Der Penis der Mücke

18.11.2015

von Maja Das Gupta

Nun ist er mir schon drei Mal begegnet. „Der Mückenpenis“. Ich möchte das Risiko nicht auf mich nehmen, das Wort auf Schwäbisch wieder zu geben. Das mögen die tun, die des Dialekts mächtig sind. Aber es scheint so eine Art Schlüsselwort zu sein, wenn es um Schwäbisch geht.

Schon bei der Eröffnungsgala erzählte mir Moderator Malte Arkona, beim SWR sage man sehr gern: „Geh doch einen Mückenpenis nach rechts.“ Dann erzählte mir jemand, der von Beruf mit Fahrschülern zu tun hat, selbiges: „Das ist unsere kleinste Maßeinheit“. Und schließlich – aller guten Dinge sind drei – sang die Mundart-Band bei der Krimi-Tour davon. Einmal fragte ich höflich nach: Das klänge doch eher nach „Mückenhoden“. Nein, nein. Es sei ganz sicher der Penis. Das sei an der Schreibweise zu merken. Nicht „Säckele“, sondern – wie? Ach, anders, jedenfalls.

Ich muss es ja glauben. Ich kann es ja nicht überprüfen. Mir kann man ja alles erzählen. Wahrscheinlich sitzt irgendwo eine schwäbische Mücke und lacht sich tot. Eine bayerische Mücke ärgert sich, dass sie es nicht in den regionalen Dialekt geschafft hat. Und eine sächsische Mücke fühlt sich überfremdet und hat Angst vor größeren – Mücken.

Apropos Manneskraft: Haben Sie heute schon geschafft? Richtig viel? Oder einen Mückenpenis zu wenig? Dann stellen Sie sich einfach vor, Sie sind ein Mensch, der aus jeder Mücke einen Elefanten macht. Wenn sich dann das Gefühl von Versäumnis, sagen wir: überwältigend anfühlt, dann denken Sie sich zum Trost, dass vielleicht das Insekt zum Dickhäuter wird, aus einem kleinen Genital aber auch bei intensivem Wünschen kein großes wird.

Was gar nichts macht – schließlich wissen wir alle, dass es auf die Größe nicht ankommt. Mückenpenis hin oder her: Manche Dinge sind überall auf der Welt gleich. Oder?

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