Balingen

Schwäbischer Blues und Saxofonjazz

26.10.2016

von Manfred Plog

Der Jazzclub wagte ein Experiment – und war erfolgreich. Die Bühne gehörte dem Blues – und dem Jazz.

Eine Premiere gab es am vergangenen Samstag im Balinger Jazz-Club: ein Konzertabend mit zwei sehr unterschiedlichen Formationen, die sich nacheinander mit je zwei Sets die Bühne teilten: „Bluescollected“ und das „Woodside Saxophone Quartet“. Einerseits einfacher Country-Blues und andererseits der komplexe Klang von vier Saxofonen.

„Bluescollected“ eröffneten den Konzertabend. Jochen Lanius und Carlheinz Nisi bespielen und besingen (auch auf Schwäbisch) vor allem diese andere Seite des Blues mit Ironie, Wortwitz und Humor. Den zweiten Set der beiden „Blues Brothers“ prägten Klassiker des Genres: „I'm In The Mood For Love“ (John Lee Hooker), „The Letter“ (The Box Tops), oder „If Walls Could Talk“ (Little Milton). Lanius und Nisi erweisen sich nicht nur als hervorragende Musiker, sondern auch als großartige Kommunikatoren.

Der Ton des Saxofons kann der erotischste und sinnlichste aller Instrumente sein. Und deshalb wurde es lange Zeit von kirchlichen Tugendwächtern und autokratischen Herrschern verdammt. Auf keinem anderen Instrument brachte der Jazz so viele herausragende Innovatoren hervor. Das „Woodside Saxophone Quartet“ mit Frieder Welsch (Sopran und Alt), Frank Eger (Alt), Marian Potyka (Tenor) und Daniel Tillinger (Bariton) zelebrieren mit ihrem Ensemble die beeindruckende Klangfülle, die das Zusammenspiel ihrer unterschiedlichen Saxofone hergeben. Ihr Auftritt wird zu einem Tour-de-force-Ritt, kraftvoll, präzise und intensiv. Besonders beeindruckend die Titelmusik aus „The Magnificant Seven“; „November Spring“ von Andre Cimiotti, „Ulla in Afrika“ (Heiner Wiberny) „Night In Tunesia“ (Dizzy Gillespie), „Pick Up The Pieces“ (Average White Band), „I Feel Good“ von James Brown.

Das Quartett erweist sich dabei als wunderbar homogener Klangkörper, zu dem sich beim zweiten Set noch Gast-Schlagzeuger Maik Merle gesellt. Faszinierend sind die bunt schillernden Klangfarben der Saxofone: das knorrige Bariton, das ununterbrochen den Rhythmus vorgibt und liefert und von Daniel Tillinger mit einer bewundernswerten Gelassenheit gespielt wird; der jubilierende und schmelzende Klang der Altsaxofone von Frank Eger und Frieder Welsch; der sonore und kraftvolle Ton des Tenors von Marian Potyka; schließlich das Sopransaxofon, wiederum von Welsch gespielt, mal keck tänzelnd, mal lyrisch leicht.

Das Publikum erklatschte sich eine Zugabe: „How Deep Is Your Love“. Richtig. Von den Bee Gees. Eigentlich eine sehr heftige Schnulze. Hier aber von dem Quartett mit einer Musikalität und Beseeltheit gespielt, dass man den Eindruck gewinnen konnte, dass die Saxophone tatsächlich singen.

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