Zollernalbkreis

ZAK-Weihnachtsaktion: Die Armut ist mitten unter uns

26.11.2016

Wer kauft in den Tafelläden ein? Autorenteam erläutert Zahlen und Strukturen der Einrichtungen.

ZAK-Weihnachtsaktion: Die Armut ist mitten unter uns

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Unser Autorenteam (v.l.) Peter Blechmann, Andreas Budisky, Nathalie Hahn und Matthias Siegler nennt Zahlen und Strukturen ihrer Tafelläden in Albstadt und Balingen.

Zwei gesellschaftliche Gruppen sind quasi Stammkunden unserer Tafeln: Zum einen kinderreiche Familien und Alleinerziehende, zum anderen ältere Menschen, meist im Rentenalter. Bemerkenswert dabei ist, dass der Migrationshintergrund jeweils nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Vielmehr scheint es ein strukturelles, gesellschaftliches Problem zu sein, das kinderreiche Familien und ältere Menschen zu potenziellen Tafelnutzern macht. Über Dunkelziffern lässt sich nur spekulieren. Viele haben Scheu als Tafelnutzer von Mitmenschen erkannt und stigmatisiert zu werden. Sie scheuen sich, den Tafelausweis zu beantragen.

Erschreckend ist gleichwohl die Altersstruktur der Antragsteller: Zu 60 Prozent sind es Erwachsene, zu 40 Prozent Kinder/Jugendliche. Die Einzugsgebiete beider Tafel reichen weit über ihre eigentlichen Standorte hinaus in die Nachbargemeinden. So zählte die Albstädter Tafel 2015 rund 8200 Tafelbesuche, die Balinger gut 10.000.

Eine Zahl, die abgesehen von kleineren konjunkturellen Schwankungen seit Eröffnung der Tafel 2008 in Albstadt weitaus konstant geblieben ist. Die Balinger Tafel verzeichnete einen Zuwachs von 450 Bedürftigen im Jahr 2014 auf über 650 Bedürftige im Jahr 2016. Die Menschen schätzen das Tafelangebot: Zwischen 80 und 100 Kunden zählen die Tafeln pro Öffnungstag.

Die Albstädter Tafel hat seit 2008 rund 1150 Ausweise erstellt, die zu einem Einkauf berechtigen. Pro Einkauf werden fünf bis sechs Euro in Ebingen, zehn Euro in der Tafel Balingen ausgegeben, was den geringen finanziellen Spielraum der Tafelnutzer für Lebensmitteleinkäufe verdeutlicht. Für diesen Betrag erhalten die Menschen jedoch aufgrund der niedrigen Preise in der Tafel, die im Schnitt nur 20 Prozent des üblichen Ladenpreises ausmachen, eine große Menge an Lebensmitteln. Eine spürbare Erleichterung für alle Haushalte.

Einkaufsberechtigt sind Menschen mit geringem Einkommen, die sozialstaatliche Leistungen beziehen, wie Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Grundsicherung oder Hilfen nach dem Asylbewerbergesetz. Aber auch Rentner, kinderreiche Familien, überschuldete Haushalte und Studenten, deren monatliches Nettoeinkommen nicht die Pfändungsfreigrenze überschreitet. Für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern liegt diese bei monatlich 1950 Euro, bei Singles bei 1030 Euro.

Damit die Hilfe auch tatsächlich da ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird, lassen die Tafeln die Bedürftigkeit durch Vorlage ihrer Einkommensnachweise, Kontoauszüge etc. nachweisen.

Unsere Weihnachtsspendenaktion 2016 kommt den Tafelläden in Ebingen und Balingen zugute. Dafür bitten wir unsere Leser um Unterstützung. Es steht das Spendenkonto des Fördervereins der Tafel bei der Sparkasse Zollernalb – IBAN DE37 6535 1260 0134 0427 14, BIC SOLADES1BAL – bereit. Wichtig auf dem Überweisungsformular das Stichwort: „ZAK-Weihnachtsaktion“ und der Vermerk, ob der Spender mit der Namensnennung im ZAK einverstanden ist. Die Spendensumme geht zu gleichen Teilen nach Ebingen und Balingen.

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