Hechingen

Stadt kauft Schloßstraße 9

07.12.2016

Zwei Gebäude in der Innenstadt kamen unter den Hammer. Die Stadt kaufte sich eines davon: die Schloßstraße 9.

Spannend bis zum Schluss waren die Zwangsversteigerungen der Gebäude Münzgasse 2 und Schloßstraße 9 im Amtsgericht Hechingen. Der kleine Sitzungssaal im Nebengebäude war überfüllt. Rund 30 Interessierte, darunter mehrere entschlossene Bieter, drängten sich im Raum. Gläubigerin und Betreiberin beider Zwangsversteigerungsverfahren war die Sparkasse Tübingen.

Anwesend waren auch der bisherige Eigentümer der Gebäude, der nannte die beiden Vollstreckungstitel „nichtig“. Weder die Titel noch die Terminladungen seien ordnungsgemäß zugestellt worden. Am Landgericht laufe bereits eine Schadensersatzklage.

Trotz der Proteste zog das Vollstreckungsgericht beide Versteigerungstermine hintereinander durch. Die bisherigen Eigentümer versuchten mitzubieten, bleiben aber in beiden Fällen erfolglos.

Erfolg hatte hingegen die Stadt Hechingen beim Bieterrennen um das Wohn- und Geschäftshaus Schloßstraße 9. Der Verkehrswert für das sanierungsbedürftige Gebäude hatten die Gutachter auf 87 000 Euro taxiert. In Vertretung der Stadt gab Wirtschaftsbeauftragter Hans Marquart die Gebote ab. Ein Mitbieter blieb so lange am Ball, bis die Summe nach 14 Geboten auf 105 000 Euro gestiegen war. „Bauen werden wir wahrscheinlich nicht“, sagte Marquart nach erfolgtem Zuschlag. Aber das zentral gelegene Gebäude könne ein Baustein sein in Sachen Innenstadtentwicklung. Der Immobilienankauf der Stadt soll am Donnerstag in der Sitzung des Verwaltungsausschusses offiziell dem Gemeinderat mitgeteilt werden. 32 Gebote brauchte es, bis das Mehrfamilienhaus mit ehemaliger Werkstatt in der Münzgasse 2 in neuen Händen war. Den Zuschlag erhielt für 157 000 Euro der 35-jährige Alexander K., der, wie er sagte, aus Mössingen komme und ein privater Käufer sei, aber offenkundig zu einer in der Region bekannten Hausbaufirma gehört.

Geplant sei der Abriss des maroden Gebäudes und eine anschließende Neubebauung des Grundstücks.

Zuvor hatte der bisherige Eigentümer 116 000 Euro geboten. Er legte Schecks der Deutschen Bank Rom vor. Um deren Zulässigkeit zu überprüfen, musste sogar die Bietzeit unterbrochen werden. Wie schon bei der Schloßstraße, scheiterte das Gebot des Ex-Besitzers letztendlich aber an der Forderung der Sparkasse Tübingen nach einer erhöhten Sicherheitsleistung des Bieters, die im Fall Münzgasse über 225 000 Euro betragen hätte. Die letzten Runden um die Münzgasse 2 machten vier Parteien unter sich aus, darunter auch die EJL Wohnbau GmbH aus dem Hechinger Nasswasen, die derzeit in der Unterstadt das Fürstin-Eugenie-Domizil errichtet. Den Preis der Immobilie, in der sich einst die Schreierei Pfefferle befand, und die lange Jahre leer stand und nun als Abbruchobjekt zwangsversteigert werden musste, hatten die Gutachter auf nur 62 000 Euro festgelegt. 157 000 Euro wurden erzielt. „Die Forderungen der Sparkasse müssten damit doch befriedigt sein“, ärgerte sich der bisherige Eigentümer.

Dass trotzdem auch noch sein Schloßstraßen-Gebäude unter dem Hammer kommen musste, sei „am Rande der Sittenwidrigkeit.“

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