Balingen

BYH-Chef Horst Franz: „Wie erfinden wir uns neu?“

04.10.2017

von Benno Schlagenhauf

Die Freude an seinen Festivals ist Horst Franz, dem Macher des „Bang Your Head“ in Balingen, anzumerken. Doch der Ergenzinger kennt auch die Schwierigkeiten des Geschäfts.

Die harte Konkurrenz, explodierende Auftrittsgagen und Gebühren und immer neue bürokratische Hürden: Es sind nicht gerade rosige Zeiten für Festival- und Konzertveranstalter. Nichtsdestotrotz hat Horst Franz viel Freude an seinen „Babys“: dem Bang Your Head in Balingen, dem Rock of Ages in Seebronn und im Dezember erstmals einer Metal-Weihnachtsfeier.

BYH-Chef Horst Franz: „Wie erfinden wir uns neu?“

Das Bang-Your-Head-Festival in Balingen. Foto: Benno Schlagenhauf/Archiv

Rund zwei Monate ist es her, dass die Festivalbühnen beim Rock of Ages und dem Bang Your Head abgebaut wurden. Die Open-Air-Saison geht nun endgültig ihrem Ende entgegen. Eigentlich sollte man meinen, dass nun ruhigere Zeiten im Ergenzinger Festivalbüro von Horst Franz anbrechen, doch dem ist nicht so: „Wir klären gerade letzte Details mit den ersten Bands für das Bang Your Head“, erklärt Franz. Mit rund 15 Bands ist man sich schon einig, oder man verhandelt noch, an welchem Festivaltag die Künstler beim Bang Your Head, das im kommenden Jahr zum 20. Mal in Balingen und zum 23. Mal insgesamt stattfindet, auftreten.

Außerdem haben sich Horst Franz und sein Team etwas Neues ausgedacht: eine Bang-Your-Head-Weihnachtsfeier. Am 9. Dezember treffen in der Volksbankmesse weihnachtliche Besinnlichkeit und krachende Gitarrenriffs aufeinander. Der ZOLLERN-ALB-KURIER ist ebenso wie beim Open-Air im Sommer Medienpartner. „Es wird kein gewöhnliches Konzert, sondern soll die Atmosphäre von Weihnachten im Wohnzimmer haben“, erklärt Horst Franz. „Bei uns hört sich ,Stille Nacht’ aber etwas anders an.“

Die Besucher erwartet ein außergewöhnliches Programm, das nicht nur Musik beinhaltet. Was genau in der Volksbankmesse alles passieren wird, will und kann der Festivalmacher noch nicht verraten. Einerseits will er die Metalfans überraschen, andererseits gilt es noch Genehmigungen für bestimmte Programmpunkte abzuklären: „ Wir haben da einige verrückte Ideen.“

BYH-Chef Horst Franz: „Wie erfinden wir uns neu?“

Die Festivalmacher auf Redaktionsbesuch beim ZOLLERN-ALB-KURIER (von links): Frank Rottmann vom Bang-Your-Head-Team, ZAK-Onlineredakteur Michael Würz, Festivalchef Horst Franz, ZAK-Onlineredakteur Benno Schlagenhauf und ZAK-Marketingleiterin Katja Kiene. Foto: Lydia Wania-Dreher

Sicher ist dagegen schon, dass die Bands Stallion, Grave Digger und Axxis auf der Bühne stehen werden. Auf letztere, die bereits im Sommer beim Bang Your Head gespielt haben, freut sich Horst Franz ganz besonders: „Die Stimmung war der Wahnsinn, die Halle stand Kopf.“

Hohe Gagen und Gebühren

Doch nicht immer ist die Festivalplanerei von Freude bestimmt. Da die Musiker mittlerweile mit ihren Konzerten und nicht mehr mit dem Plattenverkauf ihr Geld verdienen, seien die Auftrittsgagen regelrecht explodiert. „Früher sind die Bands getourt, um eine Platte zu promoten, heute ist es andersrum“, erklärt Franz. Um eher und günstiger an Bands zu kommen, kooperiert er nun mit der Plattenfirma SPV.

Auch die neuen Brandschutzbestimmungen, die Kommunen zu aufwendigen Sanierungen von öffentlichen Gebäude zwingen, haben Auswirkungen auf die Organisation. Dafür, dass die Feuerwehr Leute und Fahrzeuge in Bereitschaft hält, kommen auf den Veranstalter Kosten zu, die im Verlauf der Jahre ebenfalls stark gestiegen sind.

Außerdem bereitet auch die Campingplatz-Situation Sorgen. Auf dem Metal-Camp auf Rote Länder bei Weilstetten ist der Platz begrenzt: „Wir können aber ja auch nicht in alle Richtungen verteilt Campingplätze aufmachen, da brauchen wir ja jedes Mal neue Busverbindungen.“

Nicht zuletzt steht das Bang Your Head vor einer Grundsatzfrage: „Wir müssen uns überlegen, in wie weit wir in Richtung Erlebnis und Event gehen“, erklärt Franz. Man schaue da schon auch auf die Konkurrenz wie etwa das Hellfest in Frankreich: „Da stehen überall Statuen, die Stände werden jedes Jahr nach einem bestimmten Motto dekoriert, es wird viel mit Feuer beleuchtet, ...“, zählt Frank Rottmann vom BYH-Veranstaltungsteam auf. Der Blick geht selbst auf Festivals, die musikalisch rein gar nichts mit dem Bang Your Head zu tun haben: „Ich habe neulich den Aftermovie vom Tomorrowland gesehen, das ist schon beeindruckend“, sagt Rottmann.

Stammgast will keinen Zirkus

Andererseits, so betont Horst Franz, hatte der puristische Ansatz, der Fokus auf die Musik, das Bang Your Head stets ausgezeichnet. „Die Stammgäste wollen keinen Zirkus, aber man muss ja auch an die junge Zielgruppe denken.“ Der Versuch, beim Bang Your Head 2012 verstärkt jüngere Bands ins Lineup zu holen, um ein jüngeres Publikum anzusprechen, war wenig erfolgreich. Es ist also eine Gratwanderung, zwischen bewährtem Programm und vorsichtigen Neuerungen, die die Veranstalter bewältigen müssen: „Wir hängen da ein bisschen zwischen drin und überlegen, wie wir uns neu erfinden können.“

Diesen Artikel teilen: