Balingen

Lego-Männle der Feuerwehr machen Karriere

03.04.2017

von Michael Würz

Bundesweit trainieren inzwischen mindestens 100 Jugendfeuerwehren mithilfe einer Erfindung aus Balingen. Dafür winkt nun ein viel beachteter Preis. Doch die Konkurrenz ist hart.

Erst zwei Tage vor Ende der Abgabefrist haben sie sich entschlossen, ihre Bewerbungsunterlagen einzureichen – und mit der Jugendfeuerwehr Balingen beim „Goldenen Sammelstück“ ins Rennen zu gehen. „An einem Sonntagnachmittag haben wir schnell unsere Bewerbung zusammengestellt“, erzählt Markus Häusel, stellvertretender Jugendwart bei der Feuerwehr in Balingen.

„Am Montag haben wir die Unterlagen per Einschreiben an das Feuerwehrmagazin geschickt.“ Die Post erreichte die Bremer Redaktion der Fachzeitschrift, die den Preis ausschreibt, gerade noch pünktlich. So landete das BalFeu-Ausbildungskonzept (mehr dazu hier) der Balinger auf dem Tisch einer kritischen Jury. Die Experten aus Industrie und Fachpresse wählten die Erfindung aus der Eyachstadt prompt unter die besten acht Einreichungen aus ganz Deutschland – die Balinger haben es unter die Finalisten für den Sonderpreis „Jugendfeuerwehr“ geschafft.

„Die Wertung der Fachleute zählt zu 50 Prozent“, erklärt Häusel. „Die anderen 50 Prozent hängen nun am Online-Publikum, das für die Projekte abstimmen kann.“ Darunter befindet sich etwa die Feuerwehr aus dem bayerischen Waldmünchen. Dort haben sie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in die Jugendfeuerwehr integriert. Und in Berlin-Wedding haben sie eine Schulfeuerwehr gegründet, um Mitschüler für die Feuerwehr zu begeistern.

Lego-Männle der Feuerwehr machen Karriere

© Michael Würz

Gruppenführer tragen rote Helme, Truppführer silberne. Truppmänner, Maschinisten und Melder sind mit weißem Kopfschutz ausgestattet. Es herrscht eine strenge Ordnung unter den Magnet-Lego-Männchen, mit denen Markus Häusel den Nachwuchs ausbildet.

Die Konkurrenz ist hart, und Markus Häusel fürchtet vor allem die aus Hessen: Eine professionelle Kampagne mit Comicfiguren, hinter der unter anderem eine Werbeagentur steht, hat es nämlich ebenfalls ins Finale geschafft. „Die Hessen werden in den kommenden Wochen gewaltig die Werbetrommel im Netz rühren.“ Doch auch wenn es die Balinger nicht aufs Treppchen des mit 1 111 Euro dotierten Sonderpreises schaffen sollten, wird den Nachwuchsfeuerwehrleuten demnächst große Aufmerksamkeit zuteil: In einem Sonderheft des Feuerwehrmagazins werden die Balinger gemeinsam mit allen Finalisten abermals in den Zeitungskiosken der Republik ausliegen.

Gut möglich also, dass es demnächst noch mehr Feuerwehren werden, die das Konzept der Balinger Tüftler adaptieren. „Wir wissen schon heute von rund 100 Jugendfeuerwehren in ganz Deutschland, dass sie bereits mit dem BalFeu-Konzept arbeiten“, sagt Häusel, der mit den Lego-Männle trockene Theorie spannend vermitteln, den Feuerwehrnachwuchs aber auch langfristig begeistern will. Die Online-Abstimmung endet am 30. April um Mitternacht.

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