Gammertingen

Rotmilan stoppt Windräder in Gammertingen

10.08.2017

von sz

Paukenschlag in Gammertingen: Das Windparkprojekt liegt auf Eis. Grund ist ein neu zugezogenes Milanpaar. Die Antragsteller sehen keine Chance mehr auf die Genehmigung.

Das Konsortium aus vier Energieversorgern hat seinen Antrag auf Genehmigung des Projekts beim Landratsamt Sigmaringen deshalb am Donnerstag zurückgezogen.

Rotmilan stoppt Windräder in Gammertingen

© sz

Die Bürgerinitiative kann aufatmen. Die Windkraftanlagen bei Kettenacker werden nicht gebaut.

Erst heute haben wir berichtet, dass der Teilflächennutzungsplan vom Landratsamt Sigmaringen genehmigt wurde. In diesem ist grundsätzlich die Zulässigkeit von Windkraftanlagen im Gemeindeverwaltungsverband Laucherttal, zu dem neben Gammertingen auch Neufra, Veringenstadt und Hettingen gehören, geregelt.

Just am selben Tag hat das Konsortium aus den Stadtwerken Sigmaringen, den Technischen Werken Schussental, der Gammertinger Energie- und Wasserversorgung sowie der EnBW ihren Antrag zurückgezogen. Nach dem Zuzug eines brütenden Milanpaars in der laufenden Brutsaison sei man zu dem Schluss gekommen, dass eine Genehmigungsfähigkeit vorläufig praktisch ausgeschlossen sei, teilte das Öffentlichkeitsreferat der EnBW gestern mit.

Daher werde das Windkraftprojekt südlich von Kettenacker auf Eis gelegt. Die vier beteiligten regionalen und lokalen Energieversorger nennen in der Pressemitteilung als Hauptgrund ein Rotmilanpaar, das sich vermutlich erst vor kurzem nördlich der geplanten Anlagen niedergelassen habe. Ein Gutachter habe im Frühjahr 2017 ein Rotmilanpaar entdeckt, das am Rande einer Lichtung brütet, rund 300 Meter nördlich des mittleren der drei geplanten Windkraft-Standorte.

Dieses Areal war bei den für den Genehmigungsantrag erforderlichen avifaunistischen (die Vogelwelt betreffend) Gutachten mit einbezogen. Bis ins Jahr 2016 habe auch die intensive Suche Dritter nach brütenden Milanen in diesem Gebiet nichts ergeben, heißt es in der Begründung weiter. Das gleiche gelte für die seit 2012 vorgenommenen Untersuchungen im Rahmen des inzwischen genehmigten Teilflächennutzungsplanes Windenergie in der Raumschaft Laucherttal. Deshalb vermutet Projektleiter Michael Hubmann, dass das jetzt gefundene Brutpaar erst vor kurzem zugezogen sei. Aufgrund dieser neuen Entwicklung erscheint den Energieversorgern der Genehmigungsantrag für das Projekt nach aktueller Rechtslage im Moment chancenlos.

Vor rund drei Jahren hatten die vier Energieversorger das Projekt im Gewann Buchäcker auf der Albhochfläche bei Kettenacker begonnen.

Die 2015 und 2016 vom Konsortium durchgeführten Windmessungen ließen einen Ertrag von rund 25 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erwarten, der rechnerisch zur Versorgung von gut 7000 Haushalten mit Strom aus erneuerbaren Quellen ausgereicht hätte. Die Windräder waren mit einer Nabenhöhe von 164 Metern geplant.

Noch vor Ostern 2016 war schließlich nach umfangreicher Begutachtung der Genehmigungsantrag in einer der Konzentrationszonen des Teilflächennutzungsplanes Wind des Gemeindeverwaltungsverbandes Laucherttal eingereicht worden. Aufgrund eines knapp 700 Meter südlich der geplanten Standorte im Herbst 2016 gefundenen neuen Horstes hatte das Landratsamt Sigmaringen jedoch auf eine Nachbegutachtung während der Brutperiode 2017 bestanden.

Während der Begutachtungen in den Jahren 2014 und 2015 hatte es dort jedoch keine Erkenntnisse gegeben. Inzwischen wurde zwar auch dort ein Rotmilanpaar beobachtet. Nach Einschätzung von Michael Hubmann, Projektleiter bei der EnBW, wäre es aufgrund seines Revierverhaltens für die Genehmigungsfähigkeit jedoch unkritisch gewesen.

Gegen das Projekt hatte sich in der Gammertinger Teilgemeinde Kettenacker heftiger Widerstand formiert. Der Verein für Mensch und Natur Kettenacker hatte sogar angekündigt, die erfolgte Genehmigung des Teilflächennutzungsplanes juristisch prüfen zu lassen.

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