„Eine gefühlte Niederlage“ mit fadem Beigeschmack

25.04.2017

von Marcus Arndt

Mit der finalen Aktion egalisierte Tim Hornke die HBW-Führung im Kellerduell – und während der TBV Lemgo den Ausgleich frenetisch bejubelte, sprachen die Balinger Protagonisten auf und neben der Platte von einer „gefühlten Niederlage“.

„Eine gefühlte Niederlage“ mit fadem Beigeschmack

© Moschkon

Abstiegskampf pur in Balingen. Gegen den Tabellennachbarn aus Lemgo kam der HBW (im Bild Sascha Ilitsch) nicht über ein Unentschieden hinaus.

Die Partie hat ohnehin einen faden Beigeschmack, nachdem Tomas Mrkva den ersten Versuch des Lemgoers pariert hatte. Die Unparteiischen Matthias Brauer und Kay Holm ließen den Wurf jedoch wiederholen.

Der Grund: Beim Siebenmeter standen noch drei Sekunden auf der Uhr, welche die Schiedsrichter vor der Ausführung normalerweise ablaufen lassen. Weil Hornke vor Ablauf der Zeit warf, pfiffen die Referees die Aktion zurück. Bitter für die Schwaben, welche Protest angekündigt haben. Der dürfte allerdings überschaubare Erfolgsaussichten haben – auch wenn die Offiziellen um Jürgen Rieber zunächst unterschiedlich argumentierten.

Der Nürtinger, welcher am Samstagabend die Spielleitung hatte, sah den Hornke-Versuch nach Ablauf der Spielzeit, „und deshalb musste dieser wiederholt werden.“ Brauer/Holm haben eine verfrühte Ausführung erkannt. Ob zu früh oder zu spät – die Regel wird identisch ausgelegt: mit einer Wiederholung. Beim HBW regiert nach dem erneuten Punktverlust gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt natürlich der Frust. „Man hat uns einen Punkt weggenommen. Ich weiß nicht, was bei den Offiziellen vorgeht, die dieses Spiel leiten. Er hatte drei Chancen. Das erste Mal lief die Uhr nicht, beim zweiten Mal verwirft er den Siebenmeter und dann darf er noch ein drittes Mal ran.

Das schönzureden wäre lächerlich“, kritisierte Balingens Coach Runar Sigtryggsson. Was den „Galliern von der Alb“ besonders sauer aufstieß war, dass die Schiedsrichter nicht darauf hinwiesen, dass sie die drei verbleibenden Sekunden herunterlaufen lassen und erst nach der Sirene der Showdown erfolgen soll. „Dann hätten wir das wie Männer geregelt. Ich finde, dass wir verarscht worden sind“, sagte Keeper Tomas Mrkva. Kreisläufer Tobias Wagner formulierte es moderater: „Ich habe mir die Regel auferlegt, dass ich nach einem Spiel nie Worte über die Schiedsrichter verliere. Die muss ich brechen. Ihre Leistung war für beide Seiten nicht gut, mit dem offensichtlich schlechteren Ende für uns. Uns wurde durch äußere Einflüsse die Chance genommen, das Spiel zu gewinnen.“

Nach dem Unentschieden rangieren die Schwaben weiter auf einem Abstiegsplatz, weisen die schlechtere Tordifferenz als der punktgleiche Bergische HC (beide 15:39 Zähler) auf, welcher 15. bleibt. Die Lipper (16:38) büßten trotz des Remis einen Platz ein, belegen nun Rang 14. Der erhoffte Befreiungsschlag gelang dem VfL Gummersbach (17:37). Gegen die TSV Hannover-Burgdorf schafften die Bergischen die Trendwende, setzten sich mit 30:26 durch. VfL-Beiratsvorsitzender Götz Timmerbeil war vor dem richtungsweisenden Heimspiel in der Kabine gewesen. Er habe den Spielern gesagt, wie sehr der drohende Abstieg die Menschen bewege. „Der VfL muss in der Liga bleiben und die Spieler haben heute den Willen gezeigt und wenig Fehler gemacht“, so Timmerbeil weiter, „das war ein ganz wichtiger Sieg und Sead Hasanefendic hat gute Arbeit geleistet.“

Zwei Zähler liegt der Altmeister nun vor den Abstiegsplätzen und kann am Freitag in Stuttgart – beim Tabellenvorletzten – nachlegen. Die Baur-Tuppe kassierte bereits unter der Woche eine 26:27-Pleite beim SC Magdeburg. Die Ostdeutschen verteidigten damit den fünften Platz, hinter den Branchengrößen aus Berlin (28:28 in Kassel), Kiel (23:23 gegen Minden), Flensburg (32:25 gegen den BHC) und Mannheim. Meister Rhein-Neckar Löwen kam gegen den designierten Absteiger aus Coburg zu einem souveränen 33:20-Sieg, liegt weiter einen Punkt vor dem Verfolger aus Flensburg.

 

„Ich wollte den Leuten zeigen, dass ich ein guter Junge bin“

Neuer Tabellensechster ist die HSG Wetzlar, welche den SC DHfK Leipzig mit 24:23 bezwang und an den Sachsen im Klassement vorbeizog. Den Siegtreffer für die Mittelhessen erzielte Philipp Weber. Der Rückraumspieler stand bis vergangenen Sommer bei den Körperkulturellen unter Vertrag und wird nächste Saison – nach nur einem Jahr in Wetzlar – wieder das Trikot des SC DHfK tragen. „Ich wollte den Leuten zeigen, dass ich ein guter Junge bin“, betonte Weber und fügte hinzu: „Meine Entscheidung ist auch keine gegen den Verein.“

Fünfmal wird in Liga eins unter der Woche gespielt. Im Kampf um die internationalen Plätze sind Kiel (in Göppingen) und Magdeburg (in Lemgo) am Mittwochabend auswärts gefordert. Parallel erwartet Berlin parallel die Recken aus Hannover, die zuletzt neun Niederlagen in Folge kassierten. Außerdem muss Melsungen nach Minden. Zwei richtungs-weisende Begegnungen stehen im Tabellenkeller an: Am Freitag gastiert Gummersbach in Stuttgart – einen Tag später geht Balingen-Weilstetten bei den Bergischen Löwen auf die Platte. ar

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