Stuttgarter Schlüsselspiel existenziell für Schwaben

20.03.2017

von Marcus Arndt

Im schwäbischen Kellerduell gehen die „Gallier von der Alb“ am kommenden Freitag auf Punkteraubzug in der seit Wochen ausverkauften Porsche-Arena. Für beide Klubs eine existenzielle Begegnung im Kampf gegen den Abstieg.

Stuttgarter Schlüsselspiel existenziell für Schwaben

© Moschkon

In der Hinrunde setzte sich der HBW Balingen-Weilstetten mit 23:19 gegen Stuttgart durch. Sechs Tore warf Lars Friedrich (rechts) damals. Zuletzt blieb der Linkshänder allerdings blass.

Stuttgarter Schlüsselspiel. In der Handball-Bundesliga hat der HBW Balingen-Weilstetten nach 3:1 Punkten die Abstiegsplätze verlassen. Nichtsdestotrotz sind die Sigtryggsson-Schützlinge nach wie vor akut gefährdet.

Da tut ein Unentschieden gegen den direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt richtig weh. Klar, dass das emotionale Kellerduell gegen Schlusslicht HSC Coburg beim Balinger Kommandogeber Runar Sigtryggsson immer noch Nachwirkungen zeigt. Das ist nur allzu verständlich. In einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Branchenneuling aus Oberfranken schaffte Yves Kunkel mit der Schlusssirene den nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich.

„Das Spiel war in Ordnung“, blickt der Isländer – mit etwas Abstand – auf das 24:24 zurück, „mit Ausnahme der Chancenauswertung. Und mit jedem Fehlwurf verlieren wir mehr und mehr unser Selbstvertrauen.“ Erst als der HBW- Coach in den letzten Minuten umstellte, Sascha Ilitsch für Lars Friedrich im rechten Rückraum brachte, verhinderten die Schwaben zumindest die zweite Heimniederlage in Folge. Und dennoch fällt es dem 44-Jährigen nicht leicht, das Remis zu kategorisieren. Punktgewinn oder doch Punktverlust Sigtryggsson mag es nicht bewerten, räumt allerdings unumwunden ein: „Wir brauchen wohl über 21 Zähler oder mehr, um die Klasse zu halten ...“

In der vergangenen Woche hat er das Spiel akribisch aufgearbeitet – allerdings ohne die Schweden Markus Stegefelt und Peter Johannesson, die mit den Skandinaviern am vergangenen Wochenende in Göteborg und Hamburg gegen die DHB-Auswahl am Ball waren. Auch Torhüter Tomas Mrkva – für Tschechien nominiert – und Tim Nothdurft (Lehrgang mit den deutschen Junioren, Anm. d. Red.) haben gefehlt. „Vielleicht tut es dem einen oder anderen gut, wenn er mit der Nationalmannschaft den Kopf frei bekommt“, sagt Sigtryggsson im Hinblick auf das schwäbische Derby in Stuttgart am kommenden Freitag in der seit Wochen ausverkauften Porsche-Arena (Beginn: 19.45 Uhr).

„Ein Schlüsselspiel für beide Klubs“, betont der erfahrene Übungsleiter. Der hat bereits gestern Abend mit der Vorbereitung auf das richtungsweisende Kellerduell begonnen. „Unser Angriffsspiel muss gefährlicher werden“, fordert der ehemalige Bundesliga-Spieler, „und wir dürfen gegen ‘Jogi‘ Bitter nicht so viele Chancen liegen lassen wie gegen Coburg – sonst wird es ganz schwer.“ Neben der kompakten Defensivabteilung vor dem Weltmeister von 2007 sieht der Isländer die Stuttgarter im Rückraum mit Michael Kraus und Dominik Weiß sowie drei Akteuren für Halbrechts (Lobedank, M’Bengue und Can) bestens aufgestellt.

Nichtsdestotrotz liegen die Wild Boys zwei Zähler hinter den „Galliern von der Alb“, haben zuletzt gegen den HC Erlangen (24:27) und die MT Melsungen (21:23) vor heimischer Kulisse verloren. Es folgte eine lange Pause für den Tabellen-16., nachdem die Spiele bei Meister Rhein-Neckar Löwen und gegen Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt in den Mai verlegt wurden. „Wir wollen unseren Vorsprung verteidigen“, nimmt der Balinger Trainer den Gesprächsfaden wieder auf und gesteht ein: „Wenn wir nicht verlieren oder gewinnen, ist die Welt in Ordnung. Bei einer Niederlage könnte die Stimmung aber kippen.“ Dabei wäre ein positiver Impuls – wie schon in Hannover – so wichtig für den schwäbischen Fusionsklub, der nur fünf Tage nach dem Stuttgart-Spiel auf die Füchse Berlin trifft. „Egal, ob der Gegner Berlin, Leipzig oder Göppingen heißt“, sagt Sigtryggsson mit Nachdruck, „wir müssen zu Hause punkten. Da reicht nicht nur ein Sieg über Lemgo. . .“

 

Schwäbisches Derby als Livestream

Ausverkauft ist seit Wochen das schwäbische Derby am Freitagabend in der Stuttgarter Porsche-Arena zwischen dem TVB Stuttgart und dem Tabellennachbarn aus Balingen. Karten gibt es zwar weiterhin keine mehr, aber die Möglichkeit, das richtungsweisende Kellerduell im Internet mitzuverfolgen. Der SWR hat bestätigt, das Spiel als Livestream zu übertragen. Das wichtige Match im Kampf um den Klassenerhalt ist damit die erste Begegnung der Wild Boys, welche von einem öffentlich-rechtlichen Sender als Livestream gezeigt wird.

Keine Personalsorgen hat Balingens Trainer Runar Sigtryggsson vor dem Spiel in Stuttgart. Im Gegenteil: Der Kader ist komplett. Auch Pascal Hens trainierte zuletzt schmerzfrei und stellt eine echte Alternative im Rückraum dar. Noch legt sich der Isländer allerdings nicht fest. Er entscheide nach dem Abschlusstraining, vielleicht sogar erst vor dem Spiel. „Wir haben Alternativen“, betont der Balinger Coach, der den Konkurrenzkampf anheizt: „Wir haben 14 Plätze zu vergeben. Auch im Tor sehe ich alle drei Spieler auf Augenhöhe. . .“ar

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