Albstadt

„Manchmal muss man sich halt durchsetzen“

30.03.2017

von Vereinspressemitteilung

Die 23-jährige Ines Pfabe ist erst seit einem Jahr Werkstattleiterin auf dem Degerfeld. Dass sie dabei bisweilen gegen die Männer die Frau stehen muss, sieht sie als Herausforderung.

Die neue Flugsaison beim Luftsportverein (LSV) Degerfeld kann kommen. Alle Maschinen des Vereins sind lufttüchtig, mit Brief und Siegel. Ines Pfabe freut das besonders. Denn für die junge Werkstattleiterin war's eine Premiere.

„Manchmal muss man sich halt durchsetzen“

© Privat

Jung und selbstbewusst: Ines Pfabe ist Werkstattleiterin beim Luftsportverein auf dem Degerfeld und somit eigentlich in einer Männerdomäne zu Hause.

Gerade mal 23 Jahre alt, ist Ines Pfabe seit rund einem Jahr offiziell die Werkstatt-Chefin des Vereins. In den vergangenen Wintermonaten hatte sie alle Hände voll zu tun und jede Menge Verantwortung. Alle zwölf Segelflugzeuge des Vereins durchliefen ihren Werkstatt-Zyklus, mussten begutachtet, gereinigt und nach strengen Vorschriften gewartet werden. Am Ende nimmt ein Prüfer vom baden-württembergischen Luftfahrverband (BWLV) die Flugzeuge ab. Ist alles in Ordnung, technisch und entsprechend dokumentiert, erhalten sie den Nachprüfschein für ein weiteres Jahr, ähnlich wie der TÜV beim Auto. Siegfried Karau, zuständiger Prüfer, hat alle Flugzeuge wieder freigegeben. Und von Ines Pfabe fiel eine große Last ab. Abnahmetag ist Stresstag für den Werkstattleiter.

Sämtliche Maschinen des Vereins – für die drei Motorflugzeuge gibt es eigene Wartungsmannschaften – werden auf dem Degerfeld von den Mitgliedern selbst in Schuss gehalten. Das ist Teil der Erfolgsformel, weshalb der LSV das Fliegen zu selten günstigen Preisen anbieten kann. Die Alternative wäre, sie in eine Werft zu geben. Die Wartung in der eigenen Werkstatt erfordert aber viel Aufwand, auch in der Organisation. Rund 115 aktive Flieger warten in kleinen Gruppen die Flotte. Wenn eine Mannschaft mit einem Segler fertig ist, muss die nächste zügig rein in die Werkstatt, damit es keinen Stillstand gibt. Dann muss klar sein, was das nächste Team braucht, das Material muss dann da sein. Da sind Flexibilität und reibungslose Kommunikation gefragt. „Unterm Strich hat alles gut geklappt“, sagt Ines Pfabe.

Wie ist das, eine so große Mannschaft mit großteils deutlich älteren und überwiegend männlichen Fliegerkollegen zu managen? „Das klappt schon“, so Pfabe, „manchmal muss man sich halt durchsetzen. Aber man kann sich auch beweisen. Ich sehe das als Herausforderung.“

Gerade mal 1,60 Meter groß ist Ines Pfabe. Aber wenn ihr was nicht passt, dann sagt sie das gerade heraus. 2013 hatte sie ihren Zellenwart-Lehrgang beim BWLV absolviert, die technische Grundlage dafür, ein Amt wie ihres überhaupt ausführen zu können. Als Luftsportlerin hat sie sämtliche Lizenzen, um alle Maschinen im Verein fliegen zu dürfen, dazu Sonderberechtigungen, etwa für den Segelkunstflug. Beruflich absolviert sie derzeit eine Lehre zur Feinwerkmechanikerin.

In ihrer ersten Werkstattrunde als offizielle technische Chefin im Verein gab es gleich einige Besonderheiten. Bei zwei Maschinen wurden die kompletten Instrumentenbretter neu konfiguriert. Der Leistungs-Doppelsitzer des Vereins erhielt eine neue Bremsanlage. Einige Abläufe hat sie verändert. „Das muss sich noch etwas einschleifen. Aber es trägt Früchte und motiviert.“ Ganz vorbei ist die Werkstattsaison noch nicht. Jetzt bekommt die Winde für Seglerstarts, angetrieben von einem Lastwagen-Dieselmotor, neue Bremsen für die mannshohen Stahlseil-Trommeln. „Kriegen wir auch noch hin“, sagt Ines Pfabe. Das Ende ist in Sicht. Jetzt wird erst mal wieder geflogen.

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