Reutlingen/Zollernalbkreis

IHK stellt Prognos-Studie vor: Region muss in Allianzen denken und Bündnisse schmieden

18.03.2016

von IHK-Pressemitteilung

Die Region Neckar-Alb muss sich in zentralen Feldern weiter entwickeln, sonst droht ein Rückfall im Standortwettbewerb. Dies zeigt ein vom Forschungsinstitut Prognos erstelltes Regionalgutachten.

IHK stellt Prognos-Studie vor: Region muss in Allianzen denken und Bündnisse schmieden

© Volker Bitzer

Stillstand bedeutet Rückschritt: So lautet, salopp gesagt, die Quintessenz aus der neuen Prognos-Studie für die Region Neckar-Alb. Diese steht zwar ordentlich da, kämpft aber mit altbekannten Schwächen. Dazu zählen die schlechte Anbindung an Fernstraßen und Fernnetz der Bahn, der schleppende Ausbau der Breitbandverkabelung, Überalterung, Fachkräftemangel und eine unter dem Durchschnitt liegende Dynamik an Firmengründungen in innovativen Branchen. Auch im Tourismus werden laut Studie zu viele kleine und vor allem eigene Brötchen gebacken. Die Potenziale sind da, wie das Bild auf das hell erleuchtete Ebingen mit seinen Vorzeigefirmen und der Bilderbuchlandschaft zeigt.

„Die Studie zeigt uns den Weg auf, wie wir in vielen Feldern als Region vorankommen können. Aber wir müssen es auch tun“, fordert IHK-Präsident Christian O. Erbe. Die Experten von Prognos haben im Auftrag der IHK Reutlingen Indikatoren zu Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Forschung und Entwicklung sowie Infrastruktur und Rahmenbedingungen untersucht.

Aus der Analyse wurden eine Positionsbestimmung der Region und ein Profil mit den Stärken und Schwächen erarbeitet. Die Region stehe grundsätzlich ordentlich da, lautet das Resümee der IHK-Verantwortlichen. Zu den Pluspunkten zähle Prognos die Vielfalt der Branchenstruktur mit prägenden Leitbranchen, den Beschäftigungsaufbau der letzten Jahre, die umfangreichen Investitionen der heimischen Industrie am Standort, die Studierendendichte bei gleichzeitig hohem Stellenwert von Facharbeitern sowie der insgesamt hohe Wohlstand und die Lebensqualität.

Zugleich haben die Prognos-Experten zahlreiche Schwächen ausgemacht. Dazu gehören absehbare Engpässe am Arbeitsmarkt, Erreichbarkeitsdefizite bei der überregionalen Verkehrsanbindung, schwächere Dynamik bei Forschungsintensität und Innovationen, unterdurchschnittliche Gründungsdynamik und schwaches Wachstum bei den Übernachtungszahlen. „Wenn sich nichts verändert, droht die Region zu überaltern, die Fachkräfteversorgung wird sich strukturell verschlechtern. Wir sehen einen intensiven Strukturwandel in produzierenden Branchen mit geringer Technologieorientierung kommen. Die gut aufgestellten Firmen wiederum werden nur weiter investieren, wenn die Standortbedingungen stimmen und Breitband- und Verkehrsanbindung auf dem neuesten Stand sind“, fasst Projektleiter Tobias Koch von der Prognos AG die Erkenntnisse zusammen.

Aus der Gesamtanalyse haben die Gutachter für die Region ein umfassendes Paket an Maßnahmen erstellt.

Dazu gehören Investitionen in Verkehrsinfrastruktur auf Straße und Bahn sowie ein flächendeckender Breitbandausbau, mehr Technologietransfer, vor allem durch zusätzliche anwendungsorientierte Forschungskapazitäten, die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt, verbesserte Voraussetzungen für Firmengründungen, die Stärkung der Region als Tourismusstandort sowie eine intensivierte überregionale Vermarktung der Region. Wir bekommen hier mehr als nur ein paar Hausaufgaben.

Es geht um die strategische Weiterentwicklung der Region mit seinen drei Landkreisen“, fasst IHK-Präsident Erbe das Gutachten zusammen. Die IHK wolle mit der Studie den Prozess der Standortverbesserung fortführen.

„Das letzte Prognos-Gutachten von 1997 entstand in schlechter Zeit. Damals waren wir gezwungen zu handeln. Wir wollen es diesmal nicht so weit kommen lassen und früher unterwegs sein“, ergänzt Erbe. Die Ergebnisse von Prognos sollen als nächstes im Regionalforum und in den drei Landkreisgremien der IHK vorgestellt und diskutiert sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Danach müssten nächste Schritte folgen, so der IHK-Präsident: „Wir müssen bei den Problemthemen erkennbar vorankommen. Das geht nur, wenn wir in der Region noch mehr zusammenarbeiten, stärker in Allianzen und Kooperation denken und Bündnisse schmieden, die über kommunale und regionale Grenzen hinausgehen.“

 

Gemeinsam stark: Nur der Blick über den Kirchturm hinaus öffnet neue Horizonte

Zusammenfassung Das von der IHK in Auftrag gegebene und gestern in Reutlingen vorgestellte Prognos-Gutachten gibt Handlungsempfehlungen in den Feldern „Infrastruktur und Erreichbarkeit“, „Fachkräftesicherung und deren Gewinnung“, „Innovation und Wettbewerbsfähigkeit“ und „Kooperation und Standortmarketing“.

Verkehrsnetz: Die Anbindung an die Autobahn und das Fernverkehrsnetz der Bahn müssen besser werden. Die Region benötigt außerdem den schnellen und flächendeckenden Breitbandausbau.

Integration Die Studie empfiehlt, Zuwanderern und Migranten die Einbindung in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Forschung Anwendungsorientierte Forschungskapazitäten müssen gezielt weiterentwickelt werden, ebenso der Ausbau von Forschung und Entwicklung in Themenbereichen mit spezifischem Anwendungsbezug zur regionalen Wirtschaft

Gründer Unternehmensgründer müssen besser unterstützt werden. Hierzu zählt Prognos vor allem Angebote für technologie- und wissensorientierte Gründungen.

Tourismus Weg vom Kirchturmdenken im Tourismus lautet der deutliche Hinweis, vom Klein-Klein umzuschalten auf ein gemeinsames Konzept, das Potenziale mit all ihren Besonderheiten ausschöpft.

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