Reutlingen/Zollernalbkreis

Wer bleiben kann, braucht einen Beruf: IHK richtet „Projektgruppe Flüchtlinge“ ein

25.09.2015

Die IHK Reutlingen richtet eine „Task-Force Flüchtlinge“ ein. Sie bündelt die Kompetenzen und Informationen für die heimischen Unternehmen.

„Wir müssen die Menschen, die dauerhaft bei uns bleiben werden, in die Arbeitswelt integrieren. Das wird eine große Aufgabe“, sagt IHK-Präsident Christian O. Erbe. Die Task-Force soll Projekte anschieben, um Flüchtlingen den Übergang in den Beruf oder eine Ausbildung zu erleichtern.

Dazu soll auch das Einwerben von Praktikums- und Ausbildungsplätzen gehören. Daneben sollen Unternehmen befragt werden, ob sie leerstehende Gebäude und Wohnungen für eine Unterbringung zur Verfügung stellen können. Die IHK will dabei eng mit den Partnern aus Kommunen, Landratsämtern und Arbeitsagenturen zusammenarbeiten. „Wir bitten die Firmen, uns schon bestehende Aktivitäten zu melden, damit wir besser vernetzen und helfen können“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp.

Der tatsächliche Bedarf an Ausbildungs- und Praktikumsstellen ist laut IHK derzeit realistisch noch kaum abschätzbar. Für viele der Flüchtlinge, die eine Bleibeperspektive haben, sei der Berufseinstieg über eine duale Ausbildung aber sicher der richtige Weg. Die Mehrzahl der Flüchtlinge ist Anfang 20. „Natürlich müssen diese jungen Menschen schnell Deutsch lernen. Zugleich gilt es, die Qualifikation festzustellen und zu prüfen, wie wir sie auf einen Beruf vorbereiten können“, fährt der Hauptgeschäftsführer fort. Die IHK biete daher an, in den Flüchtlingsklassen Berufsbilder vorzustellen und so bei der Berufsorientierung zu helfen.

Unternehmen können sich bei der IHK zu Themen wie der finanziellen Unterstützung für die Ausbildung oder Beschäftigung von Flüchtlingen oder juristische Fragen informieren lassen. Bei der IHK soll es außerdem ein Treffen von Firmen geben, die sich über ihre Erfahrungen mit der Beschäftigung und Betreuung von Flüchtlingen austauschen können. Das regionale „Haus der kleinen Forscher“ wird außerdem in der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten Forschernachmittage für Kinder organisieren.

Vor dem Gipfeltreffen der Wirtschaft mit Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht sich die IHK Reutlingen dafür aus, die Antragszeiten zu verkürzen und die Vorrangprüfung zu lockern. Die gültigen Regelungen seien zu anderen Zeiten entstanden. Sie müssten mit Augenmaß angepasst werden“, so Wolfgang Epp.

„Wir dürfen nicht die Fehler der 1960er-Jahre wiederholen, als wir es nicht vermocht haben, die Gastarbeiter in unsere Gesellschaft zu integrieren“, ergänzt Erbe. Wer eine Bleibeperspektive habe, brauche ein umfassendes Angebot unserer Gesellschaft und dazu gehöre ein Beruf.

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