Albstadt-Ebingen

Noch mehr Liebe in Kriegszeiten

28.01.2015

von Dagmar Stuhrmann

Die Fortsetzung ist da: Der zweite Teil von Andreas Ilchs Roman „Krieg kennt kein Erbarmen“ ist erschienen. In „Kaltes Herz“ erzählt er, wie die berührende Geschichte von Isabel und Richard weiter geht.

Die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten – des Ich-Erzählers Richard, der für Hitler in den Krieg zieht, und der Jüdin Isabel – ist in die Zeit des Zweiten Weltkriegs eingebettet. Teil zwei knüpft nahtlos an den Vorgänger an: „Kaltes Herz“ beginnt dort, wo „Die Anfänge“ aufgehört haben.

Im Zentrum der Fortsetzung stehen Richards Erlebnisse in Stalingrad. Angesichts des Infernos kämpft in ihm „die Verzweiflung über einen möglichen Tod und die Sehnsucht nach dem Leben“. Er macht eine innerliche Kehrtwendung: „Ich fühlte mich verraten und verkauft,“ lässt Andreas Ilch seinen Richard auf Seite 95 formulieren, „sah keine Notwendigkeit mehr, mein Leben fürs Vaterland herzugeben“. Er desertiert, unter Strapazen gelingt die Flucht, er schlägt sich durch Schneemassen und endlose Steppen durch, immer das Ziel vor Augen, das sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht: Wieder nach Hause zurückzukehren und die geliebte Isabel noch einmal in seine Arme schließen zu können. Doch eine Hölle jagt die andere... Am Ende, nach 3000 Kilometern Fußmarsch, erreicht er die Heimat. Ob es zum erhofften Happy End kommt? Das soll hier nicht verraten werden. Nur soviel: Manchmal kommt es eben doch anders als man denkt...

Die Arbeit an dem Zweiteiler – der erste Teil ist vor einem Jahr fertig geworden – war für den Albstädter Autor eine Herausforderung: Der historische Kontext zwingt zum genauen Quellenstudium. Viele Monate sammelte Andreas Ilch Informationen, las Berichte und sah sich Dokumentationen an. Die Rahmendaten müssen stimmen, damit die Geschichte glaubwürdig ist.

Teil eins füllt fast 400 Seiten, Teil zwei ist genauso umfangreich. Die Figuren in seinem Buch sind frei erfunden. Allerdings ließ sich Andreas Ilch, der als Sachgebietsleiter für Soziales bei der Albstädter Stadtverwaltung arbeitet, von Briefen inspirieren, die er auf Flohmärkten fand und in denen Zeitzeugen die Kriegsjahre schildern. Seine Botschaft: „Der Roman ist für die Nachwelt bestimmt, aus dem Krieg und seinen Geschehnissen zu lernen, auf dass nie wieder Menschen in dieser verachtenden Weise aufeinander losgehen.“

Im ersten Teil rückte Andreas Ilch die Weltgeschichte in den Mittelpunkt – „Kaltes Herz“ konzentriert sich hingegen verstärkt auf die Liebesgeschichte und auf die Gefühlswelt Richards. Ilch beschreibt, wie Richard mehr und mehr abstumpft – darauf bezieht auch der Titel „Kaltes Herz“ –, wie Kälte, Hunger und das Alleinsein ihn belasten: „Ich rang mit dem Tod. Meine Hände krampften, mein Körper bebte, das Herz pochte und mein Mund war zum Schrei aufgerissen, als er nach mir griff und ich mich wehrte.“ Gleichzeitig wird das Buch zum Abenteuerroman: Der Leser verfolgt gespannt, wie es der flüchtende Richard schafft, trotz aller Hindernisse, Rückschläge und Gefahren zu überleben, nachdem er desertiert ist.

„Das Schreiben hat Spaß gemacht, war aber auch über Strecken ganz schön anstrengend“, sagt Andreas Ilch, der seine Fans nun mit der Fortsetzung der Geschichte von der einjährigen Wartezeit erlöst. Die Erfahrung samt der umfangreichen Recherchearbeit möchte er auf keinen Fall missen: „Die intensive Beschäftigung mit der Weltkriegsthematik hat mir viele Sichtweisen eröffnet“, erzählt er. „Es ist mir unverständlicher denn je, wie Menschen nichts dazulernen und weiter Kriege anzetteln können. Alles wird zerstört, geopfert – und wofür?“

Das nächste Buchprojekt hat Andreas Ilch noch nicht im Blick. „Ich möchte erst einmal eine Pause einlegen“, verrät er und schließt nicht aus, dass er nach dem Ausflug ins Kriegsgenre doch vielleicht wieder zu den Krimis zurückkehren werde. Doch bis dahin will er sich Zeit nehmen und sich vielleicht auch wieder etwas mehr seinem zweiten großen Hobby widmen: dem Fotografieren. Das Titelbild für „Kaltes Herz“ stammt übrigens aus seinem eigenen Foto-Fundus und zeigt eine Baumgruppe auf dem Degerfeld.

 

Der Autor: Andreas Ilch

Stationen Andreas Ilch, geboren 1961 in Berlin, schlug 1981 die Verwaltungslaufbahn für den gehobenen Dienst ein und arbeitete jahrelang in Sozialämtern Berlins, ehe er 1997 auf die Schwäbische Alb zog. Hier entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben und veröffentlichte bereits im Jahre 2007 sein erstes Buch, einen Gedichtband.

Neuland Es folgten „Tödliche Untreue“, „Söldner“ und „Hate“. Mit „Krieg kennt kein Erbarmen“ verließ er 2014 das Krimi-Genre. Nach „Die Anfänge“ ist jetzt die Fortsetzung „Kaltes Herz“ erschienen.

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