Kommentar: Wohl wieder ein CDU-Solo

25.11.2016

von Klaus Irion

Angela Merkel will es also noch einmal wissen. Ob sie tatsächlich die vierte Amtsperiode als Kanzlerin angehen kann, wird nicht zuletzt vom Wahlergebnis der AfD abhängen.

Diese könnte der Union entscheidende Stimmen abnehmen und damit letztlich indirekt die Tür für ein rot-rot-grünes Bündnis öffnen. Mit solchen Gedankenspielen muss sich der hiesige CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß nicht herumschlagen. Er wird auch im kommenden Bundestag als direkt gewählter Wahlkreiskandidat vertreten sein. Das ist bereits heute so sicher wie das Amen in der Kirche.

Zu groß und verwurzelt ist die christdemokratische Basis im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, als dass ihm eventuelle Stimmenabgänge zur AfD gefährlich werden könnten. Vor vier Jahren war der in Balingen lebende Bareiß landesweit der einzige CDU-Kandidat, der die 60-Prozent-Marke bei den Erststimmen zu knacken vermochte. Im Wissen seines ohnehin feststehenden Sieges konnte er es sich seinerzeit gar leisten, auf eine „Absicherung“ auf der CDU-Landesliste zu verzichten. Es wird interessant sein, zu sehen, ob er für die kommende Wahl erneut so verfährt. Der Landeslistenparteitag ist im März 2017.

Im selben Monat wird auch die baden-württembergische SPD ihre Landeslistenkandidaten küren. Mit dabei Stella Kirgiane-Efremidis, die darüber hinaus – wie bereits vor vier Jahren – auch als Direktkandidatin im hiesigen Wahlkreis antritt. Im Gegensatz zu Bareiß ist sie aber nicht auf der Zollernalb verwurzelt, lebt vielmehr in Weinheim bei Mannheim. Vor vier Jahren verpasste sie den Einzug in den Bundestag nur knapp.

20 baden-württembergische Sozialdemokraten kamen über die Landesliste nach Berlin. Kirgiane-Efremidis hatte Listenplatz 22 inne. Nimmt man das mehr als dürftige SPD-Ergebnis der vergangenen Landtagswahl als Maßstab, müsste sie dieses Mal wohl noch wesentlich weiter vorne platziert werden, um ein Bundestagsticket via Landesliste zu ergattern. Gelingt ihr dies nicht, gibt es wohl erneut ein CDU-Solo für den hiesigen Wahlkreis unter der Kuppel des Reichstags.

Warum? Weil die Grünen den Balinger Erwin Feucht, der bei der Landtagswahl denkbar knapp gegen die heutige Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut unterlegen war, am vergangenen Wochenende auf den letzten Platz ihrer Bundestags-Landesliste gesetzt haben. Und FDP-Mann Dirk Mrotzeck ebenfalls auf einen aussichtslosen Listenplatz gewählt wurde. So denn der FDP die Rückehr in den Bundestag gelingt.

Bleiben noch die AfD, die erst im neuen Jahr ihre Landesliste vervollständigen wird und die Linke, die ebenfalls erst Anfang 2017 ihre Liste bestimmt. Auf beiden Seiten ist derzeit kein Name bekannt, der ernsthafte Chancen hat, für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen in den Bundestag einzuziehen.

Es zeigt sich also: Die Zollernalb ist für alle Parteien – mit Ausnahme der CDU – mehr oder weniger uninteressant. Es mangelt schlicht an potenziellen Wählern und an Kandidaten mit innerparteilichem Schwergewicht. Die daraus entstandene Fremdbetreuung durch Bundestagsmitglieder aus benachbarten Wahlkreisen scheint somit zur Dauerlösung zu verkommen.

Dass es anders geht, beweist der Wahlkreis Tübingen-Hechingen. Für ihn sitzen sage und schreibe vier Bundestagsabgeordnete in Berlin. Fairerweise muss man allerdings dazu sagen, dass das nur der Fall ist, weil die Studentenstadt Tübingen für politische Farbenspiele sorgt.

Kommentar: Wohl wieder ein CDU-Solo

ZAK-Redakteur Klaus Irion.

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