Zollernalbkreis

„Den Fall, dass ein Notruf ins Leere läuft, wird es nicht geben“

21.03.2017

von Michael Würz

Rotes Kreuz und Feuerwehren im Kreis fürchten um ihre Rettungsleitstelle. Doch wie ausfallsicher ist die lokale Rettungsleitstelle in Balingen?

Erst 2014 war die Rettungsleitstelle im Zollernalbkreis renoviert worden, seither gilt sie als eine der modernsten in Baden-Württemberg (mit Video). Ende 2016 hatte in Stuttgart jedoch eine Lenkungsgruppe die Arbeit aufgenommen, die die Leitstellenstruktur im Land auf den Prüfstand stellt. 

Im Zollernalbkreis kämpfen die Retter seither für den Erhalt ihrer Leitstelle. „Die Ortskenntnis der Disponenten kann im Zweifelsfall mitentscheidend sein, Menschenleben zu retten“, mahnt der Vorsitzende des Roten Kreuzes im Zollernalbkreis, Heiko Lebherz. 

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„Den Fall, dass ein Notruf ins Leere läuft, wird es nicht geben“

Ein Brandeinsatz, in diesem Fall für die ehrenamtlichen Helfer des DRK Geislingen mit ihrem Rettungswagen. Foto: DRK Geislingen

Achim Schmidt, Vertrauensmann für den Rettungsdienst in der Gewerkschaft Verdi, zweifelt diese Aussage an – und stellt die Sicherheit der Leitstelle in Balingen infrage. Auf Facebook schreibt Schmidt am Samstagmorgen:

Eine größere integrierte und vor allem vernetzte Leitstelle mit genügend Redundanzen ist mir lieber als eine, die bei der kleinsten Rauchentwicklung im eigenen Laden nicht mehr alarmieren kann, weil sie geräumt werden muss.

Seine Ausführungen lesen sich brisant, Schmidt behauptet etwa, die Rettungsleitstelle im Zollernalbkreis verfüge bislang nicht über Ausfallregelungen bei Großschadenslagen. Und er fragt:

Was ist wichtiger? Eine sichere qualifizierte Integrierte Leitstelle mit mehreren Disponenten und Redundanzen, gleichzeitig im Dienst für drei Landkreise, oder Totalausfall und lange Wartezeiten bei Notrufen der 112 bei Überlastung bei einer lokalen Integrierten Leitstelle?

Dietmar Dieter, Pressesprecher des DRK-Kreisverbands Zollernalb, beruhigt: „Die Integrierte Leitstelle Zollernalb in Balingen verfügt sehr wohl über Redundanzen.“ Bereits heute werde im Falle einer Störung der Notrufnummer 112 sofort auf den Polizeinotruf 110 umgeschaltet.

Tatsächlich gab es in Balingen in der Vergangenheit einen Ausfall, der auf diese Weise gelöst worden war – ein Kabelbruch hatte die Leitstelle lahmgelegt, wie Dieter erklärt. „Darüber hinaus führen wir Gespräche über weitere mögliche Kooperationen.“

„Den Fall, dass ein Notruf ins Leere läuft, wird es nicht geben“

Ein Rettungswagen rückt von der DRK-Wache in Balingen aus: Auch wenn die Leitstelle ausfällt, läuft kein Notruf ins Leere, sagt DRK-Sprecher Dietmar Dieter. Foto: Michael Würz/Archiv

Außerdem bestünden bereits heute mobile Bürokommunikationseinheiten für die digitale Alarmierung. Im Falle eines Totalausfalls könnten Rettungskräfte darüber hinaus aus einem Einsatzleitwagen disponiert werden, sagt Dieter. „Den Fall, dass ein Notruf ins Leere läuft, wird es nicht geben.“

Am Freitag hatte sich die Vorsitzende der CDU im Zollernalbkreis, Nicole Hoffmeister-Kraut, zu Wort gemeldet. Als Lokalpolitikerin, nicht als Ministerin, hatte sie angekündigt, vorsorglich das Gespräch mit Innenminister Thomas Strobl zu suchen – sie wolle darauf hinwirken, die Leitstelle im Zollernalbkreis dauerhaft zu gewährleisten, schreibt Hoffmeister-Kraut in ihrer Pressemitteilung.

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