Balingen-Zillhausen

Zweite Heimat im Süden Brasiliens

02.08.2017

von Klaus Irion

Selina Weisser aus Zillhausen bringt als Zeugin Jehovas ihren Glauben den Nachfahren deutscher Auswanderer näher.

Beim Stichwort Brasilien denken viele zunächst an Rio de Janeiro, an die Copacabana, aber auch an die Elendsviertel, die Favelas. Nicht so Selina Weisser aus Zillhausen. Ihre Gedanken sind dann in Ibirama, in Brasiliens südlichem Bundesstaat Santa Carina, nahe der Grenzen zu Argentinien, Uruguay und Paraguay.

Zweite Heimat im Süden Brasiliens

Selina WeisserFoto: Privat

In Ibirama wohnen rund 13 000 Menschen, viele davon sind Nachfahren deutscher Auswanderer. „Und viele sprechen auch bis zum heutigen Tag deutsch“, erzählt Weisser. Wobei deutsch relativ zu betrachten sei. So manches portugiesische Verb sei kurzerhand übernommen und mit der deutschen Grammatik versehen worden.

Ihr Glaube hat die 19-jährige Zillhausenerin nach Ibirama gebracht. Sie und drei Freundinnen, die die Mitgliedschaft bei den Zeugen Jehovas eint. „Ich wollte nach dem Realschulabschluss einfach etwas für mich Sinnvolles tun.“ Die Wahl eines längeren Auslandsaufenthalts lag zwischen Südafrika, USA, Mexiko oder Brasilien. Die Entscheidung wurde ihr und ihren Freundinnen schließlich quasi abgenommen. Die Verantwortlichen eines brasilianischen Bethels – so nennen Jehovas Zeugen ein Gebäude, in dem ihr Predigdienst organisiert wird – habe sich zuerst gemeldet. Also ging's nach Südamerika.

Ihren Glauben den vielen deutschstämmigen Brasilianern in Ibirama nahezubringen war für Weisser und ihre Freundinnen ein eher leichtes Unterfangen. „Denn die meisten Brasilianer sind ohnehin sehr gläubig.“ Und gerade in Ibirama auch besonders erfreut, wenn Menschen aus der Heimat ihrer Vorfahren zu Besuch seien.

Wobei das mit dem Besuch so nicht ganz stimmt. Denn aus den drei Monaten per Touristenvisum wurde zunächst ein genehmigter Aufenthalt von einem halben Jahr. „Am Ende waren es dann 15 Monate“, berichtet Selina Weisser und lacht. Und damit nicht genug. Die Rückkehr in die Balinger Heimat ist nur von kurzer Dauer. „Für mich geht es demnächst wieder zurück nach Brasilien.“

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