Balingen

Weil Kinder besonders schutzbedürftig sind

26.11.2016

von Maya Maser

Sportvereine im Zollernalbkreis können von nun an etwas dafür tun, dass Kinder und Jugendliche im eigenen Verein besser vor Missbrauch geschützt sind.

Eine Horrorvorstellung für jeden Elternteil: Man will das Hobby des Kindes unterstützen und schickt es in einen (Sport-)Verein. Dort wird es Opfer eines Missbrauchs. Eine Situation, die man sich gar nicht ausmalen möchte. Doch sie kann passieren.

Jetzt jedoch können Sportvereine im Zollernalbkreis was dafür tun, dass Kinder und Jugendliche im eigenen Verein besser vor Grenzverletzungen, sexuellen Übergriffen und Missbrauch geschützt sind. Unterstützt durch die Fachberatungsstelle Feuervogel können die TSG Balingen, der Judo Club Balingen, der TV Weilstetten, die JSG Balingen-Weilstetten, der TV Hechingen, der FC 07 Albstadt und der Turnverein Truchtelfingen Teil des bundesweiten Kinderschutzsystems werden, das von der Stiftung Hänsel und Gretel in Zusammenarbeit mit dem Verein Amyna koordiniert wird.

Die Idee dahinter: Mitarbeiter der ortsansässigen Fachberatungsstelle Feuervogel werden von der Stiftung geschult. Diese wiederum schulen ein ausgewähltes Dreierteam des Vereins. Das Team besteht aus einem Trainer, einem Elternteil und einem jungen aktiven Mitglied. Das Ziel dahinter ist, dass jedes Vereinsmitglied so einen Ansprechpartner hat, der ihm in eventuellen Missbrauchsfällen helfen kann.

Ute Hirte, Vorsitzende des TSG Balingen, fand es schon immer erschreckend, wie viel man in den Medien über Kindesmissbrauch in Vereinen höre. „Vor allem Kinder sind doch besonders schutzbedürftig!“ Somit war es der Vorsitzenden eine Herzensangelegenheit, am Kinderschutzsystem teilzunehmen. „Wir sind ein Verein mit sehr vielen Kindern, die geschützt werden müssen und sich aufgehoben fühlen sollen“, so Hirte. Zudem wolle sie so auch das Vertrauen der Eltern in ihren Verein gewinnen.
Ein Missbrauchsvorfall sei beim TSG noch nie vorgekommen, betont sie. Dennoch ist sie sich bewusst, dass ein Verein für jemanden der zu Kindesmissbrauch neigt, eine gute Möglichkeit sei, Kontakt zu den Kleinen aufzubauen.

Martin Knopf, Vorsitzender des Judo Clubs Balingen, wurde von einem ehemaligen Mitglied auf das Projekt angesprochen. Knopf fackelte nicht lange und meldete den Verein sofort an. „Wir sind in der Richtung Gewaltprävention eh aktiv. Auch bieten wir Selbstverteidigungskurse für Nichtmitglieder an“, verrät er.

Auch ihm ist es ein Anliegen, stets ein offenes Ohr für jedes Vereinsmitglied zu haben. Als Schutzmaßnahme verlangt man in ihrem Verein sogar das Führungszeugnis eines jeden Trainers. „Wir sind schon sehr bedacht darauf, dass die Kinder bei uns ein sicheres Umfeld haben“, meint Knopf.

Beim Judo Club Balingen sind die meisten Trainer bereits von Kindesbeinen an Mitglied. Doch egal wie lange man einen Menschen kenne, man könne nie in ihn hineinschauen, äußert Knopf seine Bedenken. „Mit unserer Teilnahme am Kinderschutzsystem wollen wir für den schlimmsten Fall gerüstet sein, auch wenn der bei uns hoffentlich nie eintreffen wird.“

Der Jugendleiter des FC 07 Albstadt, Jürgen Merz, verrät, dass der Verein bei seiner vergangenen Klausurtagung beschlossen hatte, den Fokus mehr auf die Jugendarbeit zu legen – sowohl finanziell als auch mit noch mehr Einsatz von Vereinsmitgliedern. Mit der Teilnahme am Kinderschutzsystem erhoffen sich die Verantwortlichen unter anderem ein besonderes Einstellungsmerkmal. Hauptgrund jedoch sei, dass man dem Kindesmissbrauch so gut wie möglich vorbeugen möchte, so Jürgen Merz. „Dieses Thema wird leider ziemlich oft viel zu sehr unter den Teppich gekehrt. Wir wollen jedoch alles dafür tun, dass so etwas bei uns nicht vorkommt.“

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