Zollernalbkreis

Selbst die Retter verunglücken: die Bilanz nach dem Blitzeis

10.12.2016

von Michael Würz

Innerhalb von Minuten verwandelten sich die Straßen im Kreis am Sonntagvormittag in spiegelglatte Rutschbahnen. Die Folge: viele Unfälle, Stürze und Rettungskräfte, die pausenlos im Einsatz waren. 

Selbst die Retter verunglücken: die Bilanz nach dem Blitzeis

Dieser Kleinbus krachte zwischen Winterlingen und Kaiseringen gegen einen Baum. Foto: Volker Schweizer

Als sie am Sonntagnachmittag wieder durchatmen können, ziehen sie beim Rettungsdienst Bilanz: 48 Mal musste das Rote Kreuz ausrücken, nachdem sich vor allem rund um Albstadt die Straßen in stellenweise blanke Eisflächen verwandelt hatten. Ein schwerer und viele kleinere Unfälle, viele Stürze: „Die Telefone in der Rettungsleitstelle in Balingen standen nicht mehr still“, berichtet der Vorsitzende Heiko Lebherz, der sich selbst ein Bild von der Situation in der Leitstelle machte.

Um allen Notrufen überhaupt nachkommen zu können, wurde die Leitstelle auf acht – statt üblicherweise drei – Disponenten aufgestockt. Außerdem alarmierte das Rote Kreuz acht zusätzliche Rettungswagen der örtlichen Bereitschaften. Die ehrenamtlichen Helfer brachten sich mit den Fahrzeugen bei den Rettungswachen in Stellung und unterstützten den Rettungsdienst bei den vielen Einsätzen. „Dabei war am Sonntagmittag ohnehin schon viel geboten“, sagte Heiko Lebherz, der sich bei den zahlreichen Ehrenamtlichen bedankte.

Besonders gefordert waren die Rettungskräfte bei einem schweren Verkehrsunfall, der sich auf der spiegelglatten Fahrbahn zwischen Winterlingen und Kaiseringen ereignet hatte. Laut Polizei prallte ein 49-jähriger Mann mit seinem VW-Bus gegen einen Baum. Er wurde, wie auch seine 51-jährige Ehefrau, schwer verletzt. Zwei weitere Mitfahrer erlitten leichtere Verletzungen.

Auch Fußgänger verunglückten auf den spiegelglatten Straßen: „Neun Personen stürzten so schwer, dass sie vom Rettungsdienst versorgt und in Kliniken gebracht werden mussten“, berichtet DRK-Sprecher Dietmar Dieter. Bei den meisten habe Verdacht auf Knochenbrüche und Prellungen bestanden. In zwei Fällen kam der Notarzt mit dem Rettungshubschrauber.

Und selbst die Einsatzkräfte blieben von den tückischen Straßenverhältnissen nicht verschont: Vier Helfer der DRK-Bereitschaft Tailfingen hatten Glück im Unglück, als ihre beiden Fahrzeuge – ein Einsatzfahrzeug der Helfer-vor-Ort-Gruppe und ein Privatwagen eines ehrenamtlichen Helfers – kurz hintereinander auf der von Blitzeis überzogenen Buchtalstraße von der Fahrbahn abkamen und in die Schmiecha stürzten. Beide Fahrzeuge sollen lediglich mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs und im Abstand von zwei Minuten unabhängig voneinander verunglückt sein.

Die ehrenamtlichen Helfer – beide Autos waren mit je zwei Personen besetzt – wurden vorsorglich in die Klinik eingeliefert, überstanden den Unfall aber unverletzt. Auf seiner Facebookseite bittet der DRK-Ortsverein Tailfingen nun um Spenden – am Einsatzwagen der ehrenamtlichen Helfer entstand Totalschaden.

Dass am Sonntag nicht noch mehr passiert ist, lag offenkundig auch an der Warnmeldung, die die Onlineredaktion unserer Zeitung gegen 10.45 Uhr per Whatsapp an unsere Leser versandt hatte. (Den Zollern-Alb-Kurier bei Whatsapp abonnieren.)

„Es hätte jeden erwischen können“, schreibt ein Leser. „Ich wollte gerade losfahren, als ich die ZAK-Meldung auf mein Handy bekam. Vielen Dank!“ Und ein anderer schreibt: „Die Nachricht von euch war Rettung in letzter Sekunde. Denn das ging so schnell, dass es einen wirklich unvorbereitet treffen konnte. Dann seid ihr gekommen und eine Minute später war es spiegelglatt.“

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