Attraktiv, aber auch unberechenbar

28.10.2017

von Marcus Arndt

Neuer HBW-Trainer hält sich im Postulieren ehrgeiziger Ziele zurück

Hinter dem souveränen Spitzenreiter aus dem Bergischen Land kämpfen sieben oder mehr Klubs um den zweiten Aufstiegsplatz. Nach dem Trainerwechsel drängt der HBW auf die Trendwende.

Attraktiv, aber auch unberechenbar

© Moschkon

Doch Jens Bürkle drückt kräftig auf die Euphoriebremse. Nicht ohne Grund. Der 37-Jährige kennt die Branche ganz genau – und hält sich im Postulieren ehrgeiziger Ziele ganz bewusst zurück. „Wir müssen unsere Probleme in den Griff bekommen“, betont Bürkle, „und an den Details arbeiten, um besser zu werden.“ Während der frühere Bundesliga-Spieler, welcher 2006 mit dem HBW den Aufstieg geschafft hat, die Schwaben in der Offensive durchaus auf Augenhöhe mit der Konkurrenz sieht, macht er markante Defizite in der Defensive aus.

„Wir müssen eine bessere Abwehr hinstellen“, fordert der Nachfolger von Runar Sigtryggsson, der an einer stabilen 6:0-Variante arbeitet. „Das wird Zeit brauchen“, so der studierte Sportwissenschaftler weiter, „da fehlt es auch an Erfahrung. Wir haben eben nicht diese Spielertypen.“ Einzig Matthias Flohr, Martin Strobel und Christoph Foth verfügen über Routine in der Verteidigung – das Gros der Mannschaft aber nicht. „Die haben wir nicht“, erklärt Bürkle, „auch keine Spieler über zwei Meter . . .“ Aber die Schwaben sind schnell auf den Beinen und verfügen über einen breiten, ausgeglichenen besetzten Kader. „Wir müssen den Gegner müde spielen und unsere Fehler reduzieren“, sagt der Ex-Kreisläufer, „die abgezockten Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel warten nur darauf, dass wir falsch stehen . . .“

Auf dem falschen Fuß hat die Konkurrenz die „Gallier von der Alb“ häufig erwischt. Sieben von zehn Spielen hat der Ex-Erstligist zwar gewonnen, aber nur selten sein Potenzial auf die Platte gebracht. „Mit Ausnahme von Coburg und Hamm kommen jetzt erst die schweren Gegner“, meint Bürkle. Der macht hinter dem BHC um Trainer Sebastian Hinze (im Bild) sechs oder mehr Kandidaten für den zweiten Aufstiegsplatz aus.

„Gewachsene Mannschaften, wo das Gerüst schon lange zusammenspielt“, sagt der 37-Jährige über den zweitplatzierten VfL Lübeck-Schwartau (17:3 Punkte) sowie das Verfolgertrio aus Bietigheim, Nordhorn und Emsdetten (alle 16:4). Ferner sind der HSC Coburg (13:7) und der ASV Hamm-Westfalen für den neuen Anführer der „Gallier“ noch nicht aus dem Rennen. „Auch Rimpar hat Chancen, wenn sie selbst daran glauben“, nimmt Bürkle den Gesprächsfaden wieder auf, „die spielen viele Dinge sehr gut.“

Nach dem baden-württembergischen Derby gegen die HSG Konstanz (4. November) trifft Bürkle auf seinen Ex-Klub (10. November). Bei den Unterfranken startete er 2012 seine Trainerlaufbahn, wechselte drei Jahre später zur TSV Hannover-Burgdorf. Bei den Schwaben hat er einen Vertrag bis 2020 unterschrieben, will den HBW in die Beletage zurückführen. Ob das in dieser Runde gelingt? Bürkle ist skeptisch: „In der 2. Liga kann jeder jeden schlagen. Das macht sie attraktiv, aber eben auch unberechenbar . . .“

Diesen Artikel teilen: