Albstadt

Peter Fischer erlebt den ersten Alleinflug gleich zweimal

23.06.2017

von Vereinspressemitteilung

Der 56-jährige Bisinger sitzt nach genau 40 Jahren wieder als Schüler alleine im Cockpit eines Seglers. Das ist auch für die Ausbilder des Luftsportvereins Degerfeld etwas Besonderes.

Der erste Alleinflug, plötzlich ganz auf sich selbst gestellt, ist für jeden Segelflieger ein unvergessliches Erlebnis. Peter Fischer aus Bisingen hat es schon zweimal erlebt – mit exakt 40 Jahren Abstand. Das ist auch für seine Ausbilder des Luftsportvereins Degerfeld keine alltägliche Geschichte. „War gut“, fasst Fischer (56) seine Stimmung nach dem zweiten ersten Alleinflug zusammen. „Anders, aber sicher auch unvergesslich.“

Peter Fischer erlebt den ersten Alleinflug gleich zweimal

© Dirk Schädlich

Der Ausbildungsbetrieb auf dem Degerfeld ist Teamarbeit.

An seinen ersten Alleinflug 1977 kann er sich noch gut erinnern. Damals, als junger Kerl, sei er unbekümmerter gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. „Da hat man den Deckel zugemacht und ist einfach drauflosgeflogen“, so der Bisinger. Jetzt, mit mehr Lebenserfahrung, ging er verantwortungsbewusster in diese wichtige Etappe auf dem Weg zum Segelflugschein. „Man überlegt mehr“, sagt er. Die Checkliste sei er diesmal mehrfach und ganz genau durchgegangen. Die Ausbildungsstandards seien heute aber auch viel höher als vor vier Jahrzehnten. Sieben, acht Monate lang hatte er auf diesen Augenblick hingearbeitet. Warum hat er die Ausbildung 1977 abgebrochen? Er habe damals viel Sport getrieben, spielte Volleyball in der Landesliga, habe dazu zeitweise auch noch eine Damenmannschaft trainiert. Fünf bis sechs Abende in der Woche sei er in einer Halle gestanden, dazu an jedem Wochenende. Das verträgt sich nicht mit der Fliegerei.

Später kam das Architekturstudium dazu. „Und das ganz normale Leben halt“, sagt Fischer und lacht. Wobei: Ganz weg von der Fliegerei war er nicht, er betrieb 26 Jahre lang Modellflug. Vom Fliegervirus „infiziert“, wie er es nennt, war er nach eigener Einschätzung schon immer. Sein Vater war Paul Fischer, Jagdpilot im Zweiten Weltkrieg und nach Kriegsende einer der Mitbegründer der Segelfliegerei auf dem Degerfeld. Wer einen Fluglehrer als Vater hat, kommt fast zwangsläufig mit der Materie in Kontakt. Der „Fischer-Paule“ gehört zu den Legenden des LSV.

Mit sechs Jahren nahm ihn sein Vater erstmals mit in einem Flugzeug. „Mit vielen Kissen unter dem Hintern, damit ich überhaupt rausschauen konnte“, so Peter Fischer. Als Jugendlicher begann er dann ebenfalls die Ausbildung. Jetzt der Neustart. „Ich habe lange überlegt. Voriges Jahr habe ich mir dann gesagt, jetzt mache ich das wieder“, erzählt der Bisinger. Nach einem Passagierflug war es dann soweit. Der Eintritt in den LSV folgte auf dem Fuß. Mit seinen 56 Jahren gehört Peter Fischer wieder offiziell zur Jugendabteilung des Vereins. Dort sind die Flugschüler organisiert. Fast 30 Schüler werden im LSV derzeit ausgebildet, von 20 ehrenamtlichen Lehrern. Die jüngsten sind 14 Jahre alt, der aktuell älteste Schüler ist 64. Fortgeschrittenes Alter schützt eben vor Träumen nicht. Die breite Masse sind schon Jugendliche, teilt der Verein mit. Fischer fühlt sich wohl in ihrem Kreis: „Das klappt wunderbar und ist eine tolle Erfahrung. Die sind ja aber auch alle absolut okay.“ Man sei trotz des Altersunterschieds „einer von ihnen“. Fliegerisch seien die meisten weiter als er, dafür werde er für seine Lebenserfahrung respektiert. Fischer bereut nicht, sich auf diese „unbekannte Situation“ eingelassen zu haben. Im Gegenteil: „Es ist vom Lebensgefühl ein bisschen so, als würde man plötzlich selbst wieder ins Gymnasium gehen.“

Passt ins Bild. Büffeln muss man als Flugschüler auch, die Ausbildung erfolgt in Theorie und Praxis. Das sei für ihn, so vielen Jahren nach dem Studium, eine Herausforderung gewesen: „Man macht plötzlich was ganz anderes, was völlig Neues. Erwachsenenbildung, sozusagen.“ Die Theorieprüfung hat er bereits in der Tasche. Macht er seinen Schein diesmal fertig? „Klar“, sagt Peter Fischer. Wenn's weiterhin so gut läuft und das Wetter mitspielt, will er im Herbst die praktische Prüfung ablegen.

Peter Fischer erlebt den ersten Alleinflug gleich zweimal

Peter Fischer

Schon als Kind vom Fliegervirus infiziert

Anfänge Peter Fischer hat seine Leidenschaft fürs Fliegen schon in jüngsten Jahren entdeckt. Sein Vater Paul Fischer trug maßgeblich dazu bei, dass sein Sohn vom Fliegervirus infiziert wurde. Er nahm seinen Sprössling zum ersten Mal mit in ein Flugzeug, als dieser sechs Jahre alt war.

Abschluss Nachdem Peter Fischer den ersten Anlauf, den Segelflugschein zu machen, 1977 abbrach, setzt er die Ausbildung jetzt fort. Im Herbst soll die Pilotenlizenz fertig sein.

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