangene Zeiten am Teutonengrill. Die relevante Generation hat sofort den Geruch von „Tiroler Nussöl“ in der Nase und die Titelmelodie von „Miami Vice“ im Ohr. Dass Volker Klüpfel einst fast genauso gut aussah wie Don Johnson, erfahren die Albstädter an diesem Abend obendrein – allerdings von Michael Kobr und mit viel Augenzwinkern.

Das Publikum im gut besuchten Thalia fühlt sich bestens unterhalten von den Anekdoten rund um den Allgäu-Derrick und der nostalgisch-komischen Zeitreise zur „Agenzia Europa“. Der Begriff „Comedylesung“ trifft den Nagel dabei genau auf den Kopf. Gelesen wird auch, ja. Vor allem jedoch werfen sich die beiden Autoren mit Spaß und Neckerei die verbalen Bälle zu, dass es nur so pfeift. Außerdem fliegen quietschbunte „Schleckmuscheln“ in die Sitzreihen: „Mensch, jetzt hasch die Frau do troffa...“ Es ist eine Freude, dem wortstarken, selbstironischen Geplänkel zu lauschen. Wenn man selbst nicht drankommt, denn das Publikum ist mittendrin statt nur dabei.

Dass diese Dialoge, im Dialekt oder in Hochsprache, von langer Hand antrainiert sind, merkt man gleich. Schließlich ist das Autorenduo schon seit der Schulzeit eng befreundet. Und wer wusste schon, dass bei „Schnick-Schnack-Schnuck“ Darth Wader immer gegen Batman gewinnt? Eben – aber nur solange der schwedische Spiderman nicht mitspielt. Dass der „Klufti“ auch im Thalia der Bücherheld ist, merkt man auf der Stelle. Und die E-Bike-Tour mit seinem Intimfreund Langhammer sorgt für Muskelkater – allerdings nur in den Lachmuskeln.

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