Geislingen

Überfall auf Tankstelle: „Gib Geld, passiert nichts“

08.02.2017

von Rosalinde Conzelmann

Zwei Räuber erbeuten mehrere hundert Euro. Einer bedroht die Angestellte mit einer Waffe. Inhaber Peter Müller ist erleichtert, dass niemand zu Schaden gekommen ist.

Überfall auf Tankstelle: „Gib Geld, passiert nichts“

© Rosalinde Conzelmann

Peter Müller, Betreiber der Shell-Tankstelle der Firma Kleider Müller, blickt nachdenklich. Dort wo er steht, wurde am Montagabend seine Mitarbeiterin mit einer Waffe bedroht.

„Was, Du schaffst heute?“ Ungläubig richtet der Kunde diese Frage an die Angestellte der Shell-Tankstelle, die ihn freundlich bedient. Wenige Stunden vorher ist die 55-Jährige mit einer Waffe bedroht worden. Zwei bislang unbekannte Täter haben die Tankstelle, wie schon auf zak.de berichtet, am Montagabend überfallen und mehrere hundert Euro erbeutet.

Wieder geht die Tür auf. „Du lebst ja noch, Gott sei Dank“, entschlüpft es der Kundin. Die 55-Jährige nickt und lächelt. „Wenn ich heute morgen nicht gegangen wäre, würde ich mich vielleicht nie mehr trauen“, sagt sie. „Ich will es probieren.“ Und ihr Chef stehe ihr ja zur Seite.

Mit ruhiger Stimme erzählt sie, was am Montagabend passiert ist. Die 55-Jährige arbeitet seit zehn Jahren als Festangestellte an der Tankstelle der Firma Kleider Müller, die Peter Müller als Inhaber seit 33 Jahren betreibt. Ihre Schicht beginnt um 13 Uhr und dauert bis 22 Uhr. Kurz vor Schichtende geschieht dann der Überfall. Es waren nur Minuten, erzählt die Geislingerin.

Als sie ihren letzten Kunden bedient, geht sie kurz ins Büro neben dem Verkaufsraum. Als sie zurückkommt, steht ein Fremder hinter der Verkaufstheke und zeigt ihr eine Waffe. „Gib Geld, passiert nichts“ – ruft er ihr zu. Plötzlich ist auch ein zweiter Mann da. Sie öffnet die Kasse. Die beiden Täter greifen mit den Händen in die Fächer, stopfen die Scheine in ihre Hosentaschen, einer greift noch nach Zigaretten, dann rennen sie zur Tür.

In diesem Moment betritt wieder ein Kunde den Verkaufsraum. Er macht den Tätern Platz, läuft zur Angestellten, versichert sich, dass ihr nichts passiert ist. Der Kunde ruft die Polizei, während die 55-Jährige ihren Chef Peter Müller rausklingelt. „Es war wie ein Film, alles ging ganz schnell“, sagt die Geislingerin, die nach ihrer Schicht nachts kein Auge zugetan hat. „Ich habe am ganzen Leib gezittert.“ Aber Angst um ihr Leben habe sie zu keinem Zeitpunkt gehabt.

Als Peter Müller zur Tankstelle kommt, ist die Polizei schon da. „Ich bin froh, dass meine Angestellte so ruhig und besonnen reagiert hat, wie wir es für solche Szenarien eingeübt und kommuniziert haben“, sagt er. „Und, dass kein Kunde da war.“ Für ihn ist es in seiner langen Zeit als Tankstellenbetreiber der erste Vorfall dieser Art. „Es ist gut, dass es so ausgegangen ist und keiner den Helden gespielt hat“, betont er. Der Schaden sei verschmerzbar. Die Kasse werde täglich mehrfach geleert. Die Sicherheitsvorkehrungen, die Shell vorgebe, seien hoch. Große Summen seien da nicht zu holen.

Dank der Videoaufnahmen – mehrere Kameras machen gleichzeitig 16 Aufnahmen im Innen- und Außenbereich der Tankstelle – gibt es eine gute Beschreibung der beiden Täter. „Das waren keine Profis, einer wirkte furchtbar nervös, das sieht man auf dem Video“, sagt Müller. Er vermutet auch, dass die beiden jüngeren Alters sind. „So schnell wie sie davon gerannt sind.“

Er hofft, dass die beiden Männer, die zu Fuß über den Parkplatz der Damenabteilung geflüchtet sind, gefasst werden. „Das ist ein Raubüberfall und keine Bagatelle“, sagt er.

Die Polizei hat folgende Täterbeschreibung heraus gegeben: Der Pistolenträger ist etwa 184 Zentimeter groß, schlank, hat dunkle Augen, war maskiert mit einer schwarzen Unterziehhaube und bekleidet mit dunkler Jacke, Kapuzenpulli, brauner Hose, dunklen Turnschuhen und Arbeitshandschuhen.

Der zweite Mann ist kleiner, war maskiert mit einer schwarzen Unterziehhaube, trug eine schwarze Jacke, Blue-Jeans, schwarze Schuhe und graue Handschuhe. Zeugen werden gebeten, sich bei der Kripo unter Telefon 07433/2640, zu melden.

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