Balingen

Verlieren verboten!

12.05.2017

von Marcus Arndt

Im finalen Drittel der Saison steht der akut abstiegsbedrohte Balinger Handball-Bundesligist mit dem Rücken zur Wand. Im morgigen Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig gilt: Verlieren verboten!

Verlieren verboten!

© Moschkon

Nach dem Remis gegen Lemgo und der Niederlage beim Bergischen HC ist die Lage beim HBW Balingen-Weilstetten weiter sehr angespannt. Das Team um Kapitän Martin Strobel visiert nun gegen Leipzig zwei ganz wichtige Punkte an.

Der Druck im Abstiegskessel nimmt in den finalen Wochen der Saison markant zu. Mittendrin das Team von Trainer Runar Sigtryggsson, das nach der Solingen-Schlappe auf den vorletzten Tabellenplatz zurückgefallen ist.

Ein Punkt trennt die Schwaben derzeit von einem Nichtabstiegs-platz – zwei Zähler fehlen auf die Bergischen Löwen und den VfL Gummersbach. „Es ist noch nichts entschieden“, meint der Balinger Kommandogeber, „auch wenn wir keine gute Figur gegen die direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt gemacht haben.“ Damit rechnete der Isländer nicht, räumt allerdings ein: „Mit der Heimniederlage gegen Gummersbach hat alles angefangen. Uns hat in den wichtigen Spielen nicht nur die Nervenstärke, sondern auch die Aggressivität gefehlt.“ In den vergangenen Wochen investierten die „Gallier von der Alb“ mehr, zeigten mehr Emotionen auf und neben der Platte. Dennoch liegt der letzte Sieg schon ganze zehn Wochen zurück – bei den Recken in Hannover setzten sich die Balinger mit 29:26 durch. Seitdem holte der HBW nur zwei Zähler – ein Abstiegswert. Nichtsdestotrotz besitzt der schwäbische Fusionsklub noch intakte Chancen auf den Verbleib in Liga eins, „wenn wir mit einem Erfolg über Leipzig die Abstiegsplätze verlassen“, wie es der Coach des Tabellen-17. formuliert.

Der kann im Abstiegsendspiel gegen die Ostdeutschen auf einen nahezu kompletten Kader zurückgreifen – einzig Markus Stegefelt (Innenbandriss) und der langzeitverletzte Dennis Wilke fehlen. Pascal Hens trainierte hingegen wieder mit der Mannschaft – der Weltmeister von 2007 hat allerdings seit dem Unentschieden gegen Lemgo en gros im Übungsbetrieb gefehlt. „Wir müssen abwarten“, nimmt Sigtryggsson den Gesprächsfaden wieder auf, „und werden situativ entscheiden.“ Der 45-Jährige möchte seine personellen Möglichkeiten „voll ausschöpfen“ und wird auch auf einige Spieler aus dem Perspektivteam sowie auf den Serben Srdjan Predragovic vom klassentieferen TV Neuhausen/Erms zurückgreifen. Die Länderspielpause nutzte der frühere Bundesliga-Spieler, um verstärkt im taktischen Bereich zu arbeiten. „Wir müssen unser Abwehrlevel halten“, fordert der Balinger Coach, „aber mehr daraus machen.“ Im Kellerduell beim BHC erarbeitete sich der HBW in der Defensive viele Bälle, ließ aber zu zahllose Chancen vorne liegen. Das seien Möglichkeiten für 30 oder mehr Tore gewesen, meint Sigtryggsson – gereicht hat es allerdings nur für magere 22. Damit war in der Klingenhalle natürlich nichts zu holen.

Nach nur vier Punkten in der Rückrunde steht der Aufsteiger von 2006 im morgigen Heimspiel gegen die sechstplatzierten Körperkulturellen aus Leipzig (19 Uhr, SparkassenArena) unter Zugzwang. Einen weiteren Punktverlust vor heimischer Kulisse dürfen sich die Balinger nicht leisten. Die Ostdeutschen haben vier der vergangenen fünf Begegnungen verloren – einzig gegen Altmeister VfL Gummersbach gelang dem Team von Bundestrainer Christian Prokop ein knapper 27:25-Heimerfolg. Auch auswärts lief seit Oktober bei den Grün-Weißen nur wenig zusammen. Sie haben aber in Gummersbach (22:24), Lemgo (25:25) und Solingen (24:26) gepunktet. Sigtryggsson hofft, „dass meine Mannschaft nicht gehemmt auftritt und keinen Sicherheitshandball spielt, denn das können wir nicht.“

In der Hinrunde kassierte der HBW eine empfindliche 23:34-Niederlage beim Aufsteiger von 2015. Konsequent brachte Leipzig, das aggressiv, aber gut strukturiert spielt, im Dezember seine Qualitäten auf die Platte, während die Schwaben nach einem 23:27-Rückstand resignierten. „Wichtig ist, dass wir diesmal unsere Leistung abrufen“, so der Balinger Trainer weiter, „sonst wird es schwierig . . .“

 

Gedankenspiele mit Runarsson

Die Personalplanungen beim Balinger Bundesligisten sind abgeschlossen – zumindest fast, wenn der HBW den Abstieg verhindert. Einzig die Spielmacherposition ist mit Martin Strobel bislang nur einfach besetzt. Hier soll nachgebessert werden. Ein Kandidat ist Dadi Runarsson. Der Sohn von Runar Sigtryggsson wird den klassentieferen EHV Aue verlassen, „will den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen“, erklärt Balingens Trainer. Er könne sich eine Zusammenarbeit vorstellen, sagt der 45-Jährige, „die Frage ist nur, ob es Sinn macht, wenn Dadi wenig spielt oder vielleicht sogar auf der Tribüne sitzt . . .“ Der mögliche Wechsel des jungen Isländers ist nicht die einzige Personalie, welche HBW-Geschäfts-führer Wolfgang Strobel abarbeiten muss. Neuzugang Valentin Spohn besitzt nur einen Vertrag für die erste Liga, Tobias Wagner und Viachaslau Saldatsenka spielen nur sporadisch oder gar nicht. Beide sind unzufrieden. Zudem scheint der weißrussische Keeper nur bedingt das Anforderungsprofil der Schwaben zu erfüllen.ar

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