Hechingen

Was für echte Alb-Cowboys

31.01.2015

Die Rinder nehmen die Begegnung gelassen, und die meisten der Pferde auch: Auf dem Schweitzer Hof ist Rinderarbeit angesagt. Workshops helfen, Ross und Reiter mit dem Rindertreiben vertraut zu machen.

Was für echte Alb-Cowboys

© Tanja Marquart

Schon beim zweiten Einsatz zeigen die Rindviecher keinen rechten Respekt mehr vor den Pferden.

Das Tor geht auf, die sieben Jungbullen stürmen in die Reithalle - und bleiben sofort erstaunt stehen: Da hat es ja schon andere, größere Tiere! In der Halle des Westernstalls von Jürgen Pieper warten tatsächlich schon sechs Reiter auf ihren Pferden auf die jungen Rinder. Sie wollen an diesem Nachmittag ihre Pferde an Rindviecher auf vier Beinen gewöhnen und ein Auge für das Treiben der Rinder entwickeln. Westernreiter reiten gerne Quarter Horses, jene amerikanische Pferderasse, die zum Arbeiten mit Rindern gezüchtet wurde. Doch an diesem Nachmittag haben sich auch Reiter auf Pferden anderer Rassen in Hechingen eingefunden. Unter Kursleiter Bernd Gall üben sie, ruhig und umsichtig ein Rind aus der Gruppe zu separieren und in ein Gatter zu treiben. Die Pferde, die auf die Rinder trafen, sind schon sehr gelassen, die Truppe übt nicht zum ersten Mal. Im Herbst war Ute Holm, mehrfache Europameisterin und Deutsche Meisterin in verschiedenen Westerndisziplinen, zu drei Workshops in Hechingen, um der Rinderarbeit zu Pferd zu mehr Popularität zu verhelfen.

Die Mannschaft, die jetzt mit Gall zusammenarbeitet, trainiert für Versatility Ranchhorse Turniere. „Diese Disziplin wurde neu von der American Quarter Horse Association geschaffen, um die Allround-Fähigkeiten des American Quarter Horse zu fördern, es ist so eine Art Vielseitigkeitsprüfung der Westernreiterei“, erläutert der Stallbesitzer Jürgen Pieper. In fünf Disziplinen müssen Ross und Reiter ihre Fähigkeiten zeigen. Eine der Aufgaben ist das Trennen eines nummerierten Rindes innerhalb einer vorgegebenen Zeit. In diesem Jahr soll ein solches Turnier auch auf dem Schweizer Hof, der JP-Ranch in Hechingen, stattfinden.

„Es macht viel Spaß, ein Rind zu bewegen“, finden Teilnehmer und Veranstalter. Und die Rinder? „Die kommen wenigstens mal aus ihrem Stall und haben ein wenig Bewegung, jetzt im Winter“, sieht Pieper Vorteile auch für das Vieh. Aber weil die Bullen seines Nachbarn ziemlich friedlich sind und schon beim zweiten Einsatz keinen rechten Respekt mehr vor Pferden zeigen, wird der Stallbesitzer nun selber zum Rinderzüchter. Ab Februar sollen Zeburinder auf dem Hof einziehen, die Färsen und einen Bullen hat er schon gekauft. Diese Rinder, so hofft Pieper, werden sich auf Grund ihrer Wildheit nicht so schnell an die Pferde gewöhnen und daher eine größere Herausforderung für die Alb-Cowboys und -girls sein. Für Reiter und deren Pferde jeder Rasse bietet Pieper in Zukunft Rinderworkshops also bald mit den hofeigenen Zebus an. Tanja Marquardt

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