Balingen

Absolut nicht konkurrenzfähig: HBW taumelt Abstieg entgegen

29.05.2017

von Marcus Arndt

Die Phalanx der „Gallier von der Alb“ ist durchbrochen. EHF-Cupsieger Frisch Auf Göppingen deklassierte im schwäbischen Derby den Tabellen-17., welcher nach der 29:36-Klatsche nur noch rechnerische Chancen besitzt, den Klassenerhalt zu schaffen.

Desolat präsentierten sich die „Gallier von der Alb“ im württembergischen Prestigeduell: emotionslos und wenig inspiriert. Nach dem Seitenwechsel fiel der HBW sukzessive zurück – wurde phasenweise vorgeführt.

„Es war ein Kampf ums Überleben und den haben wir verloren“, räumte Pascal Hens unumwunden ein. Der Weltmeister von 2007 – immerhin fünffacher Torschütze – wusste die fast aussichtslose Situation des schwäbischen Fusionsklubs richtig einzuschätzen: „Wir hatten in dieser Woche zwei Spiele und haben beide verloren. Jetzt haben wir Flensburg-Handewitt vor der Brust. Wir dürfen uns nicht ins Land der Wunder begeben. Wir müssen einfach unsere Arbeit machen und dann schauen wir, wo wir stehen. Aber es ist gerade schwierig, an etwas zu glauben.“ In dieser Verfassung dürfte der Aufsteiger von 2006 in dieser Runde nichts mehr holen.

Absolut nicht konkurrenzfähig: HBW taumelt Abstieg entgegen

© Moschkon

Fünfmal netzte Ex-Weltmeister Pascal Hens im Derby gegen Frisch Auf Göppingen. Dennoch kassierte der HBW eine empfindliche Heimniederlage.

Im „Abstiegsendspiel“ gegen den Altmeister startete der HBW schwach, lag nach zwei Hens-Patzern schnell mit 0:2 zurück (2. Minute). Die Balinger fanden in der Anfangsphase keine Lösungen gegen den EHF-Cupsieger, blieben aber dran. Per Siebenmeter stellte Srdjan Predragovic den 2:3-Anschluss her (3.). In der Abwehr bekamen die „Gallier von der Alb“ allerdings über 60 Minuten keinen Zugriff und auch Keeper Tomas Mrkva setzte selten Akzente.

Vorne folgte der nächste Ballverlust und Göppingen zog mit drei Toren davon (3:6/6.). Bitter für die Kreisstädter, dass der nächste Predragovic-Strafwurf am Pfosten landete. Frisch Auf brachte sein Potenzial zunächst besser auf die Platte, spielte lange, solide Angriffe. In Überzahl brachte Hens die Balinger wieder heran und Mrkva glich aus (8:8/13.). Der Tscheche versenkte die Kugel im leeren Frisch Auf-Gehäuse.

Die Initialzündung? Nein! Erneut fiel der HBW schnell, zu schnell zurück. Der Ex-Hamburger machte in dieser wichtigen Phase einfache Tore und beim 11:12 durch Yves Kunkel war wieder alles offen in der „Hölle Süd“. Das Team von Trainer Runar Sigtryggsson drängte auf die Trendwende. Vergebens. Frisch Auf war einfach präsenter in den Zweikämpfen, während Balingen-Weilstetten bedenklich wackelte. Der Isländer reagierte, bat kurz vor der Pause noch einmal zur Extrabesprechung. Martin Strobel und Sascha Ilitsch verkürzten auf 17:18.

In Durchgang zwei nutzten die Gastgeber das Momentum nicht, gerieten nach 32 Minuten wieder mit drei Treffern in Rückstand (17:20). Mrkva verhinderte den frühen K. o., doch der HBW musste mehr investieren, mehr riskieren. Sigtryggsson brachte nun Tobias Wagner am Kreis, hoffte auf die Physis des Österreichers gegen die kompakte 6:0-Abwehr. Vergeblich. Zeitspiel der „Gallier von der Alb“ und Marcel Schiller stellte den alten Drei-Tore-Abstand wieder her (19:22/37.).

Als Göppingen erstmals fünf vorlegte, machte sich der HBW endgültig auf dem Weg in Liga zwei. Wer sollte die Talfahrt noch stoppen? Hens und Strobel tauchten völlig ab – auch von der Bank kamen keine Impulse. Noch einmal Auszeit des Tabellenvorletzten. Doch auch die verpuffte: Zu stark war Göppingen – zu schwach die Balinger. In der Schlussviertelstunde resignierten die Kreisstädter kollektiv. Andreas Berg und Schiller machten beim 24:32 (53.) schließlich alles klar.

„In der ersten Halbzeit haben wir die Tore trotzdem schön herausgespielt, aber Göppingen hat an sich geglaubt und war individuell einfach besser“, bilanzierte Hens, „da war für uns nicht mehr möglich, wir hätten heute schon einen Sahnetag erwischen müssen. . .“ Doch das Gegenteil war der Fall.

HBW Balingen-Weilstetten – Frisch Auf Göppingen: Teams & Tore

HBW Balingen-Weilstetten: Saldatsenka (15. – 26. und ab 51., 13 Gegentore/2 Paraden), Mrkva (1. – 15. und 26. – 51., 23/10, 1 Tor); Strobel (6), Hens (5), Hausmann (4), Kunkel (4/1), Foth (2), Flohr (2), Nothdurft (2/1), Predragovic (1/1), Ilitsch (1), König (1), Wagner, Krieg.

Frisch Auf Göppingen: Prost (1. – 19. und ab 30., 24 Gegentore/5 Paraden), Rutschmann (19. – 30., 5/1); Schiller (8/1), Pfahl (6/1), Kneule (5), Späth (4), Fontaine (4), Braun (2), Schöne (2), Sesum (2), Berg (2), Barud, Kaufmann (n. e.).

Schiedsrichter: Grobe/ Kinzel (beide Braunschweig).

Zuschauer: 2350 (ausverkauft).

Spielfilm: 3:6 (6.), 4:7, 8:8, 9:11 (15.), 12:14, 13:16, 16:18 (28.), 17:18 – 19:21 (35.), 19:23, 20:25, 21:27 (46.), 23:27, 23:29, 26:34 (56.), 29:36.

Zeitstrafen: 6:6 Minuten (Flohr, Predragovic, Foth – Späth, Barud, Schöne).

Siebenmeter: 4/2:4/2 (Predragovic wirft an den Pfosten/8., Kunkel scheitert an Prost/31. – Kneule wirft vorbei/38., Pfahl scheitert an Mrkva/43.).

Nächstes Spiel: HBW Balingen-Weilstetten – SG Flensburg-Handewitt (4. Juni, 15 Uhr, SparkassenArena).

Diesen Artikel teilen: