Albstadt-Ebingen

Schwerkranker ist zu retten

30.01.2015

von Holger Much

An der Sanierung der Kläranlage in Ebingen führt kein Weg vorbei. So sieht das die Mehrheit der Albstädter Gemeinderäte und stimmte daher gestern Abend auch mit drei Enthaltungen für die teure Maßnahme.

Schwerkranker ist zu retten

© Holger Much

Heinz Krause, Chef der Ebinger Kläranlage, kennt den Gebäudekomplex bestens. Auch er weiß um die vielen „Baustellen“, die die Arbeit behindern. So funktioniert beispielsweise die veraltete Steuerung der Aktivkohle nicht mehr

Heinz Krause, Werksleiter der Kläranlage Albstadt, hat quasi einen Dinosaurier im Keller: die Anlage für die Dosierung der Aktivkohle zur „Adsorptionsflockungsfiltrationsanlage“ ist kaputt. Seither erfolgt die Dosierung der Aktivkohle nur von Hand durch die Mitarbeiter. Für die angejahrte Anlage jedoch, erklärt Krause, existieren mittlerweile weder Ersatzteile noch Fachleute, die sich mit der veralteten Technik auskennen. Diese Anlage ist somit nur ein Beispiel von vielen, was alles dringend zur Sanierung ansteht.

Mit drei Enthaltungen stimmten die Gemeinderäte am Donnerstagabend für die Maßnahme, die in den nächsten zehn Jahren über 24 Millionen Euro kosten wird – zwei bis zweieinhalb Millionen pro Jahr. Die Anlage, formulierte Lambert Maute von der CDU-Fraktion, sei zu vergleichen mit einem Schwerkranken, der aber noch zu retten sei. Man wolle aber, betonte auch Fraktionsvorsitzender Roland Tralmer, über die Kostenentwicklungen ständig auf dem Laufenden gehalten werden.

Man habe zwar auch früher schon jährlich in die Anlage investiert, betonten Klaus Konzelmann von den Freien Wählern und Martin Frohme von der SPD (Bernd-Michael Abt konkretisierte: von 1995 bis 2014 waren es rund 12,3 Millionen Euro), aber offenbar lange nicht genug.

„Die Ingenieure verlangen der Stadt einiges ab“ formulierte Philipp Kalenbach eher kritisch, die FDP wolle sich daher enthalten. Und Elke Rapthel warf die Frage in den Raum, ob entsprechende Betriebe, die heute noch das Abwasser verschmutzen, dann nicht auch dafür zur Kasse gebeten werden sollten. Der Schmutzwasserzuschlag, erwiderten Baubürgermeister Hollauer und Bernd-Michael Abt, sei jedoch vor Jahren abgeschafft worden. Juliane Gärtner (CDU) danke unter anderem den Kläranlagen-Mitarbeitern, die die Anlage trotz allem in Schuss gehalten hätten und hervorragende Arbeit machen würden.

Jochen Molitor von den Ulmer Kläranlagenspezialisten SAG erläuterte im Gremium die Situation und den geplanten Ablauf. Vordringlichste Maßnahmen sind unter anderem: Optimierung und Digitalisierung des Prozessleitersystems und der Steuerung der gesamten Anlage. Dann die Erneuerung der Faulgasleitungen, die Sanierung der Schlammfaulung und die Sanierung der Abwasserfiltration. Saniert werden müssen die Vorklärung sowie die Hochbauten der Kläranlage. Rohre müssen ausgetauscht und durch widerstandsfähige, moderne Edelstahlrohre ersetzt werden. Jedes Jahr möchte die Stadtverwaltung nun bis zu zweieinhalb Millionen Euro in die Sanierung stecken, für die ein Zeitplan existiert. Übrigens hofft die Stadt auf Fördermittel von bis zu 28 Prozent.

 

Ulmer Ingenieure betonen Dringlichkeit der Maßnahme

Happig 24,3 Millionen Euro muss die Stadt in den nächsten zehn Jahren in die Sanierung der Anlage stecken. An fast allen Gebäuden und Teilen nagt der Zahn der Zeit.

Expertise Ingenieure des Ulmer Unternehmens SAG haben einen Sanierungsbedarf der Kläranlage festgestellt.

Rundum An so gut wie allen Gebäuden besteht Sanierungsbedarf, und zwar in allen Bereichen: von der Bautechnik über die Maschinentechnik bis hin zur Elektro- und Steuerungstechnik.

Die Sanierungen, so wird von fachlicher Seite betont, müssen ausgeführt werden, da sonst die Gefahr eines Komplettausfalls der Kläranlage zu groß wäre.

Wichtig Die Anlage bekommt ein modernes Computergehirn, das mit der ebenfalls zu sanierenden Kläranlage in Lautlingen verbunden wird.

Alternativen Eine Verkleinerung der Anlage ist laut Auskunft von Jochen Molitor gestern Abend im Rahmen der Gemeinderatsitzung nicht möglich.

Grund: in der Anlage werden auch Klärschlämme von außerhalb aufbereitet. Und ein Neubau sei ebenfalls keine Alternative. Denn der schlüge laut Molitor mit weit über 100 Millionen Euro zu Buche.

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