Schörzingen

Nichts wie raus: der Erlebnistreff Burg Oberhohenberg

12.05.2017

Ein Erlebnistreff für alle Generationen. Wandern Sie hinauf zur ehemaligen Burg Oberhohenberg und genießen Sie den herrlichen Ausblick.

Am Wanderparkplatz gibt es einen einzigartigen Spielplatz und eine Schutzhütte des Schwäbischen Albvereins. Auf und rund um den höchsten Berg des Zollernalbkreises, dem Oberhohenberg (1011 Meter), ist nach Jahren der Planung und Ausführung im Jahr 2014 der Erlebnistreff Burg Oberhohenberg fertiggestellt worden. Ziel des maßgeblich durch das LEADER-Programm der Europäischen Union geförderten Projekts war es, die herausragende geschichtliche Bedeutung der Burg Oberhohenberg herauszuarbeiten und das Bewusstsein dafür in der Bevölkerung zu steigern. Durch das Verbinden von Elementen wie Historie, Natur und Erholung wird die Geschichte der Burganlage erlebbar. Gleichzeitig steigert der „Erlebnistreff Burg Oberhohenberg“ die Attraktivität der Gegend sowohl für die Naherholung als auch für den Tourismus.

Nichts wie raus: der Erlebnistreff Burg Oberhohenberg

© WFG Zollernalbkreis/Volker Bitzer/Daniel Seeburger

Auf einer Hängebrücke geht es über einen der beiden Burggräben.

Uraltes Gemäuer

Die Burg Oberhohenberg wurde erstmals im Jahr 1170 beim Regierungsantritt von Graf Burkard I. von Hohenberg urkundlich erwähnt. 1449 wurde die Burg von Rottweiler Soldaten durch eine Fehde vollständig zerstört. Die Steine wurden danach abgetragen und für andere Bauten verwendet. Daher ist heutzutage von der Burg Oberhohenberg außer den zwei tiefen Schutzgräben zwischen den ehemaligen Vorburgen und der Hauptburg nicht mehr viel zu sehen. Erst 1913 ließ der Burgenforscher Konrad Albert Koch die zugewachsenen Fundamente der Burg freilegen. Dadurch konnte man das Aussehen der 77 Meter langen und 40 Meter breiten Hauptburg rekonstruieren.

Bedeutender Bestandteil der Burg Oberhohenberg war der 30 Meter hohe, achteckige Turm, dessen Plattform in 1 043 Metern Höhe damals die höchste Erhebung der Schwäbischen Alb war. Im Zuge der Neugestaltung des Areals wurde dieser einzigartige Turm durch eine Metallkonstruktion nachgebaut. Die unterschiedlich hohen Metallstangen an den Ecken verdeutlichen den ehemaligen Umfang des Turmes. Dazwischen befindet sich ein begehbares Podest, so dass der Besucher direkt über den ursprünglichen Fundamenten, im Inneren des ehemaligen Turmes steht. Die Informationstafeln an der Brüstung des Podests vermitteln den Lesern ausführliches historisches Wissen.

Vermutlich gründeten bereits 1270 die Grafen von Hohenberg das Städtchen, welches sich unterhalb der Burg Oberhohenberg befand. Die letzte schriftliche Erwähnung findet sich 1475. Danach wurde es vermutlich aufgrund der problematischen Wasserversorgung aufgegeben. Heutzutage deuten nur noch der unterschiedliche Bewuchs sowie eine Informationstafel auf die ehemalige Siedlung hin.

Die beiden Burggräben zeugen bis heute von der ehemaligen Burg Oberhohenberg. Um deren ursprüngliche Funktion erlebbar zu machen, wurde über den größeren der beiden eine schwindelerregende Hängebrücke gebaut. Dadurch wird auf dem neu angelegten Burgweg die Besonderheit des Albtraufs dem Erlebnishungrigen nahegebracht. Nicht nur für Kinder ist dies ein Erlebnis. Auch für Erwachsene stellt die schwankende Hängebrücke ein besonderes Highlight dar.

Am Parkplatz des Erlebnistreffs befindet sich eine Schutzhütte. Diese wurde 1966 auf den Grundmauern des ehemaligen Maierhofs errichtet. Betreut und bewirtet wird die Schutzhütte von der Ortsgruppe Schörzingen des Albvereins. Vom 1. Mai bis 3. Oktober ist die Hütte immer sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bei schönem Wetter werden im Außenbereich Tische und Bänke aufgestellt. Von hier hat man einen guten Überblick über den ebenfalls neugestalteten Spielplatz, so dass man die Kleinen getrost toben lassen kann.

Direkt neben der Schutzhütte befinden sich zudem zwei Grillstellen. Zusätzlich wurde eine Spielburg mit Bezug zur historischen Burg Oberhohenberg errichtet. Sie wurde ebenfalls in der Achteckform gebaut und wartet mit einer Zugbrücke, Wehrgängen und einer aus Natursteinen gemauerten Kletterwand auf. Sie soll den Kindern den Bezug zur Burganlage erleichtern.

Startpunkt der Wanderung ist am Parkplatz bei der Schutzhütte Oberhohenberg. Von dort folgt man dem Weg, der oberhalb der Hütte am Waldrand entlangführt. Kinder können auf der Spielburg in die Welt der Burgen, Schlösser und Ritter eintauchen und bereits jetzt einen Vorgeschmack auf das, was noch kommt, erhalten. Links haltend kommt man am ehemaligen Städtchen Hohenberg vorbei. Weiter geht es in einer langen Linkskurve steil den Berg hinauf. Nach etwa 200 Metern erreicht man eine markante Wegkreuzung. Dort scharf nach links abbiegen. Der Weg führt an der malerischen Traufkante entlang, welche mit herrlichen Aussichten für sämtliche Mühen entlohnt. Kurze Zeit später erreicht man die beiden ehemaligen Burggräben. Hier ist auch die bereits erwähnte Hängebrücke, welche gleichzeitig den Zugang zur ehemaligen Burganlage darstellt. Heute befindet sich dort über den Resten des markanten Achteckturms eine Infoplattform. Vom Gipfel aus bietet sich eine wunderbare Fernsicht in den Schwarzwald.

Nach Passieren der ehemaligen Burganlage führt der Weg im Zickzack hinab in Richtung Ausgangspunkt. Auf dem Weg dorthin passiert man die Standorte der ehemaligen, zur Burg Oberhohenberg gehörenden Nikolauskapelle sowie des ehemaligen Schafhauses.Festes Schuhwerk und Trittsicherheit sind beim Begehen des Weges erforderlich.

Wer möchte, kann die Wanderung mit einer Tour zum Lemberg, dem mit 1 015 Meter höchsten Berg der Schwäbischen Alb, ausweiten. Dafür nach der Schutzhütte links abbiegen, an der ehemaligen Nikolauskapelle vorbei über das Burgareal und die Hängebrücke dem Weg folgen. An der Wegkreuzung nicht scharf nach rechts abbiegen sondern dem Weg weiter geradeaus folgen. Dieser führt südwestlich am Sattel des Oberhohenbergs entlang bergab auf die Hochfläche des Hochbergs. Von dort geht es am westlichen Steilabfall hinab zum nächsten Sattel. Nun folgt der Aufstieg zum Lemberg. Auf dessen Gipfel befindet sich der Lembergturm. Dessen Aussichtsplattform kann man über 152 Stufen erreichen. Wer das Treppensteigen hinter sich hat, wird bei gutem Wetter mit einem grandiosen Ausblick belohnt: Im Süden die Alpen und den Schwarzwald im Westen. Auf dem „Emil-Koch-Weg“ geht es wieder bergab bis man oberhalb des Wanderparkplatzes Lemberg herauskommt. Dort im rechten Winkel links in Richtung Lembergsattel abbiegen. An der „Wunderfichte“ vorbei führt der Weg zum „Bürgle“ und zur Wallfahrtskapelle. Am Waldrand entlang geht es Richtung Rossreute. Dem Wanderweg folgend gelangt man schließlich zurück zum Ausgangspunkt.

Nichts wie raus: der Erlebnistreff Burg Oberhohenberg

© WFG Zollernalbkreis/Volker Bitzer/Daniel Seeburger

Blick auf den Hohenberg: Hier soll Anna von Rechberg gestorben sein.

Die beiden Annas vom Oberhohenberg: Vom Glanz und Elend längst vergangener Epochen

Geschichte ist spannend. Vor allem dann, wenn man deren Spuren praktisch vor der Haustüre erwandern, entdecken und erfahren kann.

Wer den Oberhohenberg mit der ehemaligen Burg besucht, betritt historisches Gelände. Hier ist die Stammburg des Grafen Albrecht II. von Hohenberg, der nicht nur seines diplomatischen Geschicks, sondern auch seiner Dichtkunst gerühmt wird. In der Manessischen Liederhandschrift ist ein Gedicht des Minnesängers von der Alb verewigt.

Interessant sind aber auch zwei Frauen, die direkt mit dem Oberhohenberg und der dortigen Burg in Verbindung gebracht werden können. Da ist zum einem Graf Albrechts zehn Jahre ältere Schwester Gertrud, die wohl 1225 auf der Burg geboren wurde. Die Legende erzählt, dass Graf Rudolf von Habsburg Anfang der 1250er-Jahre den Oberhohenberg besucht und sich in Gertrud verguckt hat. Wahrscheinlich ging das alles etwas weniger romantisch zu, Fakt aber ist, dass Rudolf 1253 Gertrud im Elsass vor den Traualtar geführt hat.

20 Jahre lang sorgte sich Gertrud um den gräflichen Hausstand auf der Burg Stein bei Rheinfelden. Dort residierte der Habsburger. Als Graf Rudolf 1273 zum deutschen König gewählt und gekrönt wurde, nannte sich Gertrud fortan Anna von Habsburg und war römisch-deutsche Königin. Sie gilt heute als die Stammmutter der Habsburger in Österreich.

Als Königin wurde sie nach ihrem Tod 1281 im Baseler Münster beigesetzt. Heute ruhen ihre Gebeine im Stift St. Paul im Lavanttal in Kärnten.

Eine weitere Frau, deren Schicksal mit dem Oberhohenberg eng verknüpft ist, ist Anna von Rechberg. Sie war die Gemahlin von Ritter Jost von Hornstein, dem letzten Herren der Burg. Am 22. August 1449 schickte er der Stadt Rottweil den Fehdebrief und zog mit seinen Truppen plündernd durch ihr Territorium. Die Rottweiler rückten an, belagerten und zerstörten am 22. September die Burg. Anna von Rechberg floh im letzten Augenblick und brach auf dem Weg nach Deilingen tot zusammen. An dieser Stelle errichteten ihre treuen Untertanen ein Bildstöckchen mit den Worten: „Geliebt im Leben, geliebt im Tod, starb hier die Gräfin in bitterer Not“. Daniel Seeburger

Fotostrecke
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© WFG Zollernalbkreis/Volker Bitzer/Daniel Seeburger

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