Bitz

Geiger meistert gar eigenwilliges Orgelwerk

06.06.2017

von Vera Bender

Eine überwältigende Matinee erlebten die Musikliebhaber am Sonntagmorgen in der Bitzer Nikolauskirche. Kirchenmusiker Oliver Geiger verzückte wahrlich die Zuhörer am Pfingstfeiertag.

Geiger meistert gar eigenwilliges Orgelwerk

© Vera Bender

„Schätze barocker Orgelkunst“ bringt Oliver Geiger in der Bitzer Nikolauskirche zu Gehör.

Es war schon etwas ganz Besonderes: Die Orgelmatinee am Pfingstsonntag. Direkt im Anschluss an den Gottesdienst lauschten etliche Besucher den Klängen, welche Organist Oliver Geiger dem königlichen Instrument entlockte. „Schätze barocker Orgelkunst“ standen auf dem Programm und Geiger verstand die Kunst, diese auch entsprechend zu Gehör zu bringen. Mit großer Leidenschaft und Spielfreude sorgte der Kirchenmusiker für einen unglaublichen Genuss beim Publikum, welches am Ende mit Applaus nicht sparte. Es war einfach eine Wonne, den Klängen zu lauschen.

Mit dem „Präludium g-Moll“ von Dietrich Buxtehude begann die Orgelmatinee. Der dänisch-deutsche Organist aus dem 17. Jahrhundert gilt als der berühmteste Vertreter der Norddeutschen Orgelschule, war musikalisches Vorbild für Bach und schuf ein umfangreiches Repertoire an sakraler Musik mit häufig konzertanten Nuancen. Geiger konnte also sprichwörtlich „alle Register ziehen“ und der Orgel eine enorme Bandbreite an Tönen entlocken. Da sich die imposante Kirchenorgel in der Bitzer Nikolauskirche im Altarraum befindet und nicht, wie oft üblich, auf der Empore „versteckt“ ist, hat man als Kirchenbesucher einen guten Blick auf Instrument und Organist. So konnte man nicht nur hören, sondern auch sehen, wie sehr Oliver Geiger mit Leib und Seele bei der Musik war.

Das „große Präludium e-Moll“ von Nicolaus Bruhns stellte einen weiteren „Schatz“ dar. Damit hatte der Organist abermals einen Komponisten der norddeutschen Orgelschule ausgewählt, der noch dazu als „Lieblingsschüler“ Buxtehudes galt. Und mit diesem Präludium hatte man Bruhns eigenwilligstes Orgelwerk im Programm, welches aus zwei voneinander unabhängigen Fugen mit jeweiligem Vor- , Zwischen- und Nachspiel besteht, in die freie Abschnitte eingestreut sind. Es bedarf schon eines Meisters an der Orgel, um solch ein anspruchsvolles Werk zu spielen. Und Geiger erwies sich als wahrer Virtuose.

Mit dem „Präludium d-Moll“ von Johann Pachelbel wechselte Geiger zu einem Komponisten der süddeutschen Orgeltradition. Als herzoglicher Hoforganist in Eisenach lernte Pachelbel die Familie Bach kennen. Und auch bei der Orgelmatinee schlossen sich der Kreis und damit die sakralen Vorträge mit dem wohl bekanntesten barocken Kirchenmusikkomponisten: Johann Sebastian Bach. Das „Concerto a-Moll nach Vivaldi“ sollte den Abschluss bilden. Da das begeisterte Publikum aber darauf bestand, spielte Oliver Geiger noch „etwas Kleines“, das „Capriccio sopra il Cucu“ von Johann Kaspar Kerll. Auch damit bewies Geiger ein „gutes Händchen“ und brachte mit diesem interessanten Werk seine Zuhörer zum Schmunzeln.

Spenden für die Reinigung

„Ich habe es noch in den Ohren und im Herzen“, bedankte sich zum Schluss Kirchengemeinderätin Ursula Kirchmaier und bat um Spenden für die Reinigung der aus dem Jahr 1989 stammenden Orgel mit 30 Registern, zwei Manualen mit Koppelmanual und 1889 Pfeifen.

Wer dieses Instrument und vor allem den virtuosen Kirchenmusiker selbst einmal hören möchte, kann nicht nur die Gottesdienste besuchen, sondern zu den Orgelmatineen im Juli und Oktober in die Bitzer Nikolauskirche kommen.

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