Villingendorf

Auch Polizisten aus dem Kreis suchen den Dreifachmörder

15.09.2017

von Michael Würz

Ein Mann erschoss am Donnerstagabend in Villingendorf kaltblütig drei Menschen. Polizisten aus der ganzen Region sind seither im Großeinsatz.

Als die Polizeibeamten in Albstadt am Donnerstagabend ihren Dienst antreten, rechnen sie mit nichts Außergewöhnlichem – bis sich das Führungs- und Lagezentrum aus Tuttlingen meldet. Dort sitzt der Polizeiführer vom Dienst, und der braucht in der Nacht zum Freitag jede verfügbare Streife. In Villingendorf, an den Auf- und Abfahrten der Autobahn. Und überall dort, wo der 40-jährige Drazen Dakic sonst noch türmen könnte.

Auch Polizisten aus dem Kreis suchen den Dreifachmörder

© Benno Schlagenhauf

Einsatzfahrzeuge der Polizei säumen die Straßen in Villingendorf.

Dakic, da sind die Ermittler sicher, soll der Mann sein, der am Donnerstagabend in Villingendorf bei Rottweil seinen eigenen Sohn, eine Frau und einen Mann erschossen hat. Gegen 21.30 Uhr tritt er den bisherigen Ermittlungen zufolge an das Terrassenfenster der Wohnung seiner ehemaligen Lebensgefährtin in Villingendorf. Dann erschießt er ohne zu zögern seinen sechsjährigen Sohn und den neuen Lebensgefährten seiner Ex-Partnerin. Dessen Cousine wird schwer verletzt. Die Ärzte in der Klinik können auch sie nicht mehr retten; sie stirbt kurze Zeit später ebenfalls.

Der Täter ergreift die Flucht; die Lage rund um den Tatort bleibt stundenlang völlig unübersichtlich. „Wir werden häufig von anderen Revieren zur Unterstützung alarmiert“, berichtet Thomas Krebs, Leiter des Polizeireviers Albstadt, im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER. Ein solcher Einsatz aber, ein solches Ausmaß, das sei wahrlich keine Routine für die Beamten. Mit Vollgas rasen sie in den Nachbarlandkreis, während ihre Kollegen, die bereits vor Ort sind, das Wort „Amok“ in den Mund nehmen. Sie legen sich schwere Schutzausrüstungen an.

 

Auch Polizisten aus dem Kreis suchen den Dreifachmörder

Einer von vielen Kommentaren im Netz: Bürger danken den Polizisten.

Die eine oder andere Ruhestörung, die von nun an in den Polizeirevieren im Zollernalbkreis eingeht, muss von diesem Zeitpunkt an warten. Mit einer Notbesetzung arbeiten die verbliebenen Beamten die Fälle ab. In erster Linie gilt es in dieser Nacht, einen Mehrfachmörder zu finden, der sich – mutmaßlich noch immer bewaffnet – irgendwo in der Region versteckt hält oder zu flüchten versucht. Doch das wird den Beamten nicht gelingen. Hunderte Polizisten, darunter viele aus Albstadt, Balingen und Hechingen, drehen seit der brutalen Tat jeden Stein um. „Wir haben noch immer Streifen draußen“, sagt Albstadts Polizeichef Thomas Krebs am Freitagabend. Auch Balingens Revierleiter Alexander Türschmann und seine Kollegen sind vor Ort in Villingendorf.

Einheiten sprengen Verstecke

Sie suchen mit dem Hubschrauber nach dem Mann. Spezialtrupps durchkämmen ein Waldgebiet. Vereinzelt sind Sprengungen zu hören – immer dann, wenn sich die Einheiten Zutritt zu einem möglichen Versteck verschaffen müssen. „Die vom Flüchtigen ausgehende Gefahr ist sehr hoch“, heißt es in Polizeikreisen. Ein Grund dafür: Der Gesuchte hat nichts mehr zu verlieren. Er ist – sofern er selbst noch lebt – unberechenbar. Umso aufreibender wird der Einsatz mit jeder Stunde. Sektor für Sektor haben sie ein Waldgebiet bei Herrenzimmern durchkämmt. Dort hatten sie am Mittag sein Auto gefunden. Doch von dem Mann fehlt jede Spur. „Wir hoffen sehr, ihn aufzuspüren“, sagt ein Polizeisprecher. Sollte es dazu kommen, wird die Öffentlichkeit schnell davon erfahren: Auch in der Pressestelle schieben sie am Wochenende Sonderschichten.

Auch Polizisten aus dem Kreis suchen den Dreifachmörder

Villingendorf gleicht am Freitag stellenweise einer Polizeifestung. Foto: Benno Schlagenhauf

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