Zollernalbkreis

In eigener Sache: Der Fokus liegt auf Artisten

29.04.2017

von Klaus Irion

Wie wir beim ZOLLERN-ALB-KURIER in der Berichterstattung mit Zirkussen umgehen. 

Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass der Zirkus Rudolf Busch auf einer kleinen Wiese gegenüber des Balinger Messegeländes sein Zelt aufgeschlagen hatte. Mit dabei: Kamele, Zebras, Ziegen, Pferde, Ponys und ein Bison. Der Zirkusdirektor betonte seinerzeit im Gespräch mit dem ZAK, wie gut die Tiere gehalten würden, wie viel Auslauf sie hätten, und dass Tierschützer „mit offenen Armen empfangen werden“. Eine Woche später verendete eines der Kamele elendig kurz nach der Balinger Premierenvorstellung. Mit einem Bagger wurde das noch lebende Tier aus der Manege gezogen – vor den Augen auch vieler junger Zirkusbesucher.

Schon damals entbrannte in unserer Redaktion eine Debatte über das Für und Wider von Tierhaltung, die weit über die Zirkusberichterstattung hinausging. Geht es nur den Tieren in Zirkussen so schlecht? Was ist mit den Tieren, die Tag für Tag der neuzeitlichen Massentierhaltung ausgesetzt sind? Welche Tierdramen spielen sich permanent hinter privaten Hausmauern ab? Fakt ist: Der Besuch hinter den Kulissen eines Zirkus' ist immer nur eine Momentaufnahme. Wie das Beispiel des verstorbenen Kamels zeigt, kann ein Journalist in der Kürze der Zeit nicht erfassen, wie es um den Zustand der Tiere tatsächlich bestellt ist.

In eigener Sache: Der Fokus liegt auf Artisten

ZAK-Redaktionsleiter Klaus Irion

Es liegt uns fern, an der Existenzvernichtung kleiner Zirkusse durch möglicherweise voreingenommene Berichterstattung mitzuwirken. Andererseits sind wir aber auch nicht bereit, uns von Seiten der Tierschützer ständig vorwerfen zu lassen, wir würden durch zu unkritische Artikel über die Zirkustiere Tierquäler unterstützen.

Wir haben uns daher entschlossen, nur noch größere Vorberichte und Premierenberichte von Zirkussen zu verfassen, die keine Tierdressuren im Programm haben. Und dabei wird auch nicht vor den großen Namen der Branche Halt gemacht.

Gleichwohl werden wir auch in Zukunft eine kleine Ankündigung zu Gastspielen jedweder Zirkusse veröffentlichen. Diese „Zirkuswerbung“ sehen wir als unsere Chronistenpflicht, schließlich wollen wir unsere Leser nicht bevormunden. Jeder soll für sich selbst entscheiden können, ob er die circensischen Tierkünste sehen möchte oder nicht. Andererseits werden wir den Zirkussen aber auch nicht ersparen, unsere Leser über Protestaktionen zu unterrichten. So wie in unserer gestrigen Ausgabe über die Mahnwache der Tierschutzallianz gegen den Zirkus Belly Wien, der derzeit in Tailfingen gastiert, geschehen.

Und selbstverständlich werden wir für die ZAK-Leser auch weiterhin genau einordnen, wer denn da protestiert. Sind es Tierschützer, denen wirklich ausschließlich das Wohl des Tieres am Herzen liegt oder sind es Gruppen, die ihren „Tierschutz“ für ganz andere Zwecke missbrauchen. So wie in Sachen „Belly Wien“ die rechtsradikale Partei „Der Dritte Weg“, deren Protest vor wenigen Tagen in Göppingen mit einer Prügelei von Demonstranten und Zirkusmitarbeitern endete.

 

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir berichtet, dass es sich um den Zirkus Karl Busch gehandelt hat. Tatsächlich gastierte seinerzeit Zirkus Rudolf Busch in Balingen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Diesen Artikel teilen: