Villingendorf

Familiendrama in Villingendorf: die Pressekonferenz der Polizei

15.09.2017

von Michael Würz, Benno Schlagenhauf

Polizei und Staatsanwaltschaft informierten am Nachmittag in einer Pressekonferenz über die bisher bekannten Hintergründe des Familiendramas in Villingendorf. Die wichtigsten Fakten. 

Rolf Straub, Leiter der zuständigen Kriminalinspektion, sagt zu Beginn der Pressekonferenz in der Turn- und Festhalle in Villingendorf: "Die Tat erschüttert." Nach einer Einschulungsparty des sechsjährigen Jungen sei der Täter über das Terrassenfenster in das Haus eingedrungen und habe sofort geschossen. Ein weiteres, drei Jahre altes Kind, ein Mädchen, das nicht zur Familie gehört, überlebte den Angriff unverletzt, indem es in Deckung gegangen ist. Eine Anwohnerin habe den Notruf abgesetzt. 

Familiendrama in Villingendorf: die Pressekonferenz der Polizei

Riesiges Polizeiaufgebot am Freitagmittag in Villingendorf: Der Täter ist noch immer auf der Flucht. Foto: Benno Schlagenhauf

  • Die Mutter des sechsjährigen Jungen hat überlebt. Bei der getöteten Frau handele es sich um die Cousine des neuen Partners der Mutter, der ebenfalls ums Leben kam. Beim mutmaßlichen Täter handele es sich um den ehemaligen Lebensgefährten der Mutter. Weitere Details zum Privatleben der Beteiligten möchte die Polizei nicht bekannt geben. Ein weiterer Mann, ein Gast der Einschulungsfeier, sei zum Tatzeitpunkt gerade Getränke holen gewesen und habe den Angriff so ebenfalls unversehrt überstanden. 
  • Nahezu die ganze Nacht habe die Polizei mit dem Hubschrauber nach dem Täter gesucht. Allerdings gibt es laut Straub keine Hinweise auf seinen Aufenthaltsort. Die Polizei spricht von einer Großeinsatzlage; sogar Beamte aus anderen Bundesländern seien in die Fahndung eingebunden. Man habe zahlreiche Objekte durchsucht – allerdings erfolglos. Auch die Polizeibehörden in Österreich, der Schweiz und Frankreich beteiligen sich an der Fahndung. Ebenso sei die Polizei im Balkan verständigt worden. 
  • Seitens des Polizeipräsidiums Tuttlingen seien rund 250 Beamte im Einsatz, sagt Straub. Das Fluchtfahrzeug des mutmaßlichen Täters, ein grüner Seat Ibiza mit KN-Kennzeichen, ist in Herrenzimmern gefunden worden. Der Wagen wurde sichergestellt. Daran hätten sich weitere Fahndungsmaßnahmen angeschlossen, erklärt Straub. Auch in weiteren umliegenden Ortschaften fahnde man mit zahlreichen Kräften nach dem Mann. Die Polizei hoffe dringend auf Hinweise, "um einen Zugriff zu starten". 
  • Der Täter benutzte laut Straub bei seiner Tat eine Langwaffe, die wohl aus dem Bestand der jugoslawischen Armee stammt. Gefunden hat die Polizei nur Hülsen, die Waffe selbst nicht. 
  • Der Tatverdächtige sei wegen Körperverletzungsdelikten und Drogendelikten polizeibekannt. Der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Joachim Dittrich sagt, der Mann sei vor Jahren mehrfach bestraft worden, im Gefängnis saß er nie. 
  • Zur Anzahl der Schüsse, die gefallen sind, will die Polizei bislang keine Angaben machen. Auch weil gegenwärtig noch entsprechende Untersuchungen laufen. Die Schüsse, die nach der Tat in einem Waldstück zu hören waren, könnten darauf hindeuten, dass der Täter sich umgebracht hat, aber auch anderen Personen gegolten habe. "Wir können nicht sagen, ob der Täter noch lebt oder nicht", sagt Straub.  

Die Ermittler bitten zum Ende der Pressekonferenz die zahlreichen Medienvertreter – auch die großen Fernsehsender sind mit Teams da – um Unterstützung bei der Fahndung nach dem Tatverdächtigen. 

Laut Dieter Popp, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, sind seit der Nacht auch zahlreiche Polizeibeamte aus dem Zollernalbkreis in den Einsatz eingebunden. Unter anderem hätten sie die Autobahnauf- und abfahrten gesichert und Fahrzeuge kontrolliert. Im Zollernalbkreis selbst habe man in den Revieren in der vergangenen Nacht mit Notbesetzungen gearbeitet. 

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