Obernheim

Das Brauchtum muss vorgelebt werden

05.01.2017

von Volker Schweizer

„Anstrengend war es und eine ganz neue Erfahrung“ , so fasst Thorsten Scheurer seine erste Fasnet als Zunftmeister zusammen. Wichtig ist ihm, junge Leute zu begeistern.

Das Brauchtum muss vorgelebt werden

© Volker Schweizer

Zwischen dem Teufel, der Hexe und der Schlutte fühlt sich Zunftmeister Thorsten Scheurer wohl. Seit über einem Jahr steht der 46-Jährige an der Spitze des größten Obernheimer Vereins.

Wie auch sein Vorgänger René Schatz ist Thorsten Scheurer kein waschechter Obernheimer. Der Liebe wegen zog es den Hossinger Anfang diesen Jahrtausends in den närrischen Heubergflecken. Gefallen hat es ihm auf Anhieb. „Ich bin reibungslos integriert worden“, erzählt der 46-Jährige. Ob's an seiner Vergangenheit lag? Ein bisschen Fasnetserfahrung konnte der „Reigschmeckte“ nämlich vorweisen. Als „Narrenvater“, eine Einzelfigur der Reichenbacher Zunft, war er immer wieder mal im Häs unterwegs.

Nicht groß aufgeregt

2004 trat Thorsten Scheurer in die Obernheimer Hexenzunft ein. Fünf Jahre später wurde er in den Zunftrat gewählt und zum Zugmeister ernannt. Als René Schatz ankündigte, dass er aufhören möchte, legten die Zunftoberen großen Wert darauf, dass der neue erste Mann aus dem Gremium kommt. Schnell fielen die Blicke dabei auch auf Thorsten Scheurer. Er könne „den Haufen“ gut führen, waren seine Kollegen überzeugt. Trotzdem bat Scheurer um Bedenkzeit.

Mittlerweile liegt die erste Fasnet hinter ihm. Und die hielt gleich eine Besonderheit parat: Zum ersten Mal in der Zunftgeschichte wurde mit Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut eine Frau zur Ehrenhexe gesotten. Groß aufgeregt war Thorsten Scheurer nicht. Vor Publikum sprechen, das muss er schon von Berufs wegen. Der 46-Jährige ist Ausbilder beim Technischen Hilfswerk (THW). Auch ehrenamtlich engagiert er sich im THW. Der Name Scheurer ist darüber hinaus untrennbar mit dem DRK Obernheim-Oberdigisheim verbunden. Thorsten Scheurer war bis März 2015 Bereitschaftsleiter, in der Hauptversammlung übernahm er den Posten des ersten Stellvertreters. Seine Frau Ulrike ist nach wie vor Bereitschaftsleiterin und Schriftführerin in der Ortsgruppe.

Mit der Wahl Scheurers zum Obernheimer Zunftmeister wurde die aus dem Jahr 1979 stammende Satzung der Hexenzunft geändert. Weil das Papier nicht mehr mit den gesetzlichen Gegebenheiten konform war, hatte er auf die Überarbeitung gedrängt. Thorsten Scheurer sieht sich vor allem als Impulsgeber und vertraut auf den großen Erfahrungsschatz vieler altgedienter Kollegen im Zunft- und Hexenrat. So seien viele Aufgaben mittlerweile Selbstläufer.

Mit 600 Mitgliedern ist die Hexenzunft Obernheim der größte Verein im Ort. Über 1100 Masken sind im Umlauf. Und trotzdem plagen die Zunft Nachwuchssorgen. Vor allem an jungen Leuten zwischen 16 und 20 Jahren mangelt es. „Es ist schwer, sie ins Häs zu bekommen, und noch schwerer, sie für eine aktive Mitarbeit zu gewinnen“, bedauert Thorsten Scheurer. Deshalb ist es ihm wichtig, dass der Nachwuchs am „Schmotziga“ mit erfahrenen Hexen zum Aufsagen in die Häuser geht. Denn nur wer das Brauchtum vorgelebt bekomme, interessiere sich dafür.

Aus den Augen verlieren möchte Thorsten Scheurer auch nicht die altehrwürdige Zunftstube, die renoviert werden sollte. Vorrang habe aber erst mal die Archivierung, um die sich der ehemalige Tintenmeister Hans-Peter Wittmer federführend kümmere.

 

Termine Was die Fasnet 2017 angeht, ist Thorsten Scheurer zuversichtlich, dass für die Zunftabende ein abwechslungsreiches Programm zusammenkommt. Dafür setze sich vor allem Günther Moser ein. Bei der „Fasnet für Menschen mit und ohne Behinderung“ schwingen die Hexen zum ersten Mal die Besen im Ort, auswärts sind sie in Haigerloch und in Kißlegg zu sehen. Die Musikantenstärkung am Fasnetsonntag ist wieder im „Flori“. Für das Remmidemmi am Abend in der Halle hat sich unter anderem die Lumpenkapelle der „Narrhalla“ Hechingen angesagt. Beim Tanz am Montag sind die Obernheimer meist unter sich. Es spielt die Gruppe „Albsound“.

Musik Schon vor der Fasnet sind die Obernheimer gefragt. Die Hofkapelle umrahmt die Verleihung der Goldenen Narrenschelle der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte im Europapark. Wer die Schelle bekommt, steht noch nicht fest. 2016 erhielt sie die bayerische Staats- und Europaministerin Beate Merk.

Quelle

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