Albstadt-Lautlingen

Grüne: „Geplante Südumfahrung ist nicht mehr zeitgemäß“

15.10.2016

In einer Stellungnahme positionieren sich die Grünen aus Gemeinderat und Kreisvorstand.

Der Ort ist mit einem Durchgangsverkehr von zirka 23.000 Fahrzeugen täglich sehr stark belastet. Die Bewohner, die Verwaltung sowie die verschiedenen Fraktionen des Gemeinderats sind sich darüber einig, dass dringend Abhilfe geschaffen und Lautlingen vom Verkehr entlastet werden muss.

Jedoch sind sich verschiedene Akteure uneins, wenn es angesichts der anstehenden Planfeststellung im Frühjahr 2017 darum geht, ob es eventuell möglich wäre, im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozesses verschiedene Alternativen für die Ortsumfahrung zu diskutieren und diese ernsthaft zu prüfen, oder ob man an der 20 Jahre alten Planung der Südumfahrung zwingend festhalten muss, nur um nicht das Risiko einer Verzögerung einzugehen.

Unter Umweltaspekten wurde diese Trassenvariante bereits in den 1990er-Jahren als die am wenigsten empfehlenswerteste eingestuft. Die Gemeinderats-Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hält die Planung in Form der Südumfahrung ausdrücklich nicht für umsetzbar, da sie in keinster Weise den heutigen Anforderungen an die Umweltverträglichkeit von Bauvorhaben entspricht und wertvollen Naturraum in einem wichtigen Bereich für Naturschutz, Tourismus und Landschaftspflege unwiederbringlich zerstören würde.

Die Planung der 4,5 Kilometer langen Straße ist gigantisch, etwa 25 Fußballfelder müssten für deren Realisierung neu versiegelt werden und 625.000 Kubikmeter Aushub wären abzutragen und zu verbringen. Es sind insgesamt zehn Ingenieurbauwerke vorgesehen, das Straßenviadukt über das Meßstetter Tal mit einer Länge von mehr als 200 Metern und einer Höhe von 35 Metern würde das bestehende Eisenbahnviadukt um 10 Meter überragen.

Auch wären 80 Meter breite und 16 Meter tiefe Einschnitte in die Landschaft notwendig, andererseits müssten neue Dämme und Böschungen von bis zu zwölf Metern Höhe aufgeschüttet werden.

Ein großer Teil der Trasse würde durch geologisch schwierige Hanggebiete führen, welche durch das Hangwasser des Albtraufs sehr rutschig und instabil sind. In der Folge ist mit erhöhten Baukosten zu rechnen.

Gemeinsame beste Lösung

Durch den Bau der Straße würden die Anwohner der jetzigen Durchgangsstraße deutlich entlastet. Gleichzeitig hätte deren Realisierung eine deutliche Neubelastung bestehender Wohngebiete und vor allem auch den Verlust wesentlicher Naherholungsgebiete sowie die Zerstörung mehrerer ausgewiesener Biotope zur Folge.

Angesichts dieser Fakten verwundert es nicht, dass anlässlich der RP-Informationsveranstaltung am 16. September beinahe doppelt so viele der anwesenden Bürger von Lautlingen gegen die Realisierung stimmten als dafür!

Vor diesem Hintergrund fordert deshalb unsere Fraktion, dass der Alternativvorschlag der Bürgerinitiative „Für Lautlingen – Gemeinsam für die beste Lösung“, welcher beim RP vorliegt, ernsthaft und ergebnisoffen geprüft wird. Da die Planung noch vor der Planfeststellung steht, sind wir der Meinung, dass unter der Prämisse einer zügigen Neuplanung der Baubeginn ohne großen Zeitverlust erfolgen könnte; dies insbesondere, weil dann keine Widerstände aus der Bevölkerung zu erwarten wären.

Bei der jetzigen Planung muss dagegen mit massiven Klagen von Anwohnern, Grundstückseigentümern sowie Naturschützern gerechnet werden, die unter Umständen jahrelange Verzögerungen nach sich ziehen werden.

Die von der Bürgerinitiative favorisierte Trasse, mit einer 1,2 Kilometer langen Tunnellösung, käme praktisch ohne zusätzlichen Landschaftsverbrauch aus.

Sie erfüllt die dringenden und wichtigen Anliegen aller Bewohner von Lautlingen und der Stadt Albstadt: Entlastung der Bürger in Lautlingen, wirtschaftliche Entwicklung Albstadts, Stärkung der Entwicklung des Tourismus, Erhaltung der Lebensqualität in der ganzen Region.

Die zu erwartenden Mehrkosten sind durch den Erhalt der Natur volkswirtschaftlich mehr als ausgeglichen. Der überdurchschnittlich hohe Kosten Nutzenfaktor des Projektes bleibt auf jeden Fall erhalten.

Susanne Feil, für Gemeinderatsfraktion und Kreisvorstand Bündnis 90/Grüne

Mehr zum Thema lesen sie in unserem Online-Dossier auf www.zak.de/suedumfahrung.

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