Meßstetten-Hartheim

Trotz Wahlsieg nur verhaltene Freude bei Thomas Bareiß

24.09.2017

von Dagmar Stuhrmann

Der 42-Jährige holt erneut das Direktmandat im Wahlkreis. Dennoch wollte bei der Wahlparty keine richtige Jubelstimmung aufkommen.

Die Nervosität war deutlich spürbar, als Thomas Bareiß und seine Anhänger kurz vor 18 Uhr auf die Prognose warteten. Der Countdown lief, und im Saal des Restaurants Lammstuben in Meßstetten-Hartheim herrschte aufgeregtes Durcheinander, bis es soweit war und die ersten Zahlen über den Bildschirm flimmerten. Sie verkündeten massive Stimmenverluste für die großen Volksparteien, den Einzug der AfD in den neuen Bundestag als drittstärkste Kraft und damit ein ins Rutschen gekommenes Parteiensystem. Die nachfolgenden Hochrechnungen brachten nur leichte Verbesserungen, zementierten aber den Trend.

 

Unverhohlene Enttäuschung

Schwer zu verdauen für Thomas Bareiß, auch wenn der erste Schreck, wie er gestern sagte, durch die nachfolgenden Hochrechnungen ein wenig abgemildert wurde. Zwar ist es ihm gelungen, das Direktmandat für die Christdemokraten zu holen. Sein Wunsch, den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen in seiner nunmehr vierten Amtsperiode im Bundestag zu vertreten, hat sich erfüllt. Dennoch war die Freude über den Wahlsieg doch nur sehr verhalten. Nicht vergessen hat Thomas Bareiß den Dank an seine Mitstreiter, an sein nimmermüdes Wahlkampfteam, das ihn in den vergangenen Wochen nach Kräften unterstützte.

Trotz Wahlsieg nur verhaltene Freude bei Thomas Bareiß

© Holger Much

Wahlsieg mit Wermutstropfen: Gebannt beobachteten Thomas Bareiß und zahlreiche CDU-Mitglieder gestern Abend bei der Wahlparty in den Lammstuben in Hartheim die bundesweiten Wahlergebnisse als auch die Ergebnisse im Wahlbezirk Zollernalb-Sigmaringen.

„Ich freue mich natürlich, dass wir mit weitem Abstand auf die anderen Parteien gewonnen haben“, betonte Thomas Bareiß gestern Abend. Dies sei ein Erfolg. Allerdings habe sich das, was man habe erreichen wollen, nämlich ein Ergebnis deutlich über 35 Prozent, nicht erfüllt. „Bitter ist das Ergebnis der AfD.“ Deren Einzug in den Bundestag schmerze und werde die künftige Arbeit im Parlament erschweren.

Thomas Bareiß geht davon aus, dass ein Großteil der AfD-Wähler keine Anhänger seien, sondern ein Signal senden wollten. „Das Signal kam an“, sagte er. Für die CDU brachte die Bundestagswahl 2017 das schlechteste Ergebnis seit 1949. Den Kommentatoren zufolge hat die AfD „tief ins Fleisch der CDU geschnitten“, hat Angela Merkels Mannschaft rund eine Million Wählerstimmen abspenstig gemacht. Die Verluste gegenüber 2013 seien enttäuschend, zugleich seien sie aber auch eine Verpflichtung, in den nächsten vier Jahren alles daran zu setzen, die Wähler von der AfD zurückzuholen, gibt sich Thomas Bareiß entschlossen.

Wie wird es nun weitergehen, nachdem die Fortsetzung der großen Koalition nach dem, was gestern von der SPD zu hören war, wohl keine Option sein dürfte? Mit Blick auf die neue Regierung, sagt Thomas Bareiß, gelte es, in den nächsten Wochen Gespräche zu führen. Da die SPD sich vor der Verantwortung drücke, werde die CDU „mit den Parteien reden, die reden wollen“. Als Martin Schulz im Fernsehen ans Mikrofon trat, wurde es in den Lammstuben noch einmal ganz ruhig. Auch als Ministerpräsident Kretschmann und Kanzlerin Merkel sich an die Wähler wandten. Im Anschluss wurde an den Tischen intensiv weiterdiskutiert.

Spontaner Beifall

Als die ersten Wahlkreisergebnisse eintrudelten, gab es spontanen Beifall für Thomas Bareiß. Dass es dieses Mal kein „bombastisches Ergebnis“ wie 2013 für Bareiß geben würde, musste man nach den Umfragen der vergangenen Monate befürchten. Die Diskrepanz der Zahlen spricht eine deutliche Sprache: Vor vier Jahren holte Thomas Bareiß im Wahlkreis 60,7 Prozent der Erststimmen. Das Zweitstimmenergebnis bescherte der CDU 52,8 Prozent. In Albstadt machten 2013 stattliche 57,4 Prozent der Wähler ihr Kreuzchen bei dem gebürtigen Meßstetter. Am gestrigen Wahlsonntag sprachen hingegen nur 39,7 Prozent der Albstädter Wähler Bareiß ihr Vertrauen aus. 33,1 Prozent der Zweitstimmen entfielen gestern in den Albstädter Wahllokalen auf die CDU.

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