Laszives Schaukeln am Trauf

31.10.2015

von Holger Much

Da ist traurig: Die hübschen Waldschaukeln, die die Stadt 2013 als besondere touristische Attraktivität an verschiedenen Punkten am Trauf aufgestellt hat, werden vom Hersteller auf eigene Kosten wieder abgebaut.

Warum? Besonders eine Gruppe von Jugendlichen habe, berichtete Tourismuschef Martin Roscher am Donnerstag im Gemeinderat, dort offenbar so wild geschaukelt, dass die Geräte gefährlich zu wackeln begannen. Untersuchungen von DEKRA und TÜV ergaben: Der Hersteller hatte gewisse Sicherheitsnormen nicht erfüllt. Es hatte sich also ausgeschaukelt.

Das betrübt so manchen begeisterten Schaukler. Vor allem SPD-Stadtrat Elmar Maute zeigte sich untröstlich darüber, dass die Schaukeln weg sind. Er habe sie auf Radtouren immer wieder gern als Ruhepol benutzt, so Maute, denn, verriet er offenherzig, „man konnte in denen so schön lasziv schaukeln“. Ein Geständnis, das für herzliches Gelächter und so manchen Kommentar sorgte. Die Stimmung schaukelte sich sozusagen mächtig auf.

Doch daran, dass die Schaukeln abgebaut werden, führt kein Weg vorbei. Denn sollte, sprang CDU-Stadtrat Roland Tralmer für Martin Roscher argumentativ in die Bresche, bei den Schaukeln irgend jemandem irgendetwas passieren, so könnte sich der daraus resultierende, strafrechtliche Aspekt definitiv mehr als unangenehm auswirken. Lasziv, tröstete Tralmer, könne Maute ja künftig auch in den ersatzweise aufzustellenden „Wald-Sofas“ liegen.

Der Einwurf von Freie Wähler-Stadträtin Anette Ganter, ob es da nicht bessere Alternativen gäbe, sie fände die Sofas gar nicht bequem, da bekomme man ein Hohlkreuz und komme schlecht wieder raus, animierte CDU-Stadtrat Friedrich Pommerencke zur Bemerkung, er komme schon gar nicht rein in die Sofas. Und zwar, weil sie schon immer von anderen Wanderern besetzt seien. „Da müssen Sie zu anderen Stellen gehen“, riet Oberbürgermeister Klaus Konzelmann gleich mitfühlend. Er könne ihm da ein lauschiges Plätzchen zum ungestörten Sofa-Sitzen nennen.

Es sind diese Momente, in denen die Diskussionen im Gemeinderat in leicht schräge, ausgelassene Dimensionen abgleiten, die die kommunalpolitische Arbeit in Albstadt trotz aller Kontroversen als menschlich kennzeichnen. So wie auch die öffentliche Laudatio für das mit seinen kürzlich erreichten 70 Jahren älteste Gemeinderatsmitglied, den „westfälischen Dickkopf“ Martin Frohme (SPD). Er bekam viele, sinnigerweise in rotes Papier verpackte Geschenke. Darunter eine Gartenschere, um „kommunalpolitischen Wildwuchs“ zu kappen. Bleibt zu hoffen, dass diese Art von zeitweiligen Auswüchsen dennoch erhalten bleiben. Sie sind viel zu charmant, um gekappt zu werden.

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