Burladingen

Nach Nazischmiererei: Elser-Film abgesetzt

30.04.2015

von Mathias Badura

Nachdem das Burladinger Kino mit Naziparolen besprüht wurde, zieht Betreiber Schülzle jetzt einen Film über das Dritte Reich zurück.

Wie berichtet, besprühten Unbekannte in der Nacht zum Dienstag Burladinger Hauswände mit Naziparolen, darunter auch das Alblichtspielkino, in dem kürzlich die Rechtsrock-Reportage „Blut muss fließen“ gezeigt wurde. Zweifelsohne gab die Vorführung den Anlass für die Sprühanschläge.

Auf Anraten der ermittelnden Polizei zieht Kinobetreiber Ludwig Schülzle nun den Film „Elser – Er hätte die Welt verändert“ zurück.* Der bundesweit in allen großen Kinos gezeigte Streifen sollte am Wochenende auch in Burladingen anlaufen. Er beschäftigt sich mit dem Leben und Schicksal Georg Elsers, der 1939 ein Attentat gegen Adolf Hitler wagte, um den bevorstehenden Krieg zu verhindern, dann aber scheiterte.

Den Hut vor Kinobetreiber Ludwig Schülzle zieht Peter Ohlendorf, der Regisseur von „Blut muss fließen“. Und zwar davor, dass, wie er sagt, Schülzle „den Mut hatte“, seine Dokumentation vorzuführen. Wenn Schülzle nun dem Rat der Polizei folge und „Elser“ vorläufig absetze, habe er dafür vollstes Verständnis, sagt Ohlendorf.

Nach Nazischmiererei: Elser-Film abgesetzt

© Mathias Badura

Am Eingang der ehrbaren Alblichtspiele, einem Kulturtempel seit Jahrzehnten, prangten am Dienstagmorgen Nazischmierereien. In der Woche zuvor hatte das Kino einen kritischen Film über die Rechtsrock-Szene gezeigt.

Überhaupt kein Verständnis hätte der Regisseur hingegen, wenn sich Burladingen jetzt nicht hinter den Kinomann stellen würde. „Wo ist die Öffentlichkeit?“, fragt er. Stadt und Gemeinderat müssten Farbe bekennen, müssten dem Sprühangriff auf die Demokratie mit einer klaren Haltung entgegentreten, sich solidarisch erklären, „nicht dem Druck nachgeben“.

Er, fügt Ohlendorf hinzu, habe Schülzle, nachdem er von den Vorgängen erfuhr, angerufen und ihm versichert, er werde ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten beistehen – etwa indem er sich an den Kosten beteiligt, die durch die Beseitigung der Sprüherei entstanden. Dem Burladinger Gemeinderat bietet Ohlendorf eine exklusive Vorführung seines Filmes an.

Während Ohlendorf zur Zivilcourage und Verteidigung von Demokratie und Meinungsfreiheit aufruft, ist die Gegenseite bereits wieder aktiv geworden. Unbekannte haben zwischen Dienstag und Mittwoch ein Stoffbanner mit Zeichen verfassungswidriger Organisationen an der Brücke der B32 zwischen Burladingen und Hausen angebracht. Auf dem weißen Tuch sind mit schwarzer Farbe zwei Zeichen in Form eine „Y“ sowie der Schriftzug „Combat 18“ abgebildet – beides Bezeichnungen aus der rechten Szene. Es ist nicht das erste Mal, dass rechtsgerichtete Kreise die exponierte Stelle nutzen, um ein Spruchband aufzuhängen, so wie es auch für die Sprühereien schon Vorläufer gab. Für die Polizei liegt der Zusammenhang zwischen dem Banner und den Farbattacken der Vornacht nahe. Auch hier wird ermittelt.

*Ergänzung, 30. April, 15 Uhr: Die Polizei weist darauf hin, dass sie nicht davon abgeraten hat, den Film zu zeigen. „Das Recht muss dem Unrecht nicht weichen“, betont Polizeisprecher Michael Aschenbrenner. Der Polizei sei vielmehr wichtig, dass rechte Straftäter nicht ermuntert werden, weiterzumachen.

Fotostrecke
/

© Matthias Badura

Diesen Artikel teilen: