Balingen

Flüchtlinge nach Balingen?

25.06.2015

von Klaus Irion

Bekommt nun auch Balingen eine Außenstelle der Meßstetter Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge (LEA)? Das Land prüft eine Unterbringung im ehemaligen Vermessungsamt in der Charlottenstraße.

Flüchtlinge nach Balingen?

© Irion

Das Integrationsministerium des Landes prüft derzeit, ob man das ehemalige Vermessungsamt in der Balinger Charlottenstraße in eine weitere Außenstelle der Meßstetter Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Flüchtlinge umwandeln kann.

„Wir sind mit Hochdruck auf der Suche nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten im ganzen Land“, erklärte am Mittwoch der Sprecher des Landesintegrationsministeriums, Christoph Häring auf Anfrage unserer Zeitung. Im Fokus stünden dabei neben Kasernen selbstverständlich auch leerstehende Liegenschaften des Landes. „Und unter diesen befindet sich eben auch das ehemalige Vermessungsamt in der Balinger Charlottenstraße“, so der Pressesprecher.

Das Gebäude steht seit geraumer Zeit leer. Nach dem Umzug des Staatlichen Vermessungsamts hatten die Polizeibehörden ein Auge auf das Gebäude geworfen. Doch die Polizeireform und mit ihr die Konzentration höherer Dienststellen in Tuttlingen und Rottweil machte den staatlichen Immobilienverwaltern erst einmal einen Strich durch die Rechnung.

Im vergangenen Jahr hatte Bernd Selbmann, der Leiter des Tübinger Amts für Vermögen und Bau, das die hiesigen Landesimmobilien verwaltet, dem ZAK erklärt, dass ein Abriss des Gebäudes gerade so denkbar sei wie ein Verkauf. Letzteres hatte man sich aus Platznöten beim benachbarten Landratsamt überlegt. Doch nachdem der Kreistag unlängst den Kauf des Postgebäudes in der Robert-Wahl-Straße gebilligt hat, ist das ehemalige Vermessungsamt wieder aus dem Blick geraten.

Ursprünglich war wohl angedacht, dass der Ministerialdirektor im Integrationsministerium, Wolf-Dietrich Hammann, das Vermessungsamt im Zuge seiner Teilnahme an der gestrigen Bürgerinformationsveranstaltung zur neuen Hechinger LEA-Außenstelle unter die Lupe nimmt. Dies aber sei aus Zeitgründen nicht möglich gewesen, berichtete Landrat Günther-Martin Pauli.

Die Inspektion wird laut Selbmann nun am kommenden Dienstag, 30. Juni, erfolgen. Auch Mitarbeiter des Amts Vermögen und Bau werden dann vor Ort sein. Selbmann selbst meint, dass das Gebäude für den benötigten Zweck unter Umständen zu klein sein könnte. „Vom Integrationsministerium wurden wir aber fast schon flehentlich um Hilfe gebeten. Man greift zur Zeit nach jedem Strohhalm.“

Auch Landrat Pauli ist skeptisch, ob sich das ehemalige Vermessungsamt für eine LEA-Außenstelle eignet. „Schon die Sanitäranlagen sind meiner Ansicht nach unzumutbar.“ Außerdem sei es ja nicht damit getan, einfach ein Dach über dem Kopf zu haben, die Menschen müssten ja auch betreut werden, betont der Landrat. Er habe deshalb, als die Anfragen des Landes nach Notunterkünften gekommen seien, der Freigabe eines Teils des ehemaligen Klinikums zugestimmt.

„Dass man nun gleichwohl auch die Charlottenstraße im Visier hat, lässt erahnen, wie groß der Unterbringungsdruck derzeit ist.“ Bei der Stadt Balingen erfuhr man gestern erst aufgrund der ZAK-Recherchen von den Plänen des Integrationsministeriums. „Das ist aber auch nicht ungewöhnlich, denn es handelt sich beim Vermessungsamtsgebäude um eine Immobilie des Landes Baden-Württemberg“, erklärte Rathaussprecher Jürgen Luppold.

Die Stadtverwaltung, respektive das dortige Ausländeramt, wäre erst gefordert, wenn die ersten Flüchtlinge tatsächlich in der Charlottenstraße untergebracht würden.

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