Messstetten-Tieringen

Zum Tode von Interstuhl-Seniorchef Werner Link

07.10.2017

Werner Link, der Firmengründer und Seniorchef von Interstuhl, ist am Montag im Alter von 76 Jahren gestorben.

Zahlreiche Trauergäste nahmen gestern Abschied von einem großen Unternehmer, der sich, seinem Geburtsort und seiner Heimat stets treu geblieben ist und dem die Bürositzmöbelbranche viel zu verdanken hat. Werner Link war weitblickend, ideenreich und humorvoll, durchsetzungsstark, beharrlich – und ungeduldig.

Zum Tode von Interstuhl-Seniorchef Werner Link

Die FirmaInterstuhl trauert um ihrenSeniorchef Werner Link.

Ein Mann mit Ecken und Kanten, sicherlich, doch immer ein Vorbild: Nicht nur für seine Söhne, Helmut und Joachim Link, sondern für die Interstuhl-Familie, zu denen er seine über 800 Mitarbeiter ohne wenn und aber zählte. Ein fairer Chef, der sich für „seine Leute“ einsetzte, ein offenes Ohr für ihre Probleme hatte, ehrliche Unterstützung bot und echte Gemeinschaft lebte. Ein Macher, dessen ansteckende Begeisterung für seine Ideen enorme Kräfte freisetzte.

„Geht nicht, gibt's nicht“

Auch als er sich 2016 von seinen operativen Funktionen zurückzog und den beiden Söhnen Helmut und Joachim die volle Verantwortung als geschäftsführende Gesellschafter übergab und sie die Leitung von Interstuhl übernahmen, um das Traditionsunternehmen erfolgreich in die digitale Zukunft zu führen, lenkte Werner Link als weiser Beobachter die Geschicke der Firma auch weiterhin mit in die richtige Richtung und setzte als Berater aus dem Hintergrund noch immer neue Impulse. „Geht nicht, gibt’s nicht“, nach diesem Motto lebte Werner Link.

Werner Link wurde am 27. April 1941 in Tieringen als Sohn des Dorfschmieds Wilhelm Link geboren. 20 Jahre später bauten beide ihren ersten Stuhl und veränderten damit die Arbeitswelt. Eigentlich hätte das Schmiedehandwerk, welches in der Familie Link seit 1731 Tradition hatte, bleiben sollen, doch in den Zeiten des „Wirtschaftswunders“ suchten Vater und Sohn ihre Chance in der boomenden Textilindustrie der Region. Viele Näherinnen wurden gebraucht und somit wurden zuerst einmal Nähmaschinengestelle produziert und dazu dann Stühle.

Unbändiger Innovationswille

Bis heute ist das global agierende Familienunternehmen Interstuhl seinem Traditionsstandort auf der Schwäbischen Alb treu geblieben – und dem Ziel, immer neue, erfolgreiche Stuhl-Konzepte für die Zukunft und für das gesunde Sitzen zu entwickeln. Nicht umsonst gilt Interstuhl 56 Jahre nach seiner Gründung als der Spezialist für „professionelles Sitzen made in Germany“. Rund um den Globus gründete Werner Link internationale Gesellschaften und Niederlassungen, zuletzt in den USA.

In den Schoß gefallen ist Werner Link dieser Erfolg nicht: Mut, Unbekanntes zu wagen, ein unbändiger Innovationswille sowie die Kraft und Ausdauer, solides Fachwissen und hohe technische Kompetenz in der Firma zu bündeln und daraus mit großer Leidenschaft tagtäglich neu zu schöpfen, waren dafür nötig. Im Laufe der Jahre investierte Werner Link Beträge in Millionenhöhe in die Entwicklung neuer, innovativer Sitzmöbelkonzepte. Zahlreiche international anerkannte Designer nahm er für dieses Ziel unter Vertrag. Werner Links womöglich herausragendstes Produkt war der Bürostuhl „Silver“.

Innerhalb der gesamten Bürositzmöbelbranche war er wichtiger Impulsgeber, trat als Veranstalter für Seminare zum „richtigen Sitzen“ und als Partner des mittelständischen Fachhandels auf. Die Interstuhl-Akademie bietet heute ein vielfältiges Ausbildungsprogramm.

Vertrauen und Verantwortung

Werner Links größter Invest war seine menschliche Wärme, mit der er und auch seine Schwester Lenore ein Unternehmensklima geprägt von Offenheit, gegenseitiger Verantwortung und ehrlichem Austausch herzustellen vermochten. Von Anfang an lag dem Firmengründer das soziale Engagement für seine Mitarbeiter besonders am Herzen. Jahr für Jahr kamen neue Initiativen und Programme hinzu: So zum Beispiel die großzügige Unterstützung eines Fonds für in Not geratene Mitarbeiter, Kleinkredite für Mitarbeiter, ein eigener Fahrdienst für behinderte Mitarbeiter bis hin zur bevorzugten Behandlung von Mitarbeiter-Kindern bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen. Er unterstützte auch Vereine und zahlreiche öffentliche, gemeinnützige Projekte, das DRK sowie Sozialstationen und Kindergärten mit Spenden und Ehrenamtstätigkeiten. Organisationen, wie Behindertenwerkstätten wiederum profitierten von seiner praktizierten „Hilfe zur Selbsthilfe“, wenn er sooft als möglich direkte Aufträge an deren Mitarbeiter vergab.

Für sein vielfältiges Engagement wurde Werner Link nicht nur von der Evangelischen Landeskirche und der Diözese Rottenburg geehrt, er erhielt auch zahlreiche Auszeichnungen für sein Lebenswerk, darunter die Verdienstmedaille der Stadt Meßstetten und die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg.

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