Balingen

Weshalb die Feuerwehrwelt nach Balingen blickt

07.11.2016

von Michael Würz

Der Feuerwehrnachwuchs in Balingen übt mit Lego-Männchen. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Konzept, das es jetzt in die Fachpresse geschafft hat.

An den Farben ihrer Helme sind sie zu erkennen: Gruppenführer tragen rote, Truppführer silberne. Truppmänner, Maschinisten und Melder sind mit weißem Kopfschutz ausgestattet. Es herrscht eine strenge Ordnung unter den Lego-Männchen, mit denen die Feuerwehr in Balingen ihren jugendlichen Nachwuchs ausbildet – selbst die Funktionsfähnchen sind originalgetreu nachgebildet.

Worüber der Laie schmunzelt, staunt die Fachwelt: Auf gleich vier Seiten ihrer aktuellen Ausgabe lässt die Redaktion des renommierten Feuerwehr-Magazins – Deutschlands führender Fachzeitschrift zum Thema – die Balinger zu Wort kommen. Und Markus Häusel, stellvertretender Chef der Balinger Jugendfeuerwehr, erklärt haarklein, wie die Jugendlichen mit ihren Lego-Männchen Einsatzszenarien nachstellen. Eine brennende Scheune oder gleich ein ganzes Wohnhaus, das in Flammen steht? Gibt's auf der passenden Magnetkarte. Genau wie Löschfahrzeuge – schließlich gilt auch auf dem Weg zum Einsatzort eine strenge Sitzordnung in der Kabine, die es zu pauken gilt.

Weshalb die Feuerwehrwelt nach Balingen blickt

© Pascal Tonnemacher

Mitglieder der Jugendfeuerwehr Balingen kommen im aktuellen Feuerwehr-Magazin ganz groß raus. Stadtjugendwart Patrick Schorrer und sein Stellvertreter Markus Häusel trainieren den Nachwuchs mit unkonventionellen Methoden.

„Ich bin relativ neu in die Jugendfeuerwehr eingetreten und hatte davor noch nie etwas von einem Löschangriff gehört“, berichtet die 11-jährige Mara Huber in dem ausführlichen Artikel. „Die Lego-Figuren haben mir sehr geholfen, alles zu verstehen.“ Auch Steven Schwarz, der mit seinen 13 Jahren schon an echten Feuerwehrautos geübt, Wasserverteiler gesetzt und Schläuche gerollt hat, schwärmt von den unkonventionellen Methoden der Balinger Feuerwehrausbilder: „Mir hat es sehr geholfen, nach der Übung kurz den Ablauf mit den Lego-Figuren noch mal zu besprechen.“

Hinter den charmanten Planspielen steckt Methode, genauer: die kognitive Lehre. Hierbei unterstützt der Ausbilder die Lernenden bei der Lösung einer Problemstellung. „Schritt für Schritt zieht sich der Ausbilder dann aus seiner Rolle zurück“, erklärt Autor Häusel, der für die Feuerwehrwelt in Deutschland das Balinger Lego-Köfferle geöffnet hat. Neben den Figuren findet sich darin alles, was man für einen echten Feuerwehreinsatz braucht: Überflurhydranten genauso wie Wasserverteiler, eine Axt, Funkgeräte, Strahlrohr, Feuerlöscher und Schraubenschlüssel. Lego-Teile, die mancher Jugendfeuerwehrmann und mache Jugendfeuerwehrfrau noch aus dem Kinderzimmer kennen dürfte.

Das BalFeu-Ausbildungssystem, wie das Lego-Köfferle korrekt heißt, wird auch an der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Balingen zum Einsatz kommen – dort wurde jüngst das Schulfach „Feuerwehr“ eingeführt. Hier sollen die Grundlagen des Löscheinsatzes mit Lego-Männchen vermittelt werden.

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