Balingen-Dürrwangen

Kirche und Journalismus: Auf die Menschen zugehen

17.05.2017

von Daniel Seeburger

ZAK-Redakteur Michael Würz ist zu Gast beim „Anderen Gottesdienst“ in Dürrwangen. Pfarrer Jan Rüggemeier übernimmt die Rolle des Interviewers.

Kirchen und Medien stehen im Kreuzfeuer: Dabei geht es nicht nur um das Selbstverständnis dieser Institutionen, sondern um die Glaubwürdigkeit. Die Problematik gründet tief. Althergebrachte Muster greifen nicht mehr und werden hinterfragt. Man kann das negativ bewerten – muss es aber nicht. Der frühere Dürrwanger Pfarrer Jan Rüggemeier und Onlineredakteur Michael Würz vom ZOLLERN-ALB-KURIER sehen mehr Chancen als Gefahren – sowohl für die Kirche, als auch für den Journalismus. Am Sonntag, 21. Mai, um 18 Uhr, treffen die beiden in der Dürrwanger Kirche bei der Reihe „Anderer Gottesdienst“ aufeinander. 

Kirche und Journalismus: Auf die Menschen zugehen

Kirche, Journalismus und soziale Medien: ZAK-Onlineredakteur Michael Würz (links) ist zu Gast beim „Anderen Gottesdienst“ von Pfarrer Jan Rüggemeier. Foto: Daniel Seeburger

Man dürfe Kirche nicht nur in Gottesdiensten denken, erklärt Jan Rüggemeier. Die zentrale Frage sei, ob man als Kirche auf die Menschen zugehe oder warte, bis die Menschen kommen, sagt er. Im Journalismus ist das ganz ähnlich. Vertrauen sei Grundvoraussetzung für die Akzeptanz des Mediums, erklärt Michael Würz. Durch Beziehung zum Leser könne Vertrauen geschaffen werden. Er nennt als Beispiel die Vorgänge in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Meßstetten. Durch kontinuierliches Feedback auf Hasskommentare bei Facebook hat Würz aufgeklärt, erklärt und entkräftet. Er ist Gerüchten nachgegangen, hat nachgefragt und differenziert. Dabei ist er immer sachlich geblieben. Sein Anspruch: glaubwürdig und transparent sein – und Lesern die Arbeit der Lokalredaktion auf Augenhöhe erklären.

Bei Facebook ist der damalige Dürrwanger Pfarrer Jan Rüggemeier auf ihn aufmerksam geworden. „Persönliche Kontakte sind wichtig, gerade in den sozialen Medien“, weiß Michael Würz. Schließlich kam die Bitte, bei einem Gottesdienst mitzumachen. Er bekomme im Moment viele Anfragen, um über seine Erfahrungen zu berichten, sagt der Balinger Journalist, von kirchlicher Seite sei es allerdings die erste. Der Journalist hat sofort zugesagt.

Mit sozialen Medien hat Jan Rüggemeier bisher gute Erfahrungen gemacht. „Ich habe dadurch wertvolle Kontakte zu Menschen bekommen, die sonntags nicht in die Kirche gehen“, verrät er. Kirche müsse auf die Menschen zugehen, und da seien soziale Medien eine große Chance. Die Präsenz bei Facebook oder anderen sozialen Medien ist seiner Ansicht nach heutzutage eine wichtige und selbstverständliche Komponente der kirchlichen Arbeit. Der Erfolg von Kirche dürfe dann auch nicht rein an den Gottesdiensten gemessen werden. Wichtig sei eine Kirche mit größerer Bandbreite.

Es gebe spannende Parallelen zwischen Kirche und Journalismus, erklärt Jan Rüggemeier. Der Journalist habe fast schon ein prophetisches Amt. Als Prophet sieht sich Würz nicht, eher als Streiter für die Glaubwürdigkeit der Medien. Pfarrer Rüggemeier will die Rolle des Journalisten übernehmen und den Onlineredakteur interviewen. Nach dem Gottesdienst gibt es dann noch die Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen.

Diesen Artikel teilen: