Geislingen-Binsdorf

Bis die Funken fliegen ...

08.11.2017

Bei einem besonderen Projekt werden den jungen Menschen alte Handwerkstechniken vermittelt.

Konzentrische Einziehung, Trompetenrohr, Faltenbogen: Was für den Laien böhmische Dörfer sind, gehört für Keven Armbruster, Danny Sumser und Daniele Del Greco zum Berufsalltag. Die drei jungen Männer erlernen bei der Solera GmbH in Binsdorf den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik. Heizungs- und Lüftungsbaumeister Siegfried Bögl hat die Auszubildenden unter seinen Fittichen. Er hat sich für den Berufsnachwuchs ein ambitioniertes Projekt einfallen lassen.

Bis die Funken fliegen ...

© Privat

Ausbildung mit Feuer und Flamme: Lehrlingschef Siegfried Bögl sein Zögling Danny Sumser.

Lehrjahrübergreifend bauen die Auszubildenden die Verteileranlage einer großen Heizung auf. Das Besondere: Siegfried Bögl hat ein paar zusätzliche Schwierigkeiten in die Aufgabe eingeschmuggelt. Ist das nicht fies? „Überhaupt nicht“, sagt Danny Sumser, der im zweiten Lehrjahr ist. „Da lernt man nämlich echt was.“ Der 20-Jährige will gefordert werden und sein Meister tut ihm diesen Gefallen. Wann immer es der Terminkalender zulässt, schnappt sich Bögl seine Azubis und baut, schraubt und schweißt mit ihnen an der Anlage. Die Atmosphäre zwischen den Lehrlingen und ihrem Meister ist locker. So gedeiht Vertrauen und Kreativität.

Ihm ist es ein Anliegen, dass die jungen Leute mit alten Handwerkstechniken konfrontiert werden. Wenn die Generation der alten Heizungsbauer nach und nach aufhört, dann wird auch viel breites Wissen verschwinden, befürchtet Siegfried „Sigge“ Bögl. Dabei treibt ihn keineswegs nur Berufsromantik um. Das berufliche Wohl seiner Auszubildenden liegt ihm am Herzen. Wer weiß, ob die Retrowelle nicht auch eines Tages das Handwerk erfasst?

Der Ausbilder verdeutlicht den Wert um althergebrachte Fähigkeiten an einem weiteren Beispiel. Schweißen sei früher für jeden Auszubildenden in diesem Handwerk eine Selbstverständlichkeit gewesen. Doch auch diese Fertigkeit sei längst nicht mehr überall ausgeprägt. Die künftigen Anlagenbauer haben hier keine Berührungsängste und das liegt eben auch am Azubiprojekt. Ehrlich: wenn die Funken fliegen, macht es doch am meisten Spaß!

Bögl prognostiziert, dass die, die das Schweißen beherrschen, in der Branche eine goldene Zukunft haben werden. Warum? Er fährt sich mit der Hand durch seinen dichten Bart und sagt: „Eine geschweißte Anlage ist halt eine geschweißte Anlage.“

Der Berufsnachwuchs kommt übrigens auch herum – nicht nur im Ländle. Die meisten Kunden leben in der Region, aber immer wieder werden auch Anlagen in anderen Landesteilen oder sogar im benachbarten Ausland gebaut. „Die Buben“, wie Siegfried Bögl seine Azubis nennt, wissen dessen Fürsorge zu schätzen. Die Entscheidung für die Ausbildung hat er auf gar keinen Fall bereut, sagt beispielsweise Danny mit Nachdruck.

Info Das Projekt wird bei der Veranstaltung „Feuer und Flamme“ am Samstag, 11. November, vorgestellt. Ab 11 Uhr ist auf dem Solera-Betriebsgelände ein großes Programm für die ganze Familie geboten. Mit dabei sind die Stadtkapelle Binsdorf und die Lebenshilfe. Fachvorträge und Produktvorstellungen runden den informativen und unterhaltsamen Tag ab.

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