Balingen

Historikerin Helber: „Der Querbau verstellt Blick auf den Bahnhof“

26.09.2017

Die Balinger Kunsthistorikerin und Historikerin Dr. Ingrid Helber bezeichnet die Planung vor dem Bahnhof als unsinnig. Sie hofft auf das Veto der Gemeinderäte.

„Der Querbau vor dem Bahnhof wäre eine Bausünde“, erklärt die Balinger Historikerin und Kunsthistorikerin Dr. Ingrid Helber und nimmt dabei Bezug auf den ZAK-ArtikelDer Querbau und die Grundstücksgrenze von vergangener Woche. Am Dienstag wird die Neugestaltung des Stadteingangs Nord Thema in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats sein (17 Uhr im Großen Saal der Stadthalle).

Historikerin Helber: „Der Querbau verstellt Blick auf den Bahnhof“

Die Postkarte stammt aus dem Archiv von Waldemar Rehfuss, das Repro wurde von Dr. Ingrid Helber erstellt. Es zeigt deutlich den Blick über die ehemalige Post zum Bahnhof, der durch den Querbau komplett verstellt würde.

Noch sei es Zeit zum Umdenken, so Dr. Helber. Der Gemeinderat werde, so hofft sie nach Beratung mit regionalen Architekten und Ingenieuren, den Mut haben, gegen diesen Frevel sein Veto einzulegen. Man müsse nicht das letzte Zipfelchen bebauen und die Sicht auf ein eingetragenes Denkmal zustellen. „Wem nutzt das?“, fragt die Balingerin.

Wie Dr. Helber bereits in früheren Leserbriefen beschrieben hat, wurde der Platz vor und seitlich des Bahnhofs von den Städtebauern in der Zeit vor über hundert Jahren großzügig und weit geplant. Wenn man alte Postkarten, zum Beispiel aus dem Archiv des Balingers Waldemar Rehfuss betrachtet, sei die Absicht der altvorderen Architekten deutlich: ein großer Abstand zwischen dem Postgebäude und eine gute Sicht auf das einmalige „Juwel“ – das Bahnhofsgebäudes – errichtet im regionalen Jugendstil. Dieses sollte von Süden und Norden her kommend gut gesehen werden und genügend Platz zum Anfahren bieten.

Die Planer aus Berlin und anderen Orten hätten mit ausdrücklicher Aufforderung des Balinger Bauamtes „alles Mögliche“ denken dürfen. Nicht alle im Wettbewerb eingegangenen Pläne hätten einen Querbau verwendet. „Es gibt da durchaus einige, die den Platz nicht zubauen, sondern parkartig für die Bevölkerung anlegen“, weiß die Historikerin. Im Schiedsgremium, das für die Preisvergabe zuständig war, habe sich nur ein wirklich in Balingen lebender Mitarbeiter der Stadt befunden.

„Die von den Fraktionen entsandten Gemeinderäte durften keine Stimme abgeben, sondern bei der Preisauswahl nur zusehen“, bemängelt Dr. Helber. Das fremde Schiedsgericht habe die Anliegen von Balinger Bürgern ignoriert. Es setzte den Querbau, der ab der bisherigen Ruine der Bahnhofsgaststätte nach vorne bis an die Bahnhofstraße reichen würde, auf Platz 1. Eine Zufahrt zum Bahnhof wäre dann kaum mehr möglich, konstatiert die in Balingen lebende Historikerin.

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