Zollernalbkreis

Was ist im Cockpit passiert?

26.03.2015

von Michael Würz

Die meisten Medien lassen daran keinen Zweifel: Der Absturz des Germanwings-Airbus A320 in Frankreich ist absichtlich herbeigeführt worden. Ein voreiliger Schluss? Laut Guido Voss nicht auszuschließen. 

Guido Voss, Vorsitzender des Luftsportvereins Degerfeld, war in einem Briefing, als ihn die Nachricht vom Absturz des Flugs U49525 in den französischen Alpen erreichte. Voss fliegt beruflich als Kapitän und Ausbilder bei Germanwings, hatte sich gerade mit seiner Crew auf einen Flug vorbereitet. „Es ist eine schlimme Tragödie“, sagt er am Donnerstagabend im Gespräch mit unserer Zeitung.

Was ist im Cockpit passiert?

© privat

Guido Voss, Kapitän und Ausbilder bei Germanwings.

Und dennoch wird er am Freitag wieder in ein Flugzeug steigen. „Fliegen ist nach wie vor die sicherste Art der Fortbewegung“, betont der erfahrene Pilot. Das Gefährlichste an seinem Arbeitstag? Für ihn der Weg zum Flughafen, sagt er. Dass nicht nur Boulevardmedien bereits mit Foto und vollem Namen über den Kopiloten berichten, kritisiert Voss scharf. „Man zerstört damit das Leben der Angehörigen nachhaltig, dabei ist noch gar nichts bewiesen“, sagt er.

Entgegen der weitläufigen Darstellung in den Medien sei durchaus möglich, dass der Kopilot – etwa aus gesundheitlichen Gründen – handlungsunfähig geworden ist. „Da kann es auch passieren, dass er die Tür aus Versehen verriegelt, man weiß ja bislang gar nicht, was im Cockpit tatsächlich los war.“ Unterdessen belagerten den ganzen Tag unzählige Kamerateams und Fotografen das Wohnhaus des Kopiloten im rheinland-pfälzischen Montabaur. Der Nachrichtensender N24 schaltete am Mittag sogar live vor das Wohnhaus.

„Das ist wirklich erschreckend“, sagt Voss. Auch die Spekulationen vieler Medien, wonach zahlreiche Crews der Fluglinie aus Sicherheitsbedenken nicht zum Dienst angetreten seien, ärgern ihn sehr. „Die Kollegen hatten keine Sicherheitsbedenken, aber man muss nach so einem Schock erst mal in der Lage sein, zu arbeiten.“ Deshalb habe man den Crews auch freigestellt, von der Arbeit fernzubleiben.

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