Zollernalbkreis

Christoph 11 soll bald auch nachts im Zollernalbkreis fliegen

20.04.2017

von Michael Würz

Wird nach Sonnenuntergang ein Rettungshubschrauber in der Region benötigt, kommen Maschinen aus Bayern und der Schweiz. Warum sich das schon bald ändern könnte.

Den jungen Mann hat es arg erwischt: Als am Karfreitagabend ein Auto zwischen Pfeffingen und Onstmettingen gegen eine Mauer kracht, wird der Beifahrer im Wrack des Wagens eingeklemmt. Während Helfer der Feuerwehr den 24-Jährigen aus den Trümmern schneiden, macht sich ein Rettungshubschrauber der Schweizer Rega auf den Weg nach Albstadt. Die Schweizer Retter fliegen den Schwerverletzten schließlich nach Villingen-Schwenningen in die Unfallklinik. Ironie der Geschichte: Genau dort, an der Klinik in Villingen-Schwenningen, ist auch Christoph 11 stationiert, jener Rettungshubschrauber der DRF-Luftrettung, der für den Zollernalbkreis zuständig ist.

Christoph 11 soll bald auch nachts im Zollernalbkreis fliegen

© DRF-Luftrettung

Rettungshubschrauber wie dieser Eurocopter 135, der von Villingen-Schwenningen aus im Zollernalbkreis fliegt, sind nachtflugtauglich. Das Innenministerium sah aber keinen Bedarf – bislang.

Das Team um Pilot und Stationsleiter Andreas Helwig allerdings darf – wie alle Rettungshubschrauber der DRF-Luftrettung in Baden-Württemberg – bislang nachts nicht fliegen. Hintergrund: Für Hubschraubereinsätze zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang sah man im baden-württembergischen Innenministerium bislang schlicht keinen Bedarf. „Grundsätzlich ist die Notfallrettung nachts natürlich auch ohne Rettungshubschrauber sichergestellt“, gibt Petra Hentschel, Sprecherin der DRF-Luftrettung, im Gespräch mit unserer Zeitung Entwarnung. „Das ist im Rettungsdienstgesetz klar geregelt.“

Genau darin kommt der Luftrettung bislang nur eine ergänzende Funktion zu – tagsüber eben. Gleichwohl wäre der Einsatz des Hubschraubers auch nachts von Vorteil, sagen erfahrene Retter im Zollernalbkreis schon seit Jahren. Sei es, weil der Notarzt aus der Luft manchmal einfach schneller am Unfallort eintrifft als sein Kollege im Auto – oder weil Patienten in Spezialkliniken geflogen werden müssen. In letzterem Falle kommen gegenwärtig Hubschrauber aus Bayern, häufig auch der Schweizer Rega im Zollernalbkreis zum Einsatz – wie beim schweren Unfall an Karfreitag zwischen Pfeffingen und Onstmettingen.

Neue Töne aus dem Innenministerium

Nun aber haben sie umgedacht im Innenministerium. Es sei geplant, künftig – wie in anderen Bundesländern üblich – auch in Baden-Württemberg zumindest einen Rettungshubschrauber nachts vorzuhalten, bestätigt DRF-Sprecherin Hentschel unserer Zeitung. Welche der acht Stationen im Ländle das sein wird? Bislang offiziell unklar, eine Entscheidung, die sich am Bedarfsplan ausrichte, heißt es seitens der DRF. Grundsätzlich könne jeder Rettungshubschrauber, der bei der DRF-Luftrettung im Dienst ist, aus dem Stand weg bei Nacht fliegen, sagt Hentschel. Allerdings lege man größten Wert auf die Sicherheit von Mitarbeitern und Patienten. Das bedeutet: DRF-Hubschrauber fliegen nachts ausschließlich mit zwei anstatt einem Piloten – und werden zusätzlich mit Nachtsichtgeräten ausgerüstet.

Christoph 11 soll bald auch nachts im Zollernalbkreis fliegen

Die Mannschaft von Christoph 11 am Standort in Villingen. Häufig sind die Retter im Zollernalbkreis im Einsatz – bald auch nachts? Foto: DRF-Luftrettung

Piloten, Rettungsassistenten, Notärzte im 24-Stunden-Dienst – da kommen neben dem Innenministerium auch die Kostenträger ins Spiel. „Die Krankenkassen signalisieren schon grünes Licht für den ersten Hubschrauber, der rund um die Uhr fliegen soll“, sagt Hentschel.

Das Genehmigungsverfahren für Villingen läuft bereits

Dass ausgerechnet Christoph 11 – mit seiner Station in Villingen-Schwenningen nur wenige Flugminuten vom Zollernalbkreis entfernt – der erste Nachtflughubschrauber im Ländle wird, ist offensichtlich gut möglich: Beim Regierungspräsidium Stuttgart (wo das Referat für Luftverkehr und Luftsicherheit untergebracht ist) liegt bereits ein entsprechender Antrag vor; seit Mittwoch ist er auch im Rathaus in Villingen-Schwenningen öffentlich einzusehen. Darin wird die Genehmigung für den Hubschrauber-Nachtflugbetrieb am Sonderlandeplatz in Villingen beantragt. Erteilt das Regierungspräsidium die luftfahrtrechtliche Genehmigung, könnte die Region demnächst in der Luftrettung ganz vorne mitspielen.

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